Jannik Vestergaard: lächelnd zurück

Bremens Hoffnungsträger Vestergaard tritt mit einem blauen Auge, aber deutlich besser gelaunt bei seinem Ex-Verein Hoffenheim an

02.02.2015 UPDATE: 03.02.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Führte sich in Bremen bestens ein: Der ehemalige Hoffenheimer Jannik Vestergaard. Foto: Im

Von Frank Hellmann

Bremen. Die Wege dürften ihm alle noch bekannt vorkommen. Ist ja nicht so lange her, dass sich Jannik Vestergaard in der Heimkabine der Rhein-Neckar-Arena umgezogen hat, auch wenn er seines Erachtens am Ende zu selten zu jener ersten Elf zählte, die Trainer Markus Gisdol für die TSG Hoffenheim auf den Rasen schickte. Doch seit einer Woche steht der Däne in Diensten des SV Werder. Und weil der Fußball gerne besondere Geschichten schreibt, tritt der Neuzugang am Mittwoch (20 Uhr) wieder in Sinsheim an. Diesmal als Gästeakteur. "Meine Gefühle bei der Rückkehr sind zweitrangig", hat Bremens Hoffnungsträger vor dem Hoffenheim-Gastspiel ausgerichtet, "wir wollen da punkten."

Wer den 22-Jährigen nach dem erstaunlich leichten 2:0-Heimerfolg gegen Hertha BSC am Sonntag auf die Besonderheit ansprach, spürte: Da brennt einer darauf, es zu zeigen, dass es ein Fehler war, ihn gehen zu lassen. Natürlich sei diese Reaktion vorstellbar: "Okay, jetzt habe ich es denen gezeigt. Aber wichtig ist die Mannschaft." Wenn er am Ende der 90 Minuten wieder mit so einem guten Gefühl vom Platz gehe wie am Sonntag, "wäre das schön", ließ sich der Innenverteidiger mit dem Faible für die zottelige Langhaarfrisur noch entlocken und lächelte auch sein "Veilchen" weg, das er sich gleich nach fünf Minuten bei einem Zusammenprall zugezogen hatte.

Dass er sich in der norddeutschen Tiefebene bei seinen neuen Arbeitgeber, der laut Geschäftsführer Thomas Eichin angeblich zwei weitere ernsthafte Mitbewerber ausstach, "super wohl" fühle, hat Vestergaard gleich dreimal betont. "Die Stimmung, das Vertrauen - es hat alles gestimmt. Jetzt müssen wir versuchen, diese Leistung zu bestätigen." Vestergaard weiß: Hoffenheim wird es ihm nicht so leicht machen wie Hertha. Möglich, dass ein solch offener Schlagabtausch herauskommt wie beim vogelwilden 4:4 in der Vorsaison.

Damals war der 1,99-Meter-Riese nur Reservist, aber deswegen ging er ja weg, nachdem er in seinen viereinhalb Jahren im Kraichgau zwar zum Erstligaspieler, aber nicht zur Stammkraft reifte. Nun soll er an der Weser die Flut an Gegentoren eindämmen. "Solch einen Typen haben wir gesucht. Wenn so ein Spieler auf dem Markt ist, muss man zugreifen", meint Werder-Trainer Viktor Skripnik, der sich Vestergaard nach eigenem Bekunden länger angeschaut hatte. "Kompliment an meine Vereinsführung, so einen Transfer zu tätigen: Er hat unser Hintermannschaft sofort gut getan." Tatsächlich lieferte der über den grünen Klee gelobte Verteidiger mit der Rückennummer sieben an der Seite des immer besser werdenden Alejandro Galvez eine fast fehlerlose Partie ab.

Bis zur Pause hatte Vestergaard keinen Zweikampf verloren, am Ende stand die formidable Quote von 85 Prozent gewonnener Duelle. Bei 45 Pässen kamen 39 an, dazu standen noch drei Torschüsse in der Statistik - genauso viele wie alle Berliner Berufsfußballer zusammen. Und was der stellungssichere Vestergaard an Präsenz und Entschlossenheit, Souveränität und Selbstbewusstsein am Boden und in der Luft ausstrahlte, daran hätte sich Hertha auch ein Beispiel nehmen können. "Mit seiner Ruhe hat er uns sofort geholfen", urteilte Aufsichtsratschef Marco Bode, dessen Kontrollgremium beim Königstransfer sofort die 2,5 Millionen Euro Ablöse freigab.

Werder hat Vestergaard gleich mit einem bis 2018 laufenden Vertrag ausgestattet - er soll der neue Abwehrchef sein. Denn: Der Deutsch-Kongolese Assani Lukimya wirkt im Spielaufbau arg limitiert, und beim verletzten Österreicher Sebastian Prödl deutet vieles auf einen ablösefreien Abschied am Saisonende hin. Deshalb durfte sich der bislang wegen seiner Transferaktivitäten nicht unkritisch gesehene Eichin mit dem für die Kaderplanung zuständigen Rouven Schröder bei der Personalie selbst auf die Schulter klopfen: "Das war eine sehr gute Leistung mit großer Dominanz. Wir konnten Jannik eine gute Perspektive bieten - wir wissen auch, dass wir einen Spieler seiner Kategorie nicht hätten holen können, wenn er in Hoffenheim uneingeschränkter Stammspieler gewesen wäre."

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