Die Adler trifft der Plachta-Wechsel nicht unvorbereitet
Fowler: "Wir haben Sicherheit eingebaut" - Sullivan und MacMurchy im Anflug?

Matthias Plachta erzielte in der vergangenen Saison 19 Tore für die Adler. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Wirklich überrascht war die sportliche Leitung der Adler nicht, dass Matthias Plachta die Chance auf eine Karriere in der NHL wahrgenommen hat. Die Anzeichen mehrten sich seit dem Jahreswechsel, dass der nahezu kometenhafte Aufstieg des ehemaligen Jungadler-Stürmers auch den weltweit vernetzten NHL-Klubs nicht verborgen blieb.
Während der WM in Prag haben die Arizona Coyotes ihr Interesse beim Agenten des 24-Jährigen untermauert, dann ging es ganz schnell. Plachta, an dem kein NHL-Klub ein Draftrecht besaß, unterzeichnete einen so genannten "Entry Level Contract", der aufgrund seines Alters und der Struktur dieser Verträge ein Jahr läuft. "Matthias ist ein großer, talentierte Außenstürmer, der in der DEL eine starke Saison hatte", begründete Coyotes-Manager Don Maloney die Entscheidung. "Wir freuen uns darauf, dass er seine Entwicklung in unserer Organisation fortsetzen wird". Organisation heißt im Zweifel aber auch, dass der Linksaußen bei den Portland Pirates, dem Farmteam der Coyotes, in der AHL anzutreten hat.
Dennoch sind die Angriffsreihen beim Meister mit den Zugängen Brent Raedeke und Philip Riefers mit momentan 13 Spielern schon gut gefüllt. Dazu ist wohl bald mit der Bestätigung eines weiteren Neuen, dem Ingolstädter Ryan MacMurchy zu rechnen.
Dass Plachta im derzeitigen Stadium nicht eins zu eins mit einem deutschen Spieler zu ersetzen ist, war Teal Fowler klar. "Wir haben Sicherheit eingebaut", äußerte sich der Manager schon in den Tagen nach der Meisterschaft etwas nebulös. Die "Sicherheit" könnte so aussehen: Philip Riefers (1,92 Meter, 88 Kilo), verkörpert das physische Element, MacMurchy (zuletzt 58 Punkte) sorgt für die Torgefahr, die mit Plachta und vor allem Mauer abhanden geht.
Zur Erinnerung: Matthias Plachta schaffte erst im fünften DEL-Jahr den absoluten Durchbruch. Vor seinen zuletzt 19 Toren und 25 Vorlagen standen in vier Spielzeiten zuvor in 213 Partien nur 29 Treffer und 32 Assists zu Buche.
Lücken tun sich noch in der Abwehr auf. Kurtis Foster (nach Nürnberg) und Bobby Raymond stehen nicht mehr im Kader, Sinan Akdag wurde Ende April bei einem Heidelberger Spezialisten an der Schulter operiert, soll aber bis September einsatzfähig sein.
Ein kleines Fragezeichen steht wohl hinter Denis Reul, an dem Klubs der osteuropäischen KHL Interesse zeigen sollen. Was nicht ganz so gefährlich ist wie ein Angebot aus der NHL. Die Fleischtöpfe in der ausschließlich sponsorenabhängigen russischen Liga sind nicht mehr überall gefüllt, vier Klubs des Kunstprodukts haben seit 2014 den Spielbetrieb eingestellt und etliche Spieler aufgrund nicht gehaltener Versprechungen wieder den Weg zurück in den Westen angetreten. Mitunter abenteuerliche Reisebedingungen zwischen Standorten wie Riga, Zagreb oder St. Petersburg bis nach Wladiwostock am japanischen Meer sind auch nicht jedermanns Sache.
Da aufgrund der bevorstehenden Mehrfachbelastung (DEL, CHL, Spengler-Cup) der Meister bereits mit einem großen Kader in die Saison zu starten gedenkt, werden acht Verteidiger die Sollstärke sein. Neben einem Importspieler liegt man beim Deutsch-Amerikaner Sean Sullivan (31/Iserlohn Roosters) nicht ganz falsch.
Welche Förderlizenzen (bisher Lehr, Saeftel, Ackermann für Heilbronn) schließlich vergeben werden und wer sonst aus dem großen Repertoire der Jungadler zur neu eingegangenen Kooperation nach Kassel wechselt, entscheidet sich im Laufe der kommenden Wochen.