Große Sorgen um Heidelberg als Tagungsstandort
CDU will die beiden Vorhaben entzerren - Zustimmung bei Grünen, Skepsis bei der SPD

Von Micha Hörnle
Heidelberg. Kann das gutgehen? Die Stadthalle für mindestens zwei Jahre dicht, da gerade im Umbau - und das neue Konferenzzentrum am Bahnhof ist noch nicht fertig. Bekanntlich will der Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing, Matthias Schiemer, - seine stadteigene Gesellschaft ist auch für Kongresse zuständig - möglichst gleichzeitig, wohl 2021, das neue Konferenzzentrum und die umgebaute Stadthalle eröffnen. In der Zwischenzeit gäbe es in der Stadt keinen Ort für Tagungen und Traditionsveranstaltungen, wie beispielsweise die Fastnacht. Deswegen stellte die CDU nun einen Antrag, die beiden Großprojekte zu entzerren: erst das neue Kongresshaus am Bahnhof, dann der Umbau der Stadthalle. Über diesen Antrag wird wahrscheinlich erstmals Ende November oder im Dezember beraten.
CDU-Stadtrat Alexander Föhr fürchtet vor allem, dass die Tagungen dann ganz aus Heidelberg abwandern, zumal sich ja der Mannheimer Rosengarten als Ersatz angeboten hat: "Wir haben große Bedenken, dass die Kongresse uns für immer verloren gehen, wenn wir zwei Jahre keinen Raum für sie bieten können. Was nützt uns dann das tollste Kongresszentrum, wenn die Tagungen sich längst woanders hin orientiert haben?" Ihm gehe es gar nicht darum, den Umbau der Stadthalle endlos vor sich herzuschieben, aber noch sei manches ungeklärt: zum Beispiel, wie stark die Unterhaltung der umgebauten Stadthalle am Ende den städtischen Haushalt belasten würde.
In der CDU-Fraktion hat ausgerechnet der Vorsitzende Jan Gradel eine andere Meinung: "Wenn wir fünf Jahre mit der Sanierung der Stadthalle warten, bis das Konferenzzentrum fertig ist, dann hat sich dieses Projekt erledigt." Denn den Mäzenen, die mindestens 22 der 28 Millionen Euro Gesamtkosten stemmen wollen, sei es wichtig, dass es bald losgehe.
Von den beiden anderen großen Fraktionen im Gemeinderat gibt es unterschiedliche Reaktionen: Die Grünen haben zumindest Verständnis für den CDU-Antrag: "Ich finde den Gedanken vernünftig", meint Fraktionsvorsitzende Beate Deckwart-Boller, "wir muten den städtischen Ämtern momentan zu viel zu, wir machen zu viel auf einmal: neues Konferenzzentrum, Großsporthalle und Umbau der Stadthalle." Natürlich seien auch die Grünen froh, dass Privatpersonen sich beim Umbau der maroden Stadthalle engagieren wollen, aber immer noch seien zu viele Fragen offen, die in letzter Zeit auch in Leserbriefen in der RNZ thematisiert wurden: Ist die Akustik dann wirklich so viel besser? Muss die Bühne in der Mitte sein? Können sich gerade Traditionsvereine eine aufwändig umgebaute Stadthalle noch leisten?
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Bei der SPD stößt diese Skepsis auf Unverständnis: "Wir sollten jetzt nicht anfangen, den Umbau der Stadthalle zu früh zu zerreden", sagt Fraktionsvorsitzende Anke Schuster. Außerdem könne niemand zur Zeit sicher sagen, dass Stadthalle und Kongresshaus gleichzeitig in Angriff genommen werden: "Beide haben einen ganz unterschiedlichen Projektstatus", da es für die Stadthalle bisher nur eine Machbarkeitsstudie gäbe. Und für Schuster macht diese frühe Festlegung der CDU keinen Sinn: "Der Antrag gibt vor, jetzt schon zu wissen, welcher Ablauf besser ist. Ich kann das momentan nicht einschätzen." Und, so fragt sie: "Wenn das Konferenzzentrum früher fertig ist als die Stadthalle: Finden dann alle Fastnachtssitzungen und der Ball der Vampire auf einmal dort statt?"