Sinsheim

Zweite Demo für das Grundgesetz und gegen Rechtsextremismus (plus Fotogalerie)

Rund 500 Menschen beteiligten sich am Samstag bei der Kundgebung und Demonstration.

27.04.2024 UPDATE: 27.04.2024 18:30 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Foto: Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim. Zwischen 400 und 500 Menschen zeigten am Samstagmittag Flagge für die Demokratie. Im Februar waren bei der ersten Auflage von "Sinsheim ist bunt" rund 1500 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Die Kundgebung, diesmal nicht auf dem Vorplatz der Dr.-Sieber-Halle, sondern auf dem Burgplatz, avancierte zu einem regelrechten Fest mit Foodtruck und Kinderprogramm. Auch diesmal hatte das "Bündnis für Toleranz" zur Kundgebung aufgerufen: 40 Vereine, Verbände, Organisationen und Mandatsträger waren dem Aufruf gefolgt.

Mehrere Vereine und Organisationen hatten Stellung bezogen – alle mit Bezug zur bunten Vielfalt, zu Toleranz und mit dem Bestreben, sich gegen Rassismus und für positive Aspekte des gesellschaftlichen Miteinanders einzusetzen. Auch die anstehende Kommunal- und Europawahl prägten diese Zusammenkunft; auf der Bühne sowie am Rande, an Ständen, Zelten und in der Menge, die sich auf einen Marsch durch die Innenstadt begab.

Diesmal führte er durch die Haupt-, Bahnhofs-, Muth- und Dührener Straße. Auch junge Kandidatinnen und Kandidaten der Kommunalwahl meldeten sich lautstark und selbstbewusst zu Wort. Die Demonstration stand auch unter dem Motto "75 Jahre Grundgesetz". Sie verlief friedlich und wirkte deutlich entspannter als jene im Februar.

FDP-Bundestagsabgeordneter Jens Brandenburg, selbst nicht anwesend, ließ seine Rede verlesen: "Fremdenfeindlichkeit, Populismus und die Erosion demokratischer Grundwerte gewinnen an Fahrt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Angst unsere Gesellschaft spalten", hieß es darin. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte war nicht vor Ort und ließ seinen Redebeitrag vorlesen: "Sinsheim steht dauerhaft für Demokratie, für die Würde aller Menschen, Freiheit und tritt für den Rechtsstaat ein", ließ er mitteilen. "Nur wenn die Demokraten gemeinsam gegen die vorgehen, die das System zerstören wollen, werden wir erfolgreich sein." Er rief dazu auf, die Demokratie nicht aufzugeben und für das Grundgesetz einzustehen. SPD-Bundestagsabgeordneter Lars Castellucci sagte vor Ort: "In der Welt ist vieles in Bewegung. Am Ende des Jahrhunderts werden wir vielleicht zehn Milliarden Menschen sein. Welche Regeln werden dann wohl gelten?" Er fragte: "Sehen wir zu, wie die Gesellschaften, in denen wir leben, immer weiter auseinanderdriften?" Dies sei nicht die Zeit, zu Hause sitzen zu bleiben oder schlecht gelaunt zu sein: "Es ist Zeit, aufzustehen und einzustehen für unsere Werte."

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jürgen Kretz, der seit zwei Monaten im Bundestag sitzt, sagte: "Für mich ist es nach wie vor neu, zu sehen, wie die Vertreterinnen der AfD im Bundestag menschenverachtende und hanebüchene Argumente aufbringen. Das politische Klima hat sich eindeutig verschärft." Es werde versucht, "den Rechtsstaat lächerlich zu machen und bewusst überall Misstrauen zu sähen, um unsere Demokratie zu schwächen". Kretz appellierte: "Das dürfen wir nicht zulassen."

Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermann Katzenstein und der SPD-Landtagsabgeordnete Jan Peter Röderer waren dabei. Andreas Kaprocki, stellvertretender Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Rhein-Neckar (ebenfalls mit einem Zelt vertreten), der ukrainische Wurzeln hat, verdeutlichte: In kritischen Bereichen der Geschichte solle ein starker Kern der Gesellschaft immer wieder Stopp sagen und den Zusammenbruch von Demokratie und Freiheit verhindern. Doch die Unabhängigkeit habe ihren Preis. Es gebe sie nicht umsonst, Freiheit und Sicherheit müssten notfalls erkämpft werden. "Für die Ukraine kann das Motto ‚nie wieder‘ nicht gelten, denn es passiert gerade schon wieder. Die Ukraine weiß, was sie zu verlieren hat."

Kaprocki sagte: "Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, dann gibt es keine Ukraine mehr. Wenn Russland aufhört, dann ist der Krieg vorbei. Europa ist an einem Scheideweg." Es sei von einer entscheidenden Bedeutung für die Zukunft Europas, dass die Ukraine zu einem vollwertigen Mitglied in den Strukturen der Nato und der Europäischen Union werde. "Denn ohne eine freie Ukraine kann es auch kein freies Europa geben."

Mehrere weitere Redner sprachen von den Werten, auf die es ankommt. Etwa Ricardo Würtele: "Rechtsextremismus ist keine Lösung. Eine Diktatur muss, bevor sie entsteht, bekämpft werden."

Ulrike Riedlberger, Vorsitzende der Steinsfurter Gruppe der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland und "Oma gegen rechts", sagte: "Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung oder Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, seiner politischen oder religiösen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden."

Teja Würtele, Gemeinderatskandidatin der Freien Wähler: "Heimat ist ein Ort, an dem Menschenrechte, Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit und Sicherheit zählen." Gloria Jaculi, Grünen-Kreistagskandidatin: "Wir sind nicht hilflos. Wir können viel verändern und bewegen, dafür müssen wir aktiv werden." Laura Olbert von "JuMo"-Sinsheim dankte allen Akteuren im Hintergrund. Auch Dietmar Coors und Harald Blum vom Bündnis für Toleranz dankten.

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