Online-Abstimmung: Wer wird Sportlerin des Jahres?

Ladies First: Sechs Kandidatinnen gehen ins Rennen – RNZ-Leser entscheiden über Gewinnerin

01.11.2016 UPDATE: 02.11.2016 06:00 Uhr 7 Minuten, 7 Sekunden

Sinsheim. (esc) Ladies first: Wie immer, wenn die Rhein-Neckar-Zeitung und der Sportkreis Sinsheim zur Sportlerwahl des Jahres aufrufen, machen die Sportlerinnen den Anfang. Das ist eine gute Tradition und ist auch dieses Mal der Fall. Bereits zum 17. Mal findet die Wahl statt, bei der auch der Sportler und die Mannschaft des Jahres gewählt werden. Wer am Ende die Nase vorn hat, entscheiden die Leserinnen und Leser der RNZ. Wie im vergangenen Jahr besteht die Möglichkeit, auch online unter www.sportwahl.rnz.de abzustimmen. Das Voting für die Frauen ist ab heute 8 Uhr möglich.

Bei aller Tradition: Etwas ist anders in diesem Jahr. Statt sieben gehen jetzt sechs Kandidaten pro Kategorie ins Rennen. Ein Grund für die Reduzierung: "Es ermöglicht uns, die Sportlerinnen und Sportler besser darzustellen - sowohl bei der Vorstellung in der Rhein-Neckar-Zeitung als auch bei der Präsentation am Ehrungsabend", sagt Hans-Ingo Appenzeller, der Sportkreis-Schriftführer, der zur Jury der Sportlerwahl gehört, und ergänzt: "Durch die Reduzierung gibt es jetzt natürlich auch Härtefälle, Leute, die wir nicht nominieren konnten. So mussten wir auch Entscheidungen treffen, die weh tun."

Was das Feld der Frauen betrifft, so ist es breit gefächert, bunt gemischt und stark aufgestellt. Erstmals steht dabei auch eine Olympiasiegerin zur Wahl: Carina Bär, die Goldmedaillen-Gewinnerin mit dem deutschen Doppelvierer. Die 26-Jährige aus Bad Rappenau-Babstadt hat ebenso schon Sport-lerwahl-Erfahrung wie Eleonora Tissen, die Rollkunstläuferin des RRV Eppingen. Neu dabei sind Olivia Tzschach vom TV Eppingen, Silvia Winter vom TSV Heinsheim und Sarah Schendel vom KKS Stebbach. Ebenfalls vom KKS Stebbach kommt Kathrin Walther.

Carina Bär - Im Soppelvierer zu Olympia-Gold

Es hat dann doch ein bisschen gejuckt. Als Carina Bär (Foto: Marc Thorwartl) vergangene Woche auf dem Comer See jemanden rudern sah, wurde sie fast ein bisschen neidisch. "Ich habe gedacht, das wäre wundervoll, wenn ich das jetzt auch machen könnte", sagt die 26-Jährige.

Zwei, drei Mal: Häufiger saß sie seit ihrem Olympiasieg in Rio de Janeiro nicht im Boot. Jahrelang hatte sie auf das große Ziel hingearbeitet, geschuftet und gerackert. "Das war viel. Das war eine Überdosis", erklärt Carina Bär. Das harte Training, es hat sich gelohnt. Am 11. August fuhr die junge Frau aus Bad Rappenau-Babstadt im deutschen Doppelvierer das Rennen ihres Lebens. Zusammen mit Schlagfrau Lisa Schmidla, mit Annekatrin Thiele und Julia Thier ließ sie im Finale die starke Konkurrenz aus Polen und den Niederlanden hinter sich - nach einer atemberaubenden Aufholjagd auf den zweiten 1000 Metern kam das Boot als Erstes durch Ziel. Für Carina Bär der größte Erfolg ihrer Karriere.

