Massive Beleidigungen gegen Dietmar Hopp
Nagelsmann und Rosen sprechen schon im Stadionbauch Klartext - DFB-Kontrollausschuss wird Ermittlungen aufnehmen
Hintergrund
Kommentar von Joachim Klaehn
Längst gehört es zu unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit, dass Menschen öffentlich beleidigt werden. Ob im beruflichen oder privaten Kontext, die Hemmschwelle ist deutlich geringer geworden. Und das Maß an
Kommentar von Joachim Klaehn
Längst gehört es zu unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit, dass Menschen öffentlich beleidigt werden. Ob im beruflichen oder privaten Kontext, die Hemmschwelle ist deutlich geringer geworden. Und das Maß an Verunglimpfungen, Hetze und Hass hat gerade durch das Instrumentarium der (un)sozialen Netzwerke erheblich zugenommen. Die Schmähungen im Kölner Stadion gegen SAP-Mitbegründer und "Hoffes" Klubeigner Dietmar Hopp waren völlig daneben, unwürdig und abscheulich.
Einen großen Förderer der Forschung, Medizin, Bildung und des Sports auf eine Stufe mit Rechtspopulisten zu stellen, gehört sich nicht. Im Grunde offenbarten die krassen Abneigungs-Bekundungen nur die kriminelle Energie eines Teils der FC-Stehplatzfans und haben strafrechtliche Relevanz. Rund um den Dom und im Stadion von Müngersdorf wurde somit die Stimmung angeheizt. Nach dem jüngsten Bombenattentat auf den Dortmunder Mannschaftsbus wirkt ein derartig unreflektiertes Verhalten noch ein bisschen erbärmlicher.
Werte wie Mitmenschlichkeit, Fairplay und Respekt wurden in "Kölle" mit Füßen getreten.
Doch es gab auch Positives im brodelnden Kessel zu registrieren: FC-Stadionsprecher Michael Trippel forderte ständig die Schreier auf, ihre beleidigenden Gesänge zu unterlassen. Ihm gebührt ein Extralob. Erfreulich, dass Zuschauer aus dem Oberrang der Südtribüne und den Haupttribünenseiten die Pöbeleien des "Mobs" mit lauten Pfiffen quittierten. Vor Beginn der offiziellen Pressekonferenz ließ sich Kölns Präsident Werner Spinner zitieren: "Der FC entschuldigt sich bei Dietmar Hopp für die Rufe und Plakate von Teilen der Fans. Diese Beleidigungen sind inakzeptabel und sie spiegeln nicht die Werte wider, für die der 1. FC Köln steht."
Ach ja: Nagelsmanns spontane Gesellschaftskritik war Champions-League-reif. Ein kluger Kopf ist er.
Köln. (jog) Die Lage war am Freitag und Samstag in der Domstadt ohnehin angespannt wegen des AfD-Bundesparteitages im Maritim-Hotel.
Sie übertrug sich bedauerlicherweise auch auf den Bundesliga-Fußball und gipfelte in einer Beleidigungskampagne gegen Hoffenheims Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp.
Mehrfach schallten Schmähgesänge ("Du Sohn einer Hure") von der Südtribüne aus in alle Ecken des Rheinenergie-Stadions, widerliche Plakate und Transparente wurden von den Chaoten hochgehalten.
"Dietmar, morgen ins Maritim? Dein Vater wäre stolz!!!", stand auf einem perfiden Werk. Eine Zeichnung zeigte eine rauchende Hure mit SAP-Handtäschchen und einer symbolischen Geburtsurkunde.
"Hoffes" Manager Alexander Rosen regte sich wegen der Entgleisungen entsprechend auf. "Die Form der Anfeindungen gegen Herrn Hopp haben eine neue Dimension angenommen - das ist eine unsägliche Frechheit", sagte Rosen, "unglaublich, wie viele Schwachmaten da Hass säen."
Auch interessant
Bereits im Stadionbauch kündigte TSG-Geschäftsführer Peter Görlich an: "Wir werden dagegen vorgehen."
Klare Worte fand vor allem Trainer Julian Nagelsmann. "Das ist unterste Schublade! Gesänge sind das eine, aber dann Plakate zu hissen ... Eigentlich denkt man, dass jeder Mensch weiß, was Dietmar Hopp nicht nur für den Fußball, sondern auch für die gesamte Gesellschaft macht. Die Leute sollten mal nachdenken, ob denen nicht allen der Helm brennt?"
Die Vorfälle trübten bei Nagelsmann spürbar die Freude über das späte Remis.
Der 29-Jährige war rhetorisch nicht mehr zu stoppen: "Es ist generell schlimm, wie Menschen miteinander umgehen, im Sport sowieso. Dass es Herrn Hopp trifft, ist völlig bescheuert. Aber auch jeder andere Mensch sollte nicht ständig beleidigt werden. Sorry, aber mir fehlt da jegliches Verständnis. Das ist schlichtweg peinlich. Und dumm, was wir Menschen aus dieser wunderschönen Welt machen."
Der jüngste Bundesliga-Coach empfahl den grölenden Chaoten mehr Kreativität: "Wahrscheinlich hatten sie heute einen Texthänger. Sie sollen sich doch mal was Neues einfallen lassen."
Hopp selbst schrieb übers Wochenende an die Liga-Bosse Reinhard Rauball und Christian Seifert, wandte sich darüber hinaus per Mail an DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Inzwischen ist klar, dass der DFB-Kontrollausschuss Anfang dieser Woche Ermittlungen aufnehmen wird.
Rauball sagte der Bild am Sonntag: "Die DFL missbilligt Schmähgesänge gegen Herrn Hopp ebenso wie entsprechende Plakate auf das Schärfste."
Rauball verwies zudem auf "eine unabhängige DFB-Sportgerichtsbarkeit".