Ladenburg

Zwei Männer bedrohen seit Wochen Kinder und Erwachsene

Obszöne Gesten und Morddrohungen: Gleich mehrere Personen meldeten sich bei der RNZ. Polizei und Ordnungsamt bitten darum, jeden Vorfall anzuzeigen.

18.04.2024 UPDATE: 18.04.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden
Auch der Besitzer des Kiosks „Schneckenhäusel“ wurde schon Opfer von einem Störer. Einmal bedrohte ihn einer der Männer sogar mit einer Gabel. Foto: stu

Von Axel Sturm

Ladenburg. In der Römerstadt ist es in den vergangenen Wochen zu einigen unschönen Szenen gekommen. Zwei Männer, die sich derzeit in der Stadt aufhalten, sollen unabhängig voneinander mehrfach Erwachsene und Kinder belästigt und bedroht haben. Gleich mehrere Personen meldeten sich bei der RNZ, weil sie Angst haben, "dass bald etwas Schlimmes passieren könnte". Durch die bedrohliche Situation baten sie darum, anonym bleiben zu können.

Die ersten Berichte wurden bereits vor zwei Wochen laut, als Besucher während des Gottesdienstes in der katholischen Kirche aufgeschreckt wurden, weil ein Mann das Gotteshaus betrat und während der Andacht laut herumpöbelte. Die Kirche erteilte dem Mann daraufhin ein Hausverbot. Eine im Gasthaus "Schwanen" sitzende Gruppe wurde wenig später von demselben Mann belästigt. Er stellte sich vor die Gäste und belästigte sie durch obszöne Gesten. Die überwiegend älteren "Schwanen"-Besucher waren sehr verunsichert und froh, dass der Mann von allein das Weite suchte.

Derselbe Mann hält sich offenbar auch häufiger im Bereich des Friedhofs auf. Mehrere weibliche Besucherinnen berichteten der RNZ, dass sie von dem Mann angeschrien wurden, und eine Dame wurde sogar konkret bedroht mit den Worten: "Ich bring dich um". Auch ein Friedhofsgärtner und eine Angestellte auf der Anlage machen sich Sorgen: "So kann das nicht weitergehen, es herrscht ein Klima der Angst."

Auch zwei besorgte Eltern der Grundschule haben sich gemeldet. Es gibt interne Warnungen innerhalb der Elternschaft, die Kinder nicht mehr alleine in die Schule laufen zu lassen. Mehrfach sollen Kinder von den Männern bedroht worden sein.

Ein weiteres Vorkommnis ereignete sich in der Kirchenstraße: "Ein Mann mit Zopf hat mich am Kirchenplatz bedroht, als ich mit meinem Hund Gassi ging. Er sagte, dass er den Hund von der Leine treten werde", berichtete ein älterer Mann gegenüber der RNZ. Auch im Rathaus randalierte der Mann dieser Tage, wie ein Zeuge berichtete. Er habe aggressiv gegen die Eingangstür getreten und gerufen, "ich mach euch alle fertig".

Der andere Störer treibt in der Schulstraße sein Unwesen. Der erhielt von der Stadt wohl eine Zuweisung in eine städtische Wohnung in der Straße. Ein Nachbar erzählte gegenüber der RNZ, dass der Bewohner immer wieder herumschreit und die in der Gegend wohnenden Kinder schon sehr eingeschüchtert seien. "Einige trauen sich nicht mehr vor die Haustür, weil der Mann auch Kinder aggressiv bedroht", erzählte der Anwohner.

Eine Person, die den Vorfall bei der Polizei anzeigen wollte, erhielt die telefonische Auskunft, dass man nichts machen könne, "so lange es verbal bleibt". Dafür hat der Nachbar keinerlei Verständnis und fühlt sich im Stich gelassen: "Muss denn erst etwas Schlimmeres passieren, bis uns die Polizei oder das Ordnungsamt helfen." Eine weitere Anwohnerin der Schulstraße postete einen Hinweis in eine Nachbarschaftsgruppe auf Facebook, dass der aggressive Nachbar regelmäßig "ausflippen" würde. Bedrohungen wie "ich hau dir den Kopf ab", seien ausgesprochen worden. "Ich traue mich kaum noch raus", schreibt die betroffene Mutter, die Angst um ihr Kind hat.

In den Sozialen Medien mehren sich die Beschwerden über das inakzeptable Verhalten der beiden Männer. Dort meldet sich auch der Betreiber des Kiosks "Schneckenhäusel" am Neckartorplatz zu Wort. Seit drei Wochen werde er mehrmals täglich mit Bedrohungen konfrontiert, einmal sei er sogar mit einer Gabel bedroht worden. Auch im Netz wird die angebliche Zurückhaltung der Polizei und des Ordnungsamts kritisiert. "Diese Untätigkeit führt dazu, dass Geschäftsleute aus Angst sogar ihre Türen abschließen", schreibt jemand.

Das Rathaus teilte auf RNZ-Anfrage mit, dass bekannt sei, das sich sogenannte Störer im Stadtgebiet aufhalten. "Die beiden Personen fallen durch ihr aggressives und in Teilen provokantes Verhalten an öffentlichen Orten auf. Um dies zu unterbinden, steht das Ordnungsamt in engem Kontakt mit dem örtlichen Polizeirevier", erklärte Stadtsprecherin Nicole Hoffmann. Die Verwaltung habe bereits juristische Schritte eingeleitet, um die Situation zu entspannen.

Sie empfiehlt, ebenso wie ein Sprecher der Ladenburger Polizei, die Störer nicht anzusprechen und stattdessen den Polizei-Notruf zu wählen. Die Polizei bittet darum, alle Vorfälle zu melden. "Die Beamten des Ladenburger Reviers sind sensibilisiert", sagte der Sprecher, der die Aussage eines Beamten, man könne nichts machen, als einen "bedauerlichen Einzelirrtum" bezeichnete. Je mehr Vorfälle angezeigt würden, desto besser sei es, um die Probleme schnellstmöglich in den Griff zu bekommen.

Auf die Wirkung der eingeleiteten Schritte hofft auch CDU-Stadtrat Sophian Habel, der sich in Sicherheitsfragen in der Vergangenheit immer wieder zu Wort gemeldet hat. Er berichtete, dass die Verwaltung die Ratsmitglieder über die Situation bereits informiert hat. "Es ist allerdings so, dass man solche Störer nicht von heute auf morgen einfach wegsperren kann. Wir leben in einem Rechtsstaat und müssen die gesetzlichen Grundlagen und Vorgehensweisen beachten", sagte Habel, der als Bundespolizist mit solchen Vorkommnissen immer wieder zu tun hat.

Er vertraut den Behörden, dass die richtigen Maßnahmen eingeleitet wurden. "Die Situation in unserer Stadt ist natürlich nicht tolerierbar", versteht Habel die Ängste der Menschen, die bedroht und belästigt werden.

Info: Personen die bereits belästigt oder angegriffen wurden oder in eine solche Situation kommen, sollen die Polizei-Notrufnummer 110 oder das Polizei-Revier in Ladenburg unter der Telefonnummer 06203/93050 anrufen.

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