Hospital-Gelände Heidelberg

Hier soll ein "stabiles gesellschaftliches Gefüge" entstehen

Konzept wird im Ausschuss diskutiert - Verwaltung will Familien und Senioren ansprechen - Anteil an Sozialwohnungen "maßvoll"

08.05.2018 UPDATE: 09.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Das Hospital auf dem ehemaligen Army-Gelände in Rohrbach. Foto: Kresin

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Das Hospital-Gelände in Rohrbach ist mit neun Hektar die kleinste ehemalige US-Fläche der Stadt. Auch für dieses Gelände laufen die Planungen für die Nachnutzung (Konversion). Ein städtebauliches Konzept gibt es bereits, erste Nutzer stehen ebenfalls schon fest. Insgesamt sollen auf dem Gelände 500 Wohneinheiten entstehen - und jetzt geht es darum, welche Zielgruppen vor allem angesprochen werden, wie die Mieten und Kaufpreise ausfallen sollen. Darüber diskutiert am Mittwoch der Konversionsausschuss des Gemeinderats (ab 18 Uhr, Neuer Sitzungssaal im Rathaus). Das Konzept der Stadtverwaltung ist nicht so ehrgeizig wie das für Mark Twain Village - doch das hat Gründe.

Während in der Südstadt 70 Prozent des Wohnraums im preisgünstigen Segment liegen, sollen es beim Hospital-Gelände nur 50 Prozent sein. Die Haushalte, die in den verschiedenen Kategorien zum Zug kommen sollen, müssen bestimmte Einkommensgrenzen einhalten. Die Käufer müssen sich verpflichten, die Wohnung mindestens zehn Jahre selbst zu nutzen, bei den Mietwohnungen im preisgedämpften Segment ist eine Bindung von zehn Jahren vorgesehen, bei den geförderten 25 bis 30 Jahre.

Die Stadtverwaltung will damit vor allem Familien und Senioren ansprechen, auch für Alleinerziehende soll mit eher kleineren Appartements ein Angebot geschaffen werden. Gemeinschaftliches Wohnen wird vom Collegium Academicum abgedeckt, das in einem selbstverwalteten Studentenwohnheim zusätzlich 200 Plätze bereitstellen will. Diese Appartements sind nicht in die Berechnung der Prozentverteilungen eingegangen.

Den im Vergleich zur Südstadt geringeren Anteil an geförderten Mietwohnungen begründet die Verwaltung mit dem Umfeld des Hospital-Geländes. Denn im Quartier Hasenleiser gibt es bereits überdurchschnittlich viele "alte" Sozialwohnungen, zum Teil mit Mietpreisen von fünf Euro pro Quadratmeter. Darum solle der Anteil neuer Sozialwohnungen im Hospital "maßvoll" ausfallen, heißt es im Konzept. So soll ein "stabiles gesellschaftliches Gefüge" entstehen. Bei mehr geförderten Wohnraum sieht man das offenbar in Gefahr.

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Hintergrund

Vorgaben für Hospital-Gelände

Wenn der Konversionsausschuss des Gemeinderats heute über die Nachnutzung des Hospital-Geländes diskutiert, geht es nicht nur ums Wohnen. Auch das energetische Konzept für die zukünftigen Gebäude sowie Vorgaben für

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Vorgaben für Hospital-Gelände

Wenn der Konversionsausschuss des Gemeinderats heute über die Nachnutzung des Hospital-Geländes diskutiert, geht es nicht nur ums Wohnen. Auch das energetische Konzept für die zukünftigen Gebäude sowie Vorgaben für Verkehr und Mobilität sind Teil der Beschlussvorlage. Die wichtigsten Punkte:

> Gebäude: Im Hospital-Gelände wird der KfW-55-Standard festgeschrieben. Das heißt, ein Gebäude verbraucht nur 55 Prozent der Energie eines vergleichbaren Referenzbaus, der nach den energetischen Mindestanforderungen errichtet wurde. In Verbindung mit großen Fotovoltaikanlagen auf den Dächern ergibt sich laut einer Studie eine größere CO2-Reduktion als etwa mit Passivhäusern ohne Fotovoltaik.

> Autos: Generell will man im Hospital-Quartier so wenig Autoverkehr wie möglich. Es wird ein weitgehend oberirdisches Parkhaus gebaut, das für vier Wohnblöcke Stellplätze zur Verfügung stellt. Dort braucht man dann keine Tiefgaragen, was die Baukosten reduziert. Andere Wohnanlagen erhalten Tiefgaragen. Parkplätze im öffentlichen Straßenraum sollen auf ein Minimum reduziert werden, trotzdem sollen Besucher, Beschäftigte und Kunden von Geschäften Platz für ihr Auto finden. Auch Car-Sharing-Angebote sind geplant. Schleichverkehr durch das Areal soll durch Poller vermieden werden, die Berechtigte versenken können.

> Fußgänger und Radfahrer: Sie sollen "attraktive Wege" bekommen, breite Gehwege und eine Anbindung an die geplante Radverkehrsachse vom südlichen Umland in die Innenstadt.

> Öffentlicher Nahverkehr: Hier sind keine Neuerungen geplant, denn das Hospital-Gelände ist durch die Straßenbahnen 23 und 24 sowie die Buslinien 33 und 29 gut angebunden. (ste)

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Darüber wird es heute im Konversionsausschuss Diskussionen geben, denn gleich zwei Anträge fordern Änderungen am wohnungspolitischen Konzept. Am weitesten gehen "Die Linke" und die Piraten: Sie fordern, das Südstadt-Modell auch für das Hospital-Gelände anzuwenden. Sie befürchten negative Auswirkungen auf den Hasenleiser, weil das vorliegende Konzept die Mieten dort in die Höhe treiben könnte. Die SPD geht etwas differenzierter vor: Sie fordert für die 20 Prozent geförderten Wohnraum Mieten von sieben bis acht Euro pro Quadratmeter und für das preisgedämpfte Segment eine Spanne von acht bis neun Euro sowie eine Bindung von mindestens 30 Jahren. "9,50 bis 11 Euro pro Quadratmeter - das ist kein preisgünstiger Wohnraum", wird etwa SPD-Stadtrat Karl Emer in einer Pressemitteilung zitiert. Außerdem fordert die SPD die Einrichtung eines Stadtteilzentrums.

Mit der letzten Forderung kann Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß sicher leben, die anderen sieht er hingegen kritisch. "Ein größerer Anteil an Sozialwohnungen wirkt sich auf die soziale Balance im Quartier aus, und man läuft Gefahr, dass die positive Ausstrahlung auf den Hasenleiser nicht gelingt", sagte Heiß gestern der RNZ. Auch müsse man berücksichtigen, dass in der Südstadt die städtische Wohnungsgesellschaft GGH mit zwei Baugenossenschaften und zwei Genossenschaftsbanken das wohnungspolitische Konzept umsetzt - und die könnten eben anders kalkulieren als private Investoren.

Mit Investitionen von über 300 Millionen Euro in Mark Twain Village sind diese Partner erst einmal ausgelastet, beim Hospital-Gelände soll laut Beschlussvorlage für den Ausschuss lediglich die GGH eine "entscheidende" Rolle spielen, die sich aber für die Entwicklung wohl Partner suchen muss. Schon im September 2016 hat sich eine Gruppe mit Immobilienentwicklern aus der Region bei einem Bürgerforum vorgestellt und Interesse bekundet.

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