Herz und Leidenschaft fehlten - die Punkte gingen nach Bochum
Die Sinsheimer verlieren am 84. Geburtstag von Dietmar Hopp mit 2:3 beim abstiegsgefährdeten VfL Bochum.
Von Achim Wittich
Bochum. Am 84. Geburtstag von Dietmar Hopp hat sich die TSG Hoffenheim am Freitagabend beim abstiegsgefährdeten VfL Bochum mit 2:3 (0:2) geschlagen geben müssen. Nach diesem erneuten Rückschlag muss "Hoffe" darauf hoffen, dass die direkte Konkurrenz um einen Platz im internationalen Wettbewerb an diesem Samstag ebenfalls patzt.
Trainer Matarazzo nahm keine Veränderung in der Startelf im Vergleich zum Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach (4:3) am vergangenen Samstag vor. Sein Gegenüber Heiko Butscher hatte vorm Anpfiff vom "wichtigsten Spiel der Saison" für den VfL gesprochen.
Entsprechend motiviert gingen seine Profis von Beginn an zu Werke, unterstützt durch unglaubliche Fans im altehrwürdigen Ruhrstadion. Philipp Hofmann mit einem Seitfallzieher konnte Oli Baumann aber noch nicht aus der Ruhe bringen (3. Minute). Wieder Hofmann hatte die VfL-Führung auf dem Fuß, doch Baumann und die Latte verhinderten das noch (6.). Matarazzo dirigierte hektisch an der Seitenlinie, aber sein Orchester fand nicht die richtigen Töne. Die Westdeutschen ließen "alles auf dem Platz". Das war genau das, was der TSG-Coach von seinen Profis gefordert hatte.
Dann schien "Hoffe" doch unerwartet die Chance zu erhalten, per Elfmeter in Führung gehen zu können. Hofmanns langes Bein traf Wout Weghorst, Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) zeigte entschieden auf den ominösen Punkt. Schütze Andrej Kramaric stand eine gefühlte Ewigkeit zur Ausführung parat – und durfte nach dem Videobeweis nicht antreten. Weghorst war ein paar Zentimeter im Abseits gestanden.
Baumann war in Glanzform, parierte stark gegen Moritz Broschinski (33.). Sekunden später war er machtlos gegen Kevin Stögers Freistoß (34.). Die Abstiegskämpfer, die um ihren Verbleib in der Bundesliga rannten, gingen völlig verdient in Führung. Die TSG versuchte dagegenzuhalten. Tim Drexlers verlängerter Ball landete auf der Latte (36.).
"Gegen Hoffenheim musst du immer auf die Socken gehen, das mögen sie gar nicht", urteilte der Bochumer Kollege auf der Pressetribüne treffend. Kaum ausgesprochen, leistete sich ausgerechnet Kramaric einen unglaublichen Fehler, den Felix Passlack zum 2:0 in der Nachspielzeit nutzte (45.+2). Die Kraichgauer hatten sich vom seit acht Partien sieglosen Gegner den Schneid abkaufen lassen. Wollten sie nicht in der kommenden Saison durch Europa reisen?
Matarazzo reagierte, brachte zur zweiten Hälfte Finn Ole Becker und Anton Stach für Grischa Prömel und Umut Tohumcu. Das änderte am Geschehen auf dem Rasen jedoch herzlich wenig. Die Bochumer nahmen ihr Herz in die Hand und kämpften unerbittlich – wo waren Herz und Leidenschaft bei ihren Gegenspielern? Die VfL-Anhänger fanden das gut, an der Castroper Straße tanzte der Bär.
Bochum marschiert weiter, erarbeiteten sich Chance um Chance. Die ambitionierten Hoffenheimer liefen nebenher oder hinterher – unglaublich. Stöger erhöhte im Nachschuss auf 3:0 (66.).
Andrej Kramarics wollte seinen Fehler wettmachen, verkürzte zunächst auf 3:1 (73.) und legte zehn Minuten später mit einem spektakulären Lupfer über VfL-Torwart Manuel Riemann zum 3:2 nach (84.). Jetzt begann doch noch das Bochumer Zittern. Aber die TSG hielt zu spät dagegen, wachte zu spät auf und musste sich verdient geschlagen geben.
Bochum: Riemann - Passlack (90.+4 Gamboa), Ordets, Schlotterbeck, Bernardo - Losilla, Bero (88. Daschner), Stöger, Wittek (75. Asano) - Hofmann (88. Masovic), Broschinski
Hoffenheim: Baumann - Kabak, Grillitsch, Drexler - Kaderabek, Tohumcu (46. Stach), Skov (56. Jurasek) - Prömel (46. Becker), Kramaric - Weghorst (69. Bebou), Beier (69. Bülter)
Schiedsrichter: Stieler (Hamburg)
Zuschauer: 24.300
Tore: 1:0 Stöger (33.), 2:0 Passlack (45.+2), 3:0 Stöger (66.), 3:1 Kramaric (73.), 3:2 Kramaric (84.)