Die vergangenen Wochen nutzte die Olympiasiegerin, um zu entspannen. Urlaub zu machen. Sponsorentermine wahrzunehmen. Zu Hause auf dem Bauernhof den Alltag mit ihrer Familie zu genießen. "Ich habe mal dies, mal das getan", sagt Bär. Sie hat Fußball gespielt, ist ein bisschen gelaufen. Mit ihrem Freund hat sie außerdem ein Survivaltraining in der Pfalz überlebt. Richtiges Krafttraining? Das kam zu kurz - was nicht ohne Folgen blieb. "Da kann man quasi zuschauen, wie die Muskulatur verschwindet", lächelt Carina Bär, die sich gestern in Berlin aufhielt. Bundespräsident Joachim Gauck hatte alle Medaillengewinner von Rio in die Hauptstadt eingeladen - und unter anderem die Ruderin aus dem Kraichgau mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Wie es weitergeht? Ab Montag ist Carina Bär eine Fulltime-Medizinstudentin, die sich um ihr PJ, das Praktische Jahr, kümmert. Das erste Tertial absolviert sie im Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn, in der Anästhesie. Einer ihrer Aufgaben: "Im OP dafür zu sorgen, dass die Leute schlafen." esc

Silvia Winter - Starke Frau aus Heinsheim

Sie freute sich wie ein kleines Kind. Nachdem sie auch ihren letzten Versuch mit Bravour gemeistert hatte, hüpfte Silvia Winter (Foto: Herbert Schmerbeck) über die Wettkampfbühne und sprang ihrem Trainer Walter Weber in die Arme. Die 53-Jährige war überglücklich. "Beim Aufwärmen hatte ich die 45 Kilogramm noch fallen lassen. Das war total daneben. Und jetzt habe ich die 55 Kilogramm geschafft", sagte Winter unmittelbar nach dem Wettkampf.

Vizeweltmeisterin. Und das beim großen Masters vor eigenem Publikum. Die Gewichtheberin des TSV Heinsheim feierte mit der Silbermedaille bei der WM Anfang Oktober den größten Erfolg ihrer Karriere. Silber hatte die "Silber-Silvia" ja schon oft gewonnen. Silber bei der EM 2015 in Wales. Silber bei der EM 2010 in Linz. Silber bei der EM 2011 in Heinsheim. Aber dieses Silber bei der Weltmeisterschaft ist etwas ganz Besonderes. "Es ist fast wie Gold", sagt Winter.

Dass sie zur Mutter des Erfolgs werden konnte, hat sie ihren Kindern zu verdanken. Die hatten in jungen Jahren mit dem Gewichtheben begonnen - wie so viele Jungen und Mädchen im Ort; in Heinsheim bekommt man die Hantel quasi in die Wiege gelegt. Irgendwann wurde auch die Mama neugierig und machte selbst ihre ersten Versuche - mit zunehmender Begeisterung. In der zweiten Mannschaft des TSV, die in der Landesliga Gewichte stemmt, gehört sie zum Stammpersonal.

Dass beim Gewichtheben nicht nur starke Arme, sondern auch ein kluger Kopf gefragt sind, zeigte Silvia Winter beim WM-Kampf vor ein paar Wochen. Statt in der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm ging sie in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm an den Start - in der die Konkurrenz aus dem In- und Ausland nicht ganz so stark war. "Das ist gut gegangen. In der anderen Klasse hätte ich es nicht so weit nach vorne geschafft", sagt die Gewichtheberin. esc

Olivia Tzschach - Großer Satz nach vorne

Sie hat einen Satz nach vorne gemacht. Olivia Tzschach (Foto: Herbert Schmerbeck), die Drei- und Weitspringerin des TV Eppingen, hat ein sehr gutes und sehr erfolgreiches Jahr hinter sich gebracht.

