Heidelberg

Open Dyke March in der Altstadt (plus Fotogalerie)

Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten lesbisches Leben sichtbar machen.

27.04.2024 UPDATE: 27.04.2024 17:40 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Foto: Laura Kress

Von Laura Kress

Heidelberg. Lesbisches Leben sichtbar machen — das ist den 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Open Dyke Marches gelungen. Mit Regenbogenflaggen, Plakaten und lauter Musik zog die Gruppe am Samstag durch die Stadt. Die Demo ist der Höhepunkt des Open Dykes Festivals, das im April mit mehr als 20 Veranstaltungen in Heidelberg und der Region lesbisches und queeres Leben feierte.

Los ging es auf dem Uniplatz, wo bereits der Halbmarathon vorbereitet wurde. Organisatorin Johannah Illgner war sich aber sicher: "Unsere Anlagen sind lauter." Bevor sie die Musik aufdrehte, trat Ilona Scheidle nach vorne, die den Open Dyke March in Heidelberg 2017 initiiert hatte. "Kein Ort ohne Geschichte und kein Ort ohne Lesbengeschichte", rief die Historikerin, die über lesbisch-feministische Geschichte forscht.

Ganz in diesem Zeichen standen auch die symbolischen Platzumbenennungen. Aus dem Uni- wurde der Stormé DeLarverie-Platz, im Gedenken an eine amerikanische Aktivistin, die sich in den 1940er-Jahren für lesbische Sichtbarkeit einsetzte. "Mit 18 beschloss sie, queer zu sein", erzählte Vareska Kaese. "Daraufhin zog sie nach New York, da sie befürchtete, in den Südstaaten umgebracht zu werden." Dort trat DeLarverie als Drag Queen auf und arbeitete bis zu ihrem 85. Lebensjahr als Türsteherin einer lesbischen Bar.

Obwohl sich seitdem vieles gebessert hat, bleiben Forderungen. Illgner beschreibt: "Bekommt eine lesbische Frau ein Kind, ist ihre Ehefrau nicht automatisch auch Mutter, sondern muss das Kind erst adoptieren." Das wolle die Ampelregierung zum Glück ändern. Außerdem bleibt der Befund, dass Frauen häufiger Opfer von Gewalt werden. "Sind sie queer, potenziert sich dieses Risiko."

Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen, wurde die Musik aufgedreht, singend und tanzend zog die Demo los. "Wir sind lesbisch, wir sind queer, unsere Liebe zeigen wir", schallte es durch die Hauptstraße. "Es ist schön, wie viele Menschen uns zujubeln", freute sich die Teilnehmerin Milena Klose. Angesichts des Rechtsrucks findet sie es momentan besonders wichtig, für weibliche Homosexualität auf die Straße zu gehen.

Einige Demonstrantinnen sind dafür sogar aus anderen Städten angereist, so zum Beispiel die Vertreterinnen der Open Dyke Marches Hannover und Köln. "Es ist wichtig, dass es den Dyke March neben dem Christopher Street Day gibt", meinte Jay Thiessen aus Hannover. Der CSD sei inzwischen sehr kapitalistisch geprägt und stelle vor allem schwule Männer in den Vordergrund. "Da ist es toll, dass der Open Dyke March ausdrücklich Lesben und Flinta-Personen gewidmet ist." Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet Frauen, Lesben und queere Personen.

Nach einer weiteren Lesbe sollte auch der Friedrich-Ebert-Platz benannt werden, was jedoch an der Sperrung der Akademiestraße scheiterte. "Dann haben wir eben unsere eigene Straße, auch gut", lachte Illgner, als der Zug unvermittelt zum Stoppen kam. So taufte Scheidle statt des Friedrich-Ebert-Platzes kurzerhand die Akademiestraße auf den Namen der Heidelbergerin Marianne Otruba die im vergangenen Jahr verstorben ist. "Sie ist dafür verantwortlich, dass die Hexenverfolgung auch in Heidelberg aufgearbeitet wurde", erklärte Scheidle. Auf die Historikerin folgten weitere Rednerinnen, unter anderem Nicoletta Rapetti, deren Worte manche zu Tränen rührten. "Wann haben Mädchen aufgehört, frech zu sein?", fragte sie. "Warum kann man sich nur mit Jungs prügeln und Abenteuer erleben?" Aus diesem gesellschaftlichen Korsett habe sie sich erst befreit, als sie sich die Liebe zu einer anderen Frau eingestanden habe.

Update: Sonntag, 28. April 2024, 18.41 Uhr


Von Laura Kress

Heidelberg. Lesbisches Leben sichtbar machen — das war das Ziel des Open Dyke March, der am Samstag durch die Altstadt ging. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern schlossen sich der Demonstration an.

Mit Regenbogenflaggen, Plakaten und lauter Musik zog die Demonstration am Samstagnachmittag vom Uniplatz über die Hauptstraße bis zur Stadtbücherei. "Es ist schön, wie viele Menschen uns zujubeln", sagte die Teilnehmerin Milena Klose.  Angesichts des Rechtsrucks sei es momentan besonders wichtig, für lesbische Sichtbarkeit auf die Straße zu gehen.

Einige Demonstrantinnen waren dafür sogar aus Hannover angereist, so zum Beispiel Jay Thiessen. "Es ist wichtig, dass es den Dyke March neben dem Christopher Street Day gibt", meinte sie. Der CSD sei inzwischen sehr kapitalistisch geprägt und stelle vor allem schwule Männer in den Vordergrund. "Da ist es toll, dass der Open Dyke March ausdrücklich Lesben und Flinta-Personen gewidmet ist."

In Heidelberg fand der erste Open Dyke March 2017 statt, ins Leben gerufen von der Historikerin Ilona Scheidle. Sie war es auch, die am Samstag die symbolischen Platzumbenennungen durchführte. Sowohl der Uniplatz als auch die Akademiestraße taufte sie auf die Namen lesbischer Aktivistinnen. 

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