Heidelberger Bäckerei Mantei muss zum 31. Dezember das Bahnstadt-Areal räumen
Der Anwalt des Vermieters droht mit einer Räumungsklage. Es steht Aussage gegen Aussage: Zahlt das Bäckereiunternehmen noch Miete?

In der Firmenzentrale der Bäckerei in der Eppelheimer Straße werden die Brötchen gebacken - noch. Zudem befindet sich hier eine der erfolgreichsten Filialen des Unternehmens (im Hintergrund der Rohbau des neuen Kino-Centers). Foto: Philipp Rothe
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Die Bäckerei Mantei muss Ende des Monats ihre Backstube mit angeschlossener Filiale in der Bahnstadt räumen. "Wir erwarten, dass Mantei das Gebäude bis 31. Dezember verlässt", sagte Rechtsanwalt Heinz-Günter Hub am Freitag der RNZ. Hub vertritt die Heidelberger Grundstücksverwaltung GmbH (HGV), Eigentümerin der Firmenzentrale, die Mantei schon vor über einem Jahr die fristgerechte Kündigung zum Ende dieses Jahres aussprach.
"Wir werden auf keinen Fall dulden, dass dort ohne Mietzahlungen weitergearbeitet wird", so Hub. Seit September habe Mantei weder Miete noch Nebenkosten bezahlt. Es gebe Rückstände "im dicken fünfstelligen Bereich". Zudem sei die Kommunikation mit dem Unternehmen nachhaltig gestört, weshalb es keinerlei Bereitschaft mehr gebe, Mantei entgegenzukommen. "Die HGV fühlt sich auf den Arm genommen", so Hub. "Werden Grundstück und Gebäude nicht fristgerecht verlassen, wird die HGV eine Räumungsklage anstrengen." Das Bäckereiunternehmen ist nach Ansicht des Anwalts zahlungsunfähig. "Mantei macht sich offenbar der Insolvenzverschleppung schuldig", so Hub.
Bereits vor sechs Wochen wurde bekannt, dass die Hofbauer-Gruppe die Mantei-Firmenzentrale an der Eppelheimer Straße im September gekauft hat. Der Kauf ist aber noch nicht rechtskräftig, da die Stadt Heidelberg auf Basis des Entwicklungsrechts ihre Genehmigung versagen kann, wenn der Kauf die städtebauliche Entwicklung der Bahnstadt erschweren würde. Diese Prüfung seitens der Stadt ist aber noch nicht abgeschlossen. Auch Michael Hofbauer geht davon aus, dass die Bäckerei zum 31. Dezember auszieht.
Der von Mantei beauftragte Rechtsanwalt, Alexander Welschenbach, widerspricht den Darstellungen des HGV-Anwaltes. "Die Miete wurde definitiv bis einschließlich November gezahlt", sagte er gestern gegenüber der RNZ. Das Gebäude habe aber erhebliche Schäden, weshalb die Miete schon vor einiger Zeit gekürzt worden sei. Da an diesem Standort "eine ordnungsgemäße und längerfristige Fortführung der Produktion nicht gewährleistet" sei, solle die Firmenzentrale ohnehin verlegt werden. "Die Fragen des Ob und Wann einer Räumung sind aber noch nicht abschließend geklärt", meint Welschenbach.
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Das Unternehmen, das erst vor zwei Jahren ein Insolvenzverfahren erfolgreich überstanden hat, ist laut Anwalt Welschenbach zudem wirtschaftlich aus dem Gröbsten raus: "Das operative Geschäft läuft, die Zahlen zeigen nach oben." Mit einer moderneren Produktionsstätte an anderer Stelle und optimierten Strukturen könne Mantei in eine gute Zukunft schauen. Auch die ganze oder teilweise Auslagerung der Produktion bei anderen Bäckereien sei eine Option. "Mehrere Betriebe haben bereits von sich aus eine Kooperation angeboten", sagt Welschenbach. Auch die Übernahme von Filialen und deren Beschäftigten sei angeboten worden. "Zum Schutze der Mitarbeiter und der Arbeitsplätze werden solche Möglichkeiten selbstverständlich in einem Fortführungskonzept geprüft und ernst genommen." Auch eine gestörte Kommunikation sieht Welschenbach nicht: "Uns wurde vonseiten des Vermieters ein Entgegenkommen signalisiert." So sei Mantei weiterhin zuversichtlich, für eine Übergangszeit auch Anfang nächsten Jahres noch an jetziger Stelle backen zu können.
HGV-Anwalt Heinz-Günter Hub verschlägt es angesichts dieser Behauptungen fast die Sprache. Die Kommunikation sei von Anfang an eine Katstrophe gewesen. "Bevor HGV entschied, das Grundstück zu verkaufen, wurde es Mantei angeboten", so Hub, "aber darauf kam nie eine Reaktion." Nach der Kündigung habe es ebenfalls keine Kommunikation gegeben - obwohl Hub immer wieder das Gespräch gesucht habe. "Erst im September meldete sich ein Anwalt bei mir, der darum bat, das Mietverhältnis um drei bis sechs Monate zu verlängern." Dieses Ansinnen habe die HGV prüfen wollen - doch dann sei plötzlich ein Schreiben gekommen, dass die Bäckerei noch fünf Jahre bleiben wolle. Hubs Fazit: "Auch ein gutmütiger, wohlgesonnener Gläubiger hat irgendwann keine Möglichkeit des Entgegenkommens mehr."
Die 150 Mitarbeiter von Mantei hoffen unterdessen weiter. In einer Filiale im Stadtteil Ziegelhausen wurden rund 240 Unterschriften für den Erhalt der Bäckerei gesammelt. Die Liste soll nun an die anderen 20 Filialen in der Region gehen, um noch mehr Unterstützer zu finden.