Die Schülerin des Hartmanni-Gymnasiums kam über ihren Bruder zur Leichtathletik. Aus einem Hineinschnuppern entwickelte sich im nachfolgenden Jahrzehnt ein Talent, das in der zurückliegenden Saison sich nicht nur in die baden-württembergische Landesspitze gesprungen hat, sondern sich auch auf nationaler Ebene bei den DLV-Titelkämpfen in Mönchengladbach ausgezeichnet präsentierte. Mit 12,05 Metern im Dreisprung verfehlte sie als Vierte in der Altersklasse U18 knapp das Podest, freute sich aber riesig: "Das war ein ganz besonderer Wettkampf und eine tolle Erfahrung, die ich machen durfte. Und das im ersten Jahr in dieser sehr schwierigen Disziplin. Deshalb war ich auch nicht enttäuscht, nur den vierten Platz belegt zu haben."

Olivia Tzschach bestätigte bei der deutschen Meisterschaft in Mönchengladbach ihre Bestmarke vom Eppinger Sprungmeeting im Kraichgaustadion, wo sie 12,10 Meter gesprungen war. Sie sicherte sich zudem die Goldmedaille bei den süddeutschen Meisterschaften im Dreisprung und stand bei den Titelkämpfen des Badischen Leichtathletikverbandes vier Mal auf der obersten Stufe des Podests. Die 16-Jährige bezeichnet 2016 als ein für sie ganz besonderes Sportjahr: "Es hat viele Überraschungen gegeben, mit denen ich nicht gerechnet habe, nachdem ich den ganzen Sommer des Vorjahres verletzungsbedingt nichts machen konnte."

Mit 5,55 Metern hatte sie zuvor in der Halle im Weitsprung ihr Potenzial und Sprungvermögen angedeutet. In diesem Jahr hat sie sich auf 5,68 Meter gesteigert und führt, wie im Dreisprung, die Bestenliste 2016 des Badischen Leichtathletikverbandes an. app

Sarah Schendel - Volltreffer ins Schwarze

"Ich bin vor Jahren mal mit meinem Vater ins Schützenhaus gegangen, um ihm beim Training zuzusehen. Danach wollte ich dies auch einmal probieren." Sarah Schendel (Foto: Lörz) fand Gefallen daran und so nahm es die 15-Jährige in ihr Sportprogramm auf. "Ich mache generell gern Sport", bekennt sie und zählt als weitere sportliche Lieblingsbetätigung das Schwimmen auf. Ein- bis zweimal geht sie wöchentlich zum Schießen.

Nachdem sich die Bad Rappenauerin in den zurückliegenden Jahren vorwiegend auf Kreisebene sportlich bewegt hatte, gelang ihr 2016 auf der Landesmeisterschaft als Dritte mit der damaligen persönlichen Bestleistung von 571 Ringen die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften in Hochbrück. Auf der Olympia-Schießanlage von 1972 gelang der Schützin des KKS Stebbach der große Wurf: 590 von 600 möglichen Ringen zählten die Kampfrichter in der Entscheidung Kleinkaliber 50 Meter liegend. Das bedeutete Rang drei und die Bronzemedaille. "Ich hab’ es zunächst gar nicht glauben wollen und war wirklich überrascht", kommentierte sie damals ihre 60 Schüsse ins Schwarze. Heute sagt sie: "Ich war sehr gut drauf. Vieles hängt von der Tagesform ab - und auch vom Glück." Ihr Ausblick ist realistisch: Sie setzt sich nicht unter Druck und will schauen, "auch künftig auf ordentliche Ergebnisse zu kommen". app

Eleonora Tissen - Nicht nur auf Rollen ein Ass

Sie gehört zum erlauchten Kreis der Weltspitze in ihrer Sportart - auch wenn in diesem Jahr nicht alles nach Wunsch lief. Aber ein fünfter Platz bei den Welt- und bei den Europameisterschaften ist aller Ehren wert. Dazu kommen noch der deutsche Meistertitel sowie ein Kombi-Titel im vergangenen Jahr bei der Jugend-Europameisterschaft. Die Rede ist von der Rollkunstläuferin Eleonora Tissen (Foto: Sönke Brenner) vom Rad- und Rollschuhverein Eppingen.

