Sicherer Schulweg in Bammental: Konzept statt Schnellschuss

Kombinierter Fahr- und Radweg für Industriestraße angedacht - Bürgermeister Holger Karl lobte Rettungseinsatz

10.03.2016 UPDATE: 11.03.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden

Suboptimal: Industriestraße wird als Schulweg genutzt. Parkende Autos und Lastwagen verschärfen die unübersichtliche Lage. Fotos: Alex

Von Manuel Reinhardt

Bammental. Der Schock im Ort saß auch in den Tagen nach dem Unfall noch tief: Eine 13-jährige Schülerin war am Montagmittag nach einem Sturz auf dem Nachhauseweg in der Industriestraße unter den Anhänger eines Lastwagens geraten, was sowohl am Gymnasium als auch in der Gemeindeverwaltung große Betroffenheit ausgelöst hat. Das Mädchen zog sich eine schwere Oberschenkelverletzung zu, schwebte aber nicht in Lebensgefahr, wie die Polizei auf RNZ-Nachfrage mitteilte.

Hintergrund

Bammental. (mare) "Es gab großen Gesprächsbedarf", berichtete Benedikt Bauer, Schulleiter des Bammentaler Gymnasiums, dass

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Bammental. (mare) "Es gab großen Gesprächsbedarf", berichtete Benedikt Bauer, Schulleiter des Bammentaler Gymnasiums, dass der Unfall der 13-jährigen Schülerin am Montagmittag in allen Klassen sehr intensiv besprochen wurde. Schließlich kennen sich die Schüler untereinander, viele fahren wie die 13-Jährige mit dem Fahrrad zur Schule. "Das berührt jeden", so Benedikt Bauer. Entsprechend waren die Beratungslehrer und Schulpsychologen gefragt. Bereits am Montagnachmittag hatte das Gymnasium eine Veranstaltung mit Schülern durchgeführt, bei der sich Seelsorger um die Schüler kümmerten und sich mit dem Thema Trauma auseinandersetzten.

Die Schulleitung machte sich bereits kurz nach dem Unfall ein Bild vor Ort. Dass die Industriestraße als Schulweg vor allen Dingen für Schüler aus Mauer ein besonderer Brennpunkt sei, konnte Benedikt Bauer nicht bestätigen. "Im Grunde gibt es auf fast allen Routen Gefahrenpunkte verschiedenster Art." In der Industriestraße sei einerseits der Lkw-Verkehr, andererseits die Enge durch die parkenden Autos eine Besonderheit. Und die Verknüpfung beider Faktoren habe zu diesem Unfall geführt.

Das Gymnasium ist beim Thema Verkehrssicherheit aber auch vor dem Unfall schon nicht untätig gewesen. "Wir weisen die Schüler durch die Klassenlehrer regelmäßig auf verschiedene Gefahrenpunkte hin", erklärte Benedikt Bauer. Gleichzeitig mahnte er aber wie auch bereits die Seelsorger am Montag die negativen psychologischen Effekte für die Kinder an, sollte im Zuge des Unfalls nun eine inflationäre "Warnwelle" in Sachen Schulweg einsetzen. Die Thematik sei ganz grundsätzlicher Natur. "Die Sicherheit auf dem Schulweg ist eine allgemeine Verantwortung", so der Schulleiter.

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"Das war ein ganz schlimmer, tragischer Unfall durch eine Verkettung verschiedener Umstände", sagte Bürgermeister Holger Karl, der kurz nach dem Unglück an der Unfallstelle war. Er wies aber niemandem die Schuld zu: "Der Lkw-Fahrer konnte nichts dazu, er ist 22 Kilometer gefahren und es ist uns allen als Kinder schon passiert, dass wir uns mit dem Lenker verhakt haben."

Umso mehr lobte der Rathauschef aber den vorbildlichen Ablauf der Rettungsmaßnahme. "Ich habe höchsten Respekt, wie die Zusammenarbeit der Rettungskräfte lief." Von der Feuerwehr über die Rettungssanitäter und Polizei bis zur Nachbetreuung durch die Seelsorger: "Es war richtig toll, wie alle gemeinsam mit der Situation umgegangen sind."

Die Umgestaltung der Industriestraße soll derweil kein Schnellschuss nach dem Unfall werden. Schon seit Jahren setzt sich die Gemeinde damit auseinander: Im Rahmen des ganzheitlichen Verkehrskonzeptes, das vom Gemeinderat bereits mit entsprechenden Mitteln im Haushalt abgenommen wurde, soll ein kombinierter Fahr- und Radweg entstehen. "Das ist nun einmal ein Industriegebiet mit entsprechendem Verkehr", deutete Holger Karl die vielen Interessen an, die es für die Umsetzung unter einen Hut zu bekommen gilt. "Der Verkehr muss reibungslos funktionieren, aber wir wollen auch etwas für die Sicherheit tun." Und natürlich muss die Straßenverkehrsordnung eingehalten werden. Bis Ostern sollen erste Planentwürfe vorliegen, die in öffentlichen Veranstaltungen dann auch vor Ort vorgestellt werden.

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Damit sollen auch die Bürger einbezogen werden. Schon vor einem Jahr hatten Anwohner der Alfons-Mauser-Straße mit einem Schreiben auf eine mögliche Gefahrensituation in der Industriestraße insbesondere durch die Parksituation aufmerksam gemacht. "Es ist nur einseitig ein Gehweg vorhanden, der leider immer wieder zugeparkt oder als Ausweichmöglichkeit großer Lkw sowie auch Pkw benutzt wird, die aufgrund der bestehenden Parksituation entlang der Straße bei Gegenverkehr automatisch auf den Gehweg ausweichen", heißt es in dem Schreiben, das der RNZ vorliegt. Und weiter: "Von früh morgens bis spät abends ist die Parksituation für Fußgänger sowie Radfahrer (Schulkinder aus Mauer) lebensgefährlich."

Bürgermeister Holger Karl wies dabei darauf hin, dass es jedes Jahr viele Möglichkeiten wie den Bürgertag und auch stets intensiven Austausch mit den Bürgern bei Verkehrsprojekten gibt. Darum habe man von dem Schreiben nur Kenntnis genommen.

Eine kurzfristige Einrichtung eines absoluten Halteverbotes im Bereich der Industriestraße habe Karl unmittelbar nach dem Unfall mit der Polizei und dem Straßenverkehrsamt besprochen. "Davon wurde vonseiten der Polizei aber abgeraten", so der Rathauschef.

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