Überraschung im Gemeinderat

Jetzt kommt doch die große Arena in Heidelberg

Die Großsporthalle an der Speyerer Straße wird 5000 Plätze haben - Einnahmen waren zu knapp dargestellt

29.06.2017 UPDATE: 30.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden

So soll die neue Großsporthalle auf den Patton Barracks aussehen, in die man über einen großen Vorplatz gelangt. Im Hintergrund verläuft die Speyerer Straße. Grafik: Turkali Architekten

Von Timo Teufert

Damit hatte keiner gerechnet: Die Gemeinderäte hatten im Haupt- und Finanzausschuss noch für eine "kleine" Großsporthalle mit 4000 Plätzen an der Speyerer Straße gestimmt, und es sah so aus, als ob dieser Variante auch im Gemeinderat der Vorzug gegeben würde. Doch dann machte Stadtrat Matthias Kutsch (CDU) - ein Verfechter einer Hallenlösung mit 5000 Plätzen - am Dienstag im Jugendgemeinderat Werbung für die große Lösung. Und nachdem sein Vorstoß bei den Jugendlichen einstimmig aufgenommen worden war, nutzte er die Zeit bis zur Gemeinderatssitzung am Donnerstagnachmittag, um bei seinen Kollegen für eine Großsporthalle mit 5000 Plätzen zu werben. Offenbar konnte er sie überzeugen: Denn der Gemeinderat stimmte gestern mit großer Mehrheit für die größere Variante.

Kutsch argumentierte über die Kosten: Die kalkulierten Einnahmen für die Halle waren in der Verwaltungsvorlage demnach zu knapp dargestellt. Eine Tagesmiete sei nur mit 4000 Euro kalkuliert worden, hieß es nach der Sitzung. Der CDU-Stadtrat informierte sich bei anderen Multifunktionsarenen - etwa der in Ludwigsburg, wo auch Basketball und Handball gespielt wird - und fand heraus, dass die Tagesmiete dort rund 10.000 Euro höher ist. Ein wichtiger Einnahmefaktor, der am Ende die städtischen Betriebskosten senkt.

"Wir haben heute die einmalige Chance, eine ganz tolle Großsporthalle zu bekommen", warb er in der Sitzung noch einmal für die größere Variante und beantragte schließlich eine Arena mit 3750 Sitz- und 1250 Stehplätzen. Mittel- und langfristig sei das die bessere Entscheidung, argumentierte der Stadtrat. Die Perspektive für die Zukunft sah auch Felix Grädler (Grüne): "Mit einer größeren Halle haben Vereine und Veranstalter die Chance, mit ihren Projekten zu wachsen." Das Potenzial bei den Vereinen in der Region sei da, die Halle auch zu füllen. "Und es gibt bestimmt Mannschaften, mit denen wir heute noch gar nicht rechnen, die diese Halle nutzen können", sagte Grädler. Für ihn ist der Beschluss ein Signal an den Spitzensport.

Er wies auch auf die Möglichkeit hin, dass die Halle für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann: "Sie ist größer als der Maimarkt-Club mit 3000 Plätzen und kleiner als die SAP-Arena mit 10.000 Plätzen", so Grädler. "Wir würden uns in zehn Jahren ärgern, wenn wir uns heute nicht für die größere Halle entscheiden würden." Die Investitionskosten für die 5000er Halle liegen bei 28 Millionen Euro, bei der kleineren Halle mit 4000 Plätzen bei 24,5 Millionen Euro. "Wir sollten den Mut zur 5000er Halle haben und die Kapazität nicht von vornherein beschränken", sagte Michael Eckert (FDP). Sie bringe zusätzliche Menschen nach Heidelberg und verbessere die Attraktivität für die Bürger.

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Doch es gab auch Kritik: "Wir als SPD haben die Großsporthalle maßgeblich voran getrieben. Eine Halle mit 4000 Plätzen reicht uns", sagte Michael Rochlitz (SPD). Man solle sich nicht nur an den Rhein-Neckar-Löwen orientieren, seine Fraktion werde sich enthalten. Die Löwen wollen die Heimspiele im Pokal und in der Gruppenphase der Champions League in der neuen Halle austragen. "Für den Preis der Großsporthalle könnten wir vier bis fünf Hallen für den Vereinssport bauen", sagte Oliver Priem (Grüne), der zusammen mit vier Fraktionskollegen gegen die größere Halle stimmte. Problematisch sei insbesondere, dass man nicht in die Zukunft blicken könne. "Steigen die MLP Academics auf? Wie lange bleiben sie dann erstklassig?", fragte Priem. Er schlug vor, die 5000er Variante nur weiter zu verfolgen, wenn die Bau- und Betriebskosten die Kosten für die Halle mit 4000 Plätzen nicht übersteigen. Dieser Antrag wurde aber nach dem Erfolg des CDU-Antrags nicht mehr abgestimmt.

Freude herrscht bei den Vertretern des Sports: "Wir sind mega erleichtert", meinte Matthias Lautenschläger, Geschäftsführer der MLP Academics, nach der Entscheidung. Zielvorstellung des Basketballzweitligisten sei eine Hallenkapazität zwischen 4000 und 5000 Besuchern gewesen. "Wir haben immer gesagt, wir nehmen es so, wie es kommt. Doch diese Entscheidung ist ein Zeichen für die Zukunft", erklärte Lautenschläger. Sein Team wolle wachsen, und da sei es gut, auch Möglichkeiten nach oben zu haben. "Dieses sensationelle Ergebnis und diese Großinvestition in den Sport stimmen mich fröhlich", sagte Peter Schlör, Sprecher des "Bündnisses für Sport", das seit drei Jahren fraktionsübergreifend für die Großsporthalle geworben hatte.

Bei der Abstimmung über die Halle mit 5000 Plätzen stimmten 27 Räte dafür, zehn dagegen, fünf enthielten sich.

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