2016 ist die 18-Jährige zu den Juniorinnen aufgerückt. "Die Leistungsdichte ist dort noch enger", weiß die Studentin, die neben den Vorbereitungen auf die großen Wettkämpfe auch noch ein Einser-Abitur am Eppinger Hartmanni-Gymnasium abgeliefert hat. Ein unbeschriebenes Blatt ist die Rollkunstläuferin aus der Fachwerkstadt schon lange nicht mehr. Dennoch war die Teilnahme bei dieser ihrer ersten Weltmeisterschaft im italienischen Novara etwas ganz Besonderes. Bei ihrem ersten WM-Start belegte die 18-Jährige im Pflichtwettbewerb als beste Deutsche den fünften Rang unter 27 Konkurrentinnen. Die ersten vier Plätze holten sich je zwei Läuferinnen aus Argentinien und Italien.

"Die Konkurrenz mit 27 Teilnehmerinnen aus aller Welt war groß. Aber Eleonora hat einen Sahnetag erwischt; sie ist einen wirklich guten Wettbewerb gelaufen und hat ihre Pflichtkreise souverän gedreht", freute sich auch ihr Heimtrainer Marcel Wagner über die positive Überraschung. Dabei stand für die 18-Jährige im Vordergrund, den Premieren-Auftritt zu genießen. "Ansprüche an eine Medaille habe ich in meinem ersten Jahr bei den Juniorinnen nicht gestellt", sagt Eleonora Tissen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn "eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft ist schließlich der Traum eines jeden Sportlers", erklärt die Studentin.

Dass sie jetzt von der RNZ und dem Sportkreis Sinsheim für die Sportlerwahl nominiert wurde, freut sie. Sie war schon öfter dabei im Kreis der Kandidatinnen, auch im vergangenen Jahr, als sie Fünfte wurde. sb

Kathrin Walther - Auch dieses Jahr bestens in Schuss

Obwohl Kathrin Walther in Zaberfeld wohnt, ist sie sehr eng mit dem KKS Stebbach verbunden. Hier ist sie seit 18 Jahren Mitglied und wird ob ihrer Zuverlässigkeit sehr geschätzt. Natürlich auch wegen ihrer sportlichen Erfolge. Wie seit vielen Jahren zählte sie auch 2016 zu den Vorzeigeathleten des KKS und zu den Besten in Baden. Die 28-Jährige (Foto: privat) zeigt sich mit den Ergebnissen und mit dem reduzierten Trainingsaufwand (im Vergleich zu ihren so erfolgreichen Jahren 2006 bis 2010, als sie fünfmal unter die Top Ten bei den "Deutschen" kam) sehr zufrieden. Dreimal durfte sie sich bei den diesjährigen Meisterschaften des Badischen Sportschützenverbandes mit Gold dekorieren lassen: Leistungsbeste mit dem Kleinkalibergewehr über die 100 Meterdistanz nach 291 von 300 möglichen Ringen; genauso zusammen mit Jacqueline Hückel und Daniela Schillinger in der KK-Mannschaft. Im Luftgewehrteam mit Kerstin Jänsch und Julia Schäfer bedeuteten 387 Ringe in Baden Bestleistung und den dritten Titel.

Sehr erfolgreich ist sie immer noch in den Rundenwettkämpfen aktiv - beispielsweise für die LG-Oberligamannschaft des KKS Bauerbach. In den Auswahlteams Badens oder des Kreises zählt sie zu den Leistungsträgern. Dennoch findet die Verwaltungsfachangestellte für sich noch Zeit, um außerhalb des Schützenhauses Gesundheitssport (Zumba und Gymnastik für den Rücken) zu betreiben oder ihren musikalischen und künstlerischen Neigungen zu frönen. app

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