Die 70er

Ein Streifzug durch die Titelseiten der RNZ (Fotogalerie)

Das Jahrzehnt im Spiegel der Heidelberger Zeitung. Es begann spektakulär.

26.04.2024 UPDATE: 28.04.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Das Jahrzehnt begann spektakulär. Am 15. Mai meldete die RNZ auf ihrer Titelseite, dass der Kaufhausbrandstifter Andreas Bader in Berlin "Mit Waffengewalt befreit" worden war. Und obwohl erst 1977 prägend für die 70er werden sollte, jagte ein Aufreger zum Auftakt den anderen: "Rettung für ’Apollo13’-Mannschaft?" fragte das Blatt in Sorge um US-Astronauten. Die Jungs kamen heil wieder auf der Erde an, wo der Deutsche Bundestag sich am 28. Januar mit dem "Radikalenerlass" irdischer Gegner erwehrte: "Absage an Verfassungsfeinde".

Andere Feinde hatten mehr Erfolg: "Terroranschlag unterbricht die Olympiade", heißt es am 6. September 1972. Und weil die Union sich gegen den UN-Beitritt Deutschlands wehrte, trat Rainer Barzel als Fraktions- und Parteichef zurück. Am 10. Mai 1973 hieß es folgerichtig: "CDU/CSU in ernster Führungskrise".

Und am 13. Juni: "Klare Mehrheit für Kohl". Weniger gut die Schlagzeile vom 12. September: "Chiles Streitkräfte stürzen Allende". Am 8. Oktober wurde der Jom-Kippur-Krieg Thema: "Israel kämpft an zwei Fronten". "Verfahren zur Amtsenthebung Nixons?" lautete am 22. Oktober die große Frage, die am 9. August 1974 mit "Nixon tritt heute zurück" beantwortet wurde.

Fast schon anerkennend heißt es im Rahmen der Ölkrise am 26. November: "Erstes Fahrverbot beispielhaft befolgt". Knüppeldick kam es wiederum für Willy Brandt in der Causa Günther Guillaume, als der "Brandt-Referent als Spion verhaftet" worden war (26. April). "Helmut Schmidt wird neuer Bundeskanzler" titelt die RNZ dann am 8. Mai. Der Vietnamkrieg endet (30. April 1975) mit der "Feuereinstellung in Saigon". Im Jahr darauf sitzt in Argentinien die "Militärjunta fest im Sattel" (25. März), nachdem sie Isabel Peron gestürzt hat.

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In der Notausgabe vom 10. Mai ("Druckerstreik spitzt sich zu") meldet die RNZ "Ulrike Meinhof hat sich erhängt"; Auftakt für ein Terrorjahr. RAF-Anschläge folgen. Am 30. Juni setzen sich mehrere Regierungen zur "Beratung über Terroristenforderungen" zusammen – ein Airbus mit 250 Passagieren war nach Uganda entführt worden, um RAF-Terroristen freizupressen. Trauriger Höhepunkt ist der 30. Oktober 1977: "Hanns Martin Schleyer ermordet aufgefunden".

Am 8. August 1978 kapituliert endlich der frühere NS-Marinerichter und baden-württembergische Ministerpräsident: "Filbinger nun doch zurückgetreten". Frohe Kunde am 28. August: "Johannes Paul I. will ’neue Ordnung’". Leider starb der frisch Gekürte kurze Zeit später im Alter von nur 65 Jahren. Am 17. Oktober wird dann "Kardinal Wojtila zum Papst gewählt" – sein Name: Johannes Paul II. Das Jahrzehnt klang aus mit dem "Ende der Monarchie in Iran" – so betitelte die RNZ am 2. Februar den Einzug Khomeinis in Teheran. Und am 5. Mai hieß es völlig genderfrei: "Margaret Thatcher britische Premier".