Hirschberg: Runder Tisch Asyl bereitet sich auf 100 Flüchtlinge vor
Helfer aus Schriesheim und Wienheim berichten über ihre Erfahrungen - Weitere Ehrenamtliche gesucht

"Ein fertiges Konzept bringt nichts", sagte Dieter Weitz (am Laptop) beim Runden Tisch Asyl. Er stellte seine Erfahrung mit 116 Männern in Lützelsachsen vor. Foto: Dorn
Hirschberg. (ze) Für die ehrenamtlichen Betreuer der in Hirschberg lebenden 25 Flüchtlinge wird sich in absehbarer Zeit einiges ändern. Derzeit werden bereits die ersten Container für weitere Asylsuchende am Hilfeleistungszentrum in Leutershausen errichtet. Sind diese fertig gestellt, werden hier 100 Flüchtlinge untergebracht. Um sich zu informieren, was damit auf die ehrenamtlich Tätigen zukommt, hatte der Runde Tisch Asyl zwei Referenten aus den Nachbargemeinden eingeladen, die über ihre Arbeit mit größeren Flüchtlingsgruppen berichteten.
"In Schriesheim kamen vor eineinhalb Jahren 25 Flüchtlinge an", berichtete Fadime Tuncer den knapp 50 Hirschberger Bürgern im Anbau der Alten Turnhalle von den Anfängen der Flüchtlingshilfe in Schriesheim. Da man erst drei Tage zuvor von der Ankunft der Flüchtlinge erfahren hatte, wäre kaum Zeit gewesen, das Notwendigste zu organisieren. "Toll, dass ihr in Hirschberg mehr Zeit dafür habt", sagte die Schriesheimer Stadträtin.
In Schriesheim wurden im Laufe der Zeit drei Arbeitsgruppen gebildet, wobei "Erziehung und Bildung" einen Schwerpunkt der Arbeit mit den Flüchtlingen ausmacht. Es gibt darüber hinaus die Gruppe "Dialog und Kultur", die etwa das Kulturfrühstück organisiert, und die Gruppe "Gesundheit", die zum Beispiel bei Arztbesuchen unterstützt.
Mit Patenschaften für die Flüchtlinge habe man begonnen, als weitere 60 Asylsuchende nach Schriesheim kamen, so Tuncer. Ein Modell, das sich sehr bewährt habe, da dadurch eine intensivere Betreuung der Flüchtlinge möglich sei. Wichtig sei jedoch eine zentrale Stelle für die Organisation zu haben, damit es nicht zu doppelten Hilfen komme. Tuncer warnte davor, die Flüchtlinge mit Hilfe zu "überschwemmen". Vielmehr sollte es eine Hilfe zur Selbsthilfe sein.
"Ein fertiges Konzept bringt nichts", betonten unisono Tuncer und Dieter Weitz, der seine Erfahrungen mit der Unterbringung von 116 Männern in der Winzerhalle in Weinheim-Lützelsachsen vorstellte. Jede Flüchtlingsgruppe und die Art der Unterbringung erforderten eine gewisse Flexibilität, sagte Weitz.
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Aufgaben für die Ehrenamtlichen gebe es jedoch genügend. So etwa den Menschen zu erklären, wo sie sich befinden, die örtlichen Gegebenheiten zu erläutern oder zu erklären, was ein Landkreis ist. Denn für die ersten drei Monate müssten die Flüchtlinge an dem Ort bleiben, der ihnen zugewiesen wurde. "Auch Grundinformationen zur deutschen Straßenverkehrsordnung zu vermitteln, hilft bei der Integration", wusste Weitz. Der wichtigste Termin für die Flüchtlinge sei die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Karlsruhe.
Hierfür sei es notwendig, dass die Flüchtlinge zu ihrem Anhörungstermin von einem Helfer begleitet würden, denn die Verhältnisse beim BAMF seien alles andere als ideal. Dort könnten pro Tag nur 150 Asylanträge bearbeitet werden, es werde aber "überterminiert". Das bedeute, das teilweise über 500 Flüchtlinge für einen Tag nach Karlsruhe eingeladen würden. Für die Flüchtlinge, deren Anträge an diesem Tag nicht bearbeitet werden können, wäre dies sehr deprimierend. Zudem habe er erlebt, dass den Flüchtlingen ungültige Rückfahrkarten für die Bahn ausgehändigt wurden, was bei einer Kontrolle zu weiteren Komplikationen führte.
Beim Hirschberger Runden Tisch Asyl hat man die Zeit, seitdem bekannt ist, dass weitere Flüchtlinge in die Bergstraßengemeinde kommen, bereits genutzt. So wurden Teams gebildet, deren Mitglieder sich zum Beispiel um den ersten Kontakt oder die Sprachförderung kümmern sollen. Auch an ganz einfach Dinge wurde gedacht, etwa Ortspläne in den Unterkünften auszuhängen. Trotz allem werden noch weitere Helfer für die verschiedenen Teams gesucht, wie Ulrich Schulz vom Runden Tisch Asyl betonte.