Holt Hoffenheim drei Punkte zum Einjährigen von Nagelsmann?
Julian Nagelsmann feiert in Wolfsburg ein kleines Jubiläum und will mit 1899 Hoffenheim weiter in Richtung Europa stürmen
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Heute vor genau einem Jahr, am 11. Februar 2016, staunte Fußball-Deutschland nicht schlecht, als 1899 Hoffenheim den damals 28-jährigen Julian Nagelsmann als Trainer-Nachfolger von Huub Stevens vorstellte. Die TSG stand nach dem 20. Spieltag mit gerade einmal 14 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz und es drohte, in die Zweite Liga abzustürzen.
Zwei Tage nach seinem Amtsantritt erkämpfte Nagelsmann mit seinen verunsicherten Profis ein 1:1 bei Werder Bremen - der Beginn einer fast unglaublichen Erfolgsgeschichte. Im Februar 2017 haben sich die Kraichgauer unter dem mittlerweile schon zukünftig bei Bayern München gehandelten Aufsteiger in der Spitzengruppe etabliert, belegen vor dem Gastspiel beim kriselnden VfL Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) den fünften Rang und haben erst eine einzige Niederlage in Leipzig (0:1) kassiert.
Kein Grund für Nagelsmann, deshalb den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Mein Einjähriges bei der TSG feiere ich hoffentlich mit drei Punkten", sagte er gestern entspannt auf der wöchentlichen Pressekonferenz in Zuzenhausen und fügte nur noch hinzu: "Ich habe mir aber keine Flasche Schampus kalt gestellt." Bei den wenig gefräßigen "Wölfen" hat der Hoffenheimer Coach keinen Grund, die zuletzt beim 4:0-Sieg gegen Mainz erfolgreiche Startformation zu verändern. Fehlen werden Jeremy Toljan, Lukas Rupp, Fabian Schär und wohl auch Danilo Soares, Torjäger Sandro Wagner ist noch gesperrt. Vor allen Dingen Lukas Rupp durchlebt derzeit eine schwierige Zeit. Eine Nervenentzündung an der Außenseite des Knies setzt den Heidelberger seit der Partie bei Eintracht Frankfurt (0:0) außer Gefecht. In der Not wurde Rupp nach RNZ-Informationen, die Nagelsmann bestätigte, sogar bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München vorstellig. Doch selbst der "Wunder-Doc" konnte noch keine entscheidende Verbesserung erzielen. "Es ist nicht absehbar, wann er wieder einsteigt", musste Nagelsmann eingestehen.
Trotz der bisher desaströsen bisherigen Saison des Sonntagsgegners, sind sich die Hoffenheimer der Schwere der Aufgabe am Mittellandkanal bewusst. "Sie stehen schlechter, als es der Kader hergibt und sind schwer einzuschätzen", weiß Nagelsmann. Allein die Einwechslung von Didavi, Malli und Gomez bei der 0:1-Pokalniederlage bei den Bayern spreche Bände. Der "Hoffe"-Coach: "Wenn ich sehe, was die da eingewechselt haben ..."
Beim torlosen Remis im Hinspiel vergab 1899 in der Anfangsphase zwei große Tormöglichkeiten, doch während der TSG-Express anschließend volle Fahrt aufnahm, findet sich der VW-Klub völlig überraschend im Abstiegskampf wieder. Verkehrte Fußball-Welt.
Unter der Regie von Nagelsmann holte Hoffenheim stolze 57 Punkten aus 33 Spielen, was einem Schnitt von 1,72 Zählern pro Begegnung entspricht. Besser waren Saison übergreifend nur der FC Bayern München (81) und Borussia Dortmund (67). Kann der Dorfklub diese Bilanz weiter aufrecht erhalten, stünden am Ende 60 Punkte auf der Habenseite.
Damit, dazu braucht man kein Prophet zu sein, wäre 1899 Hoffenheim im internationalen Geschäft. Möglicherweise sogar in der Königsklasse. Real Madrid in der Rhein-Neckar-Arena? Nach nur einem Jahr unter Julian Nagelsmann darf man im Kraichgau von großem internationalen Fußball träumen.
Hintergrund
Wenig Unterstützung
Die TSG ist auf Erfolgskurs, doch die weite Reise nach Niedersachsen nehmen nicht viele Anhänger auf sich. Gerade einmal 300 Fans begleiten die TSG morgen in die Volkswagen-Arena.
Schär äußert
Wenig Unterstützung
Die TSG ist auf Erfolgskurs, doch die weite Reise nach Niedersachsen nehmen nicht viele Anhänger auf sich. Gerade einmal 300 Fans begleiten die TSG morgen in die Volkswagen-Arena.
Schär äußert Unzufriedenheit
Der verletzte Schweizer Fabian Schär äußerte sich im Schweizer Blick zu seiner sportlichen Lage bei der TSG. "Die Situation ist sicher nicht zufriedenstellend. Aber ich richte mich lieber daran auf, dass ich zuletzt vor meiner Verletzung zwei Mal eingewechselt wurde. Ich möchte alles im Training geben und höchst professionell arbeiten um mich weiterhin anzubieten, das ist mein Anspruch. Dennoch will jeder Spieler spielen und das ist mir wichtig, daher habe ich mich auch mit einem möglichen Wechsel beschäftigt." Dazu Julian Nagelsmann: "Er bekommt mein vollstes Vertrauen."
So könnten sie beginnen
Wolfsburg: Benaglio - Knoche, Luiz Gustavo, Rodri᠆guez - Guilavogui - Vieirinha, Seguin, Arnold, Gerhardt - Gomez, Malli.
Hoffenheim: Baumann - Süle, Vogt, Hübner - