Mit Larifari kann 1899 Hoffenheim nicht gewinnen

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann redet nach dem 1:1 in Darmstadt Klartext - Wieder Gegner aufgebaut und spätes Gegentor

21.09.2016 UPDATE: 22.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Fuchsteufelswild: Julian Nagelsmann konnte mit dem Auftritt seiner Mannschaft in Darmstadt nicht zufrieden sein. Foto: APF

Von Achim Wittich

Darmstadt. Viermal ist 1899 Hoffenheim in der Spielzeit 2016/17 in der Bundesliga angetreten, viermal hat das Team von Trainer Julian Nagelsmann den Rasen nicht als Verlierer verlassen - aber eben auch nicht als Gewinner. Bei den Darmstädter Lilien, die am Dienstagabend gleich acht Neuzugänge in der Startelf aufboten, war der erste Dreier fest eingeplant. Klar also, dass Nagelsmann nach dem späten 1:1-Ausgleich der Hessen durch Joker Denys Oliinyk (90.+2) erstmals so richtig angefressen war. "In der zweiten Halbzeit hatten wir einige Larifari-Situationen und haben nach dem Motto gespielt: Wollen wir nun das zweite Tor machen, oder nicht?"

Weiter ging’s: Zwei seiner Spieler seien nicht bereit gewesen, das Gegentor mit aller Macht zu verhindern. Jeremy Toljan, Olympia-Silbermedaillengewinner, war einer davon und dürfte sich von seinem Chef einige deutliche Worte anhören müssen.

"Fußballspielen eingestellt"

Es war aber auch völlig unnötig, dass sich die Kraichgauer an diesem Fußballabend trotz der hitzigen Atmosphäre am "Bölle" noch die Butter vom Brot nehmen ließen. Nach ordentlichem Beginn und einer Großchance von Amiri (4. Minute) blieb die TSG nicht am Ball und ließ die mit sehr überschaubarem spielerischen Niveau ausgestatteten 98er aufkommen. Dennoch schien nach Kramarics Blitztreffer nach der Pause (46.) alles gut zu werden. "Doch auf einmal haben wir das Fußballspielen eingestellt", haderte Nagelsmann und bemängelte unten im Stadionbauch die immer wieder gleichen Vorkommnisse: "Frühe Gelegenheiten nicht genutzt, den Kontrahenten aufgebaut und dann ein spätes Gegentor bekommen."

Ein paar Meter weiter herrschte bei den Gescholtenen eine entsprechende Tristesse. "In der Kabine ist eine Scheiß-Stimmung", ließ Sebastian Rudy verlauten und "Eisen" Ermin Bicakcic fand keine weniger drastischen Worte: "Es ist zum Kotzen. Wir sind alle extrem gefrustet."

Nun haben er und seine Kollegen bis Sonntag zum Spiel gegen den FC Schalke 04 (15.30 Uhr) Zeit, um ihre Laune und ihr Spiel zu verbessern.Immerhin wollte Nagelsmann neben "sehr schwachen Minuten" auch "sehr gute Minuten" gesehen haben. Doch das waren bei neutraler Betrachtung nicht allzu viele.

Überraschend auch, dass sich "Hoffe" unnötigerweise auf einen offenen Schlagabtausch mit dem Gegner einließ. "Da sind sie besser als wir und darauf hatte ich die Mannschaft auch vorbereitet", verriet Nagelsmann.

Sein Trainerkollege Norbert Meier durfte an seinem 58. Geburtstag dagegen zufrieden mit dem Punkt sein. Nach dem 1:0-Sieg im Derby gegen Eintracht Frankfurt, dem Remis gegen Hoffenheim und zwei Auswärtsniederlagen haben die Lilien genauso viele Zähler wie 1899. Mentalität hatte diesmal zwar nicht Qualität geschlagen, aber die Darmstädter durften sich gewiss als der heimliche Sieger fühlen - und die Gäste als der Verlierer.

Klar, dass auch die Fans so langsam ungeduldig werden, den ersten Sieg einfordern. Auf dem Heimweg aus dem Stadion beschwerte sich ein ganz treuer Begleiter zudem darüber, dass nur drei Spieler nach dem Abpfiff in die Fan-Kurve gekommen seien.

Es war nicht der Abend der Hoffenheimer beim erstgenannten Abstiegskandidaten, doch Nagelsmann wollte nicht schwarz malen: Ein Rückschritt sei das Ganze nicht gewesen, aber auch kein Fortschritt. Früh in der Saison ist die TSG 1899 Hoffenheim weiter auf der Suche nach Stabilität - spannend, wie die Stimmung in der Kabine am Sonntag sein wird.

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