27:29-Niederlage trotz guter Leistung
Die Handballer gingen an ihre Schmerzgrenze. Mehr war aber nicht drin.
Von Jochen Willner
Mannheim. Die Rhein-Neckar Löwen können sich auf ihre Fans verlassen – in guten wie in schlechten Zeiten. Dabei verließen die Schützlinge von Trainer Sebastian Hinze am Samstagabend erneut mit leeren Händen die Platte. Aber keinesfalls mit hängenden Köpfen.
Nur vier Tage nach dem Einzug ins Final Four der European League am 25./26. Mai in Hamburg gab es in der Bundesliga erneut keine Zähler. Gegen den TSV Hannover-Burgdorf mussten sich Raubkatzen mit 27:29 (17:15) geschlagen geben.
Doch die Löwen gingen dieses Mal an ihre Schmerzgrenze. Mehr war gegen die Recken nicht drin. "Es waren einige Kleinigkeiten, die das Spiel letztendlich entschieden haben", sagte Hinze. "Hannover hat ein Stück weit cleverer gespielt. Aber es war eine Leistung, mit der ich einverstanden bin."
Dabei lief es zunächst ganz ordentlich, es schien, als würde die gute Stimmung nach dem Weiterkommen bei Sporting Lissabon die Mannschaft beflügeln. In der siebten Minuten führte die Hinze-Sieben mit 4:3 – dann folgte der erste Bruch im Löwen-Spiel. Innerhalb von drei Minuten zog der TSV, bei der Nationalspieler Justus Fischer nach seiner Verletzung ein starkes Comeback feierte, mit vier Toren in Folge zum 4:7 (10.) davon. Das war bitter.
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Aber die Löwen um Olle Forsell Schefvert, der den erkrankten Spielmacher Juri Knorr vertrat, bissen auf die Zähne und schlugen eindrucksvoll zurück. Ein wesentlicher Faktor war diesmal Joel Birlehm. Der Torhüter, der in der kommenden Saison nach Hannover wechselt, hatte mit seinen Paraden wesentlichen Anteil, dass seine Mannschaft sich in einen Rausch spielte und mit 14:11 (22.) ein kleines Polster erarbeitete.
Es waren die Momente, die die Mannschaft auch in Portugal erlebte und Euphorie unter den 8840 Zuschauern auslöste. Gustav Davidsson sorgte mit drei Toren die 17:15-Pausenführung. Der Vorsprung hätte sogar noch höher sein müssen. Das räumte auch Hannover-Trainer Christian Prokop ein. "Da hatten wir wirklich noch Glück."
Die Niedersachsen, die die Punkte brauchten, um Platz sechs – und damit die Qualifikation fürs internationale Geschäft – zu sichern, konnten sich im zweiten Durchgang auf Torwart Simon Gade verlassen. Der Däne zog das Momentum mit seinen Paraden auf Seiten der Hannoveraner.
"Wir sind froh, dass wir bis zum Ende dagegengehalten haben und uns so eine gute Ausgangsposition geschaffen haben", sagte Prokop. Als Ex-Löwe Marius Steinhauser seine Farben mit 21:20 in Führung warf (40.), hatte Hinze Gesprächsbedarf. Zwar gelang seinen Jungs nach der Auszeit tatsächlich noch einmal die Wende, aber die Schwächen in der Offensive nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Schefvert machten sich bemerkbar. Es waren eben die Kleinigkeiten, die in der Crunchtime den Unterschied ausmachten. Dennoch hatten die Löwen bis wenige Minuten vor dem Abpfiff die Chance zum Sieg.
Denn Kreisläufer Jannik Kohlbacher brachte sein Team mit dem ersten Treffer des Abends nochmals mit 26:25 (55.) in Front. Dann sorgte Wurfmonster Uladislau Kulesh erneut für den Ausgleich, ehe Branko Vujovic mit seinem Wurf durch die Beine von David Späth die Niedersachsen in Front brachte. Das 28:26 von Rechtsaußen Maximilian Gerbl war die Vorentscheidung. "Es ist schade, dass wir es wieder nicht geschafft haben, heute zu gewinnen. Da ist mir meine persönliche Leistung egal, wir schauen jetzt auf das nächste Spiel und versuchen das dann zu gewinnen", sagte David Moré.
Die Aufgaben werden aber nicht leichter. Nach der Länderspielpause am kommenden Wochenende geht es beim THW Kiel und VfL Gummersbach weiter, ehe dann das Final Four der European League gegen die Füchse Berlin ansteht.
Rhein-Neckar Löwen: More 5, Groetzki 3, Schefvert 3, Kirkelokke 3, Davidsson 4, Ahouansou 3, Plucnar 1, Reichmann 2/1, Lindencrone 2, Kohlbacher 2
TSV Hannover-Burgdorf: Edvardsson 4, Kulesh 7, Fischer 5, Steinhauser 6/3, Michalczik 1, Hanne 2, Büchner 1, Vujovic 1, Gerbl 2
Strafminuten: Reichmann (4) – Brozovic (2), Michalczik (2), Kulesh (4)
Zuschauer: 8840
Stenogramm: 3:2 (5.), 6:7 (10.), 8:10 (15.), 12:11 (20.), 14:12 (25.), 17:15 (30. Halbzeit), 19:17 (35.), 20:21 (40.), 22:22 (44.), 24:24 (49.), 26:25 (55.), 27:29 (60., Ende).