1899 Hoffenheim verabschiedet Herdling, Grahl, Strobl und Kuranyi
Nach 14 Jahren bei der TSG steigt heute der gemeinsame Abschied für Kai Herdling mit Grahl, Strobl und Kuranyi vor dem Schalke-Heimspiel
Von Joachim Klaehn
Zuzenhausen. Ein lockeres Saisonfinale ohne kniffligen Abstiegskampf! Wer hätte das bis vor wenigen Wochen und Monaten noch gedacht, dass sich die TSG 1899 Hoffenheim am 34. Spieltag im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr) in einer komfortablen Situation - nach einem turbulenten Rundenverlauf - befinden würde. Ausverkauftes Haus (30.150 Zuschauer), 1000 Liter Freibier für die Fans, Präsentation des neuen Heimtrikots 2016/17, der italienische Ausrüster macht’s möglich, stilvolles Design bestimmt das Sein - die Marketingabteilung durfte sich nochmals zum Abschluss gehörig ins Zeug legen.
Vor dem Anpfiff von Dr. Felix Brych werden Kai Herdling, Jens Grahl, Tobias Strobl und Kevin Kuranyi feierlich in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena verabschiedet. Für den gebürtigen Heidelberger Kai Herdling dürfte es nochmals ein besonders emotionaler Moment sein. Der 31-Jährige ist nämlich der mit Abstand dienstälteste "Hoffe"-Profi. 2002 kam er zu Regionalliga-Zeiten in den Kraichgau, abgesehen von zwei Kurzabstechern zum SV Waldhof und zu Philadelphia Union/USA brachte es der sympathische Mittelfeldspieler auf insgesamt 344 Einsätze für Hoffenheim (erste und zweite Mannschaft zusammengerechnet). Wegen eines Knorpelschadens im Knie muss er seine Karriere beenden. "Leider hält mein Knie dem Leistungssport nicht mehr Stand. Ich habe Möglichkeiten, hier im Verein zu bleiben. Es laufen gerade Gespräche, wir sind in intensivem Austausch. Ich möchte der TSG treu bleiben", signalisierte Herdling.
Unvergessen bleibt sein Treffer im DFB-Pokal 2003, als der damalige Regionalligist unter Trainer Hansi Flick gegen den Erstligisten Bayer Leverkusen sensationell mit 3:2 gewann und somit erstmalig auf nationaler Ebene für Furore sorgte. Allrounder Tobias Strobl wechselt bekanntlich zu den Gladbacher "Fohlen", Ersatztorhüter Jens Grahl will mit 27 Jahren anderswo endlich die Nummer eins werden, und Kevin Kuranyi (34), der sich kürzlich dazu entschloss, seine Karriere fortzusetzen, wird bei einem Abstieg mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht. Der Umzug der deutsch-brasilianischen Familie von Heidelberg nach Stuttgart wird anvisiert. Dass es nicht ganz so friedlich-schiedlich zuging, wie die TSG immer mal wieder zu suggerieren versuchte, belegt ein jüngstes Zitat des Ex-Nationalspielers: "Trotz meiner großen Enttäuschung wollte ich nicht für Unruhe sorgen. Also habe ich die Faust nur in der Tasche geballt." 13 Einsätze im Hoffenheimer Dress unter Markus Gisdol, Huub Stevens und Julian Nagelsmann, kein einziger Treffer - so kann Kuranyi nicht aufhören.
Für Nagelsmann wird die Saison noch am Abend in die Verlängerung gehen. Der rhetorisch starke Trainer-Novize ist zu Gast im "Aktuellen Sportstudio" (ab 22 Uhr) des ZDF. Am Pfingstsonntag stellt er sich in der SWR-Sendung "Sport im Dritten" (ab 21.45 Uhr) den Fragen. Danach ruft der kurze Aktivurlaub am Gardasee. Mit Gedanken an tabellarische Aufstiegsmöglichkeiten 2016/17.