Wo Bäume auf den Hausdächern wachsen
Im Innenstadtquadrat T 5 entsteht ein ungewöhnliches Stadtquartier – Im benachbarten T 4 nähert sich das Projekt dem Rohbauzustand

Im Quadrat T 5 haben die Arbeiten für ein ungewöhnliches Bauprojekt begonnen. Im Juni 2019 soll es fertiggestellt sein.
Von Gerhard Bühler
Auf dem Gelände der ehemaligen Sickingerschule, das sich früher über die ganzen Innenstadtquadrate T 4 und T 5 erstreckt hat, wächst inzwischen ein neues Stadtquartier empor. Während sich das Wohnbauprojekt der städtischen GBG auf T 4 bereits dem Rohbauzustand nähert, haben vor wenigen Tagen auch in T 5 die Bauarbeiten begonnen. Nach den Plänen des Projektentwicklers soll hier ein innovatives Konzept mit zehn individuell gestalteten und stark begrünten Stadthäusern realisiert werden. Vorgesehen sind insgesamt 220 Wohneinheiten.
In einem von der Stadt ausgelobten Wettbewerbsverfahren zur Bebauung des Quadrats T 5 war im Oktober 2014 der Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros "haas cook zemmrich" zum Sieger gekürt worden. Überzeugen konnte der Entwurf mit einer Gestaltung, die die monotone Reihung eines Wohnblocks alter Prägung bewusst vermeidet.
Zwar ist auch für T 4 eine Innenstadt-typische Blockrandbebauung mit einem Innenhof vorgesehen, der begrünt werden soll. Nach dem Entwurf der Architekten soll jedoch eine stark variierende Fassadengestaltung ähnlich wie bei einem gewachsenen Altbaubestand für Abwechslung sorgen.
Vorgesehen sind auf dem 4732 Quadratmeter großen Grundstück in T 5 zehn verschiedene Haustypen mit unterschiedlicher Gestaltung und Gebäudehöhe. "Jedes Haus bekommt eine andere Fassade, es soll aussehen wie zehn verschiedene Häuser", betont Projektentwickler Stefan Pfeil, der sich mit seinem Walldorfer Unternehmen hier engagiert. Insgesamt sollen 147 Wohneinheiten mit 12.900 Quadratmetern Wohnfläche und 153 Tiefgaragenplätzen im Untergrund entstehen. Wie Pfeil sagt, geht er von einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro aus.
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Auffallend und ungewöhnlich an der Architektur der Häuser ist die Staffelung der Dachterrassen in verschiedenen Höhen und die oben aufgesetzten Penthouses mit asymmetrischen Formen. "Wir haben den Siegerentwurf der Architekten weiterentwickelt in Bezug auf die Grüngestaltung", macht Pfeil auf eine Besonderheit aufmerksam. Um den unvermeidlichen Wegfall einer Reihe von Kastanienbäumen am Rand des neu bebauten Quadrats T 5 auszugleichen, für die sich Anwohner und Umweltschützer eingesetzt hatten, sollen auf den Hausdächern mittelhohe Bäume von fünf bis acht Meter Höhe gepflanzt werden. Eine rund einen Meter dicke Schicht aus Erde und Substrat mache dies möglich, erläutert der Projektentwickler. "Dass oben nicht nur Gras ist, sondern richtige Bäume stehen, wird schon etwas Außergewöhnliches sein", sieht Pfeil darin durchaus eine gewisse Vorbildwirkung.
Zunächst werde die Baugrube ausgehoben und die Pfahlgründung hergestellt. Bis Ende September soll die Tiefgarage fertig sein. "Wir gehen ab da von etwa 20 Monaten Bauzeit aus, Mai oder Juni 2019 könnte das Projekt fertig sein", nannte er den Zeitplan.
Im benachbarten Quadrat T 4 ist das Vorhaben der GBG schon deutlich weiter. Das städtische Unternehmen baut hier auf 3470 Quadratmetern Fläche 73 Wohnungen nach Niedrigenergie-Standard, in der Größe gestaffelt von einem bis zu fünf Zimmern und 40 bis 148 Quadratmetern Wohnfläche. Auch hier sollen die Dächer nachhaltig begrünt werden. Vorgesehen ist ebenso ein grüner Innenhof, dazu eine Tiefgarage mit Ladestationen für E-Mobile. Ergänzt wird der Neubau durch ein Kinderhaus als Ersatz für das frühere Sickinger-Kinderhaus.
Nach dem Willen der Stadtplaner soll die vormals verschwundene, nun wieder hergestellte "Straße" zwischen den beiden Quadraten T 4 und T 5 autofrei bleiben. Wie im Siegerentwurf des stadtplanerischen Wettbewerbs vorgesehen, wird auf dem südlichen Teil von T 4 ein öffentlicher Platz mit weiteren Bäumen und Sitzgelegenheiten entstehen.