Neue Unterstützung bei Hoffenheim

Die TSG 1899 hat mit Lukas Rupp, Kevin Vogt und Sandro Wagner Typen geholt, die für eine neue Mentalität sorgen sollen

29.07.2016 UPDATE: 30.07.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Der Heidelberger Lukas Rupp (links) und der Wittener Kevin Vogt wollen im Team der TSG 1899 Hoffenheim schnell Fuß fassen. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Bad Häring. Lukas Rupp ist gebürtiger Heidelberger, Kevin Vogt erblickte das Licht der Welt in Witten und wuchs im Bochumer Stadtteil Langendreer auf. Beide Profis haben bei der TSG 1899 Hoffenheim Verträge bis 2020 unterzeichnet und wollen sich in ihrer neuen Mannschaft festsetzen wie Kerem Demirbay, den der Kraichgauklub bis 2019 an sich gebunden hat. Gerade im Mittelfeld verfügt Trainer Julian Nagelsmann vor der Ende August startenden Bundesligasaison über ausreichend personelle Alternativen, zumal mit Sebastian Rudy, Eugen Polanski und Pirmin Schwegler weiterhin etablierte Kräfte zur Verfügung stehen.

Nagelsmann hat die Qual der Wahl - oder je nach Sichtweise und taktischer Ausrichtung ein Luxusproblem. Es ist so gewollt. Interner Konkurrenzkampf soll gesund sein und ein hohes Maß an Flexibilität garantieren.

Der Königstransfer mag Andrej Kramaric sein, im Kern freilich hat Hoffenheim den Verlust von Kevin Volland und Tobias Strobl bewusst durch gute Typen und deutschsprachige Spieler ersetzt, die Erfahrung und Perspektive vorweisen können. Lukas Rupp (25), der bei der TSG Weinheim und beim Karlsruher SC fußballerisch ausgebildet wurde, zog es zurück in heimatliche Gefilde. Mit dem Thema Abstieg (SC Paderborn, VfB Stuttgart) glaubt er sich fortan nicht mehr beschäftigen zu müssen. "Es hat mich schon belastet", gibt der Spross des ehemaligen Leutershausener Handballers Franz Rupp offen zu, "doch ich glaube nicht, dass mir das noch einmal passieren wird." Hoffenheim habe einen starken Kader, in dem er sich auf der Achter-Position sehe.

Ähnlich beurteilt das Kevin Vogt (24). 1899 hat sich längenmäßig, quasi in Basketballer-Manier, neu aufgestellt: Vogt misst 1,94 Meter, Stürmer Sandro Wagner ist genauso groß, Innenverteidiger Benjamin Hübner (1,93 Meter) lediglich einen Zentimeter kleiner. Der bekennende Ruhrpottler Vogt sagt beim ungezwungenen Gespräch in der Hotel-Lobby: "Wir dürfen uns nicht kleiner machen als wir sind. Ich will gesund bleiben und möchte mich in Hoffenheim durchsetzen."

Der Sechser sieht sich positionsbedingt in einer verantwortungsvollen Rolle, wenngleich er es generell nicht mag, über seine Stärken zu reden. Seine Einordnung klingt vernünftig: "Ich konzentriere mich auf mich. Ich muss das Spiel lesen und viel dirigieren. Ich versuche, die Jungs vor mir zu leiten, um ihnen das Leben einfacher zu machen."

Einiges spricht für diesen "zentralen Abräumer" vor der Abwehrkette, der sich für keine Maloche zu schade ist. Der Hoffenheimer Talentschuppen, in der Vergangenheit oft als brav und verwöhnt verschrien, hat sich kantige und physisch zu Werke gehende Kerle dazugeholt. Die TSG stünde "für Professionalität in jeder Hinsicht. Ich bin einfache Verhältnisse gewohnt - deshalb weiß ich das hier sehr zu schätzen", sagt Vogt authentisch. Vom 1. FC Köln kennt er Turbulenzen, ähnlich wie Sandro Wagner (28), der das bei Hertha BSC Berlin erlebt hat und der zuletzt bei den Darmstädter "Lilien" aufblühte.

Wie Wagner etwa im "Kurz-Test" gegen Besiktas Istanbul seinen Körper einsetzte, ist eine durchaus neue Facette im Spiel der Blauen. Diese Jungs lassen sich nichts gefallen - eine Dagegenhalten-Mentalität, die "Hoffe" seit 2008 immer wieder fehlte und beinahe absteigen ließ.

Im Trainingslager von Bad Häring spürt man einen Energieschub und neuen Geist. "Ich war letzte Saison Neunter, ich bin nicht gekommen, um Fünfzehnter zu werden", sagt Vogt. Ein Statement. "Wir haben viele gute Typen, die Verantwortung übernehmen können", erklärt der designierte Kapitän Sebastian Rudy. Jüngste Wechselgerüchte zum FC Sevilla verweist er ins Reich der Fabel: "Ich habe das gelesen, aber davon weiß ich nichts." Es klingt glaubhaft. Rudy ist seit 2010 an Bord. Er verkörpert Sesshaftigkeit und Loyalität, ähnlich wie das bis 2015 Andreas Beck vorgelebt hat.

Alle sind unter Julian Nagelsmann ununterbrochen gefordert. Ständiges Tempo und Umschalten ist etwas Neues für die Neuen. "Es geht um die Qualität und nicht um das Alter", schmunzelt Rupp. "Respekt erwirbt man sich durch fachliches Wissen und wie man mit den Leuten umgeht", ergänzt Vogt über Nagelsmann. Beide Neuzugänge sagen "Trainer" und "Sie" - in diesem Zusammenhang ist das mehr als nur eine Fußnote.

Eine junge Mannschaft, ein junger Trainer - es scheint zu passen vor dem neunten Erstliga-Jahr der TSG...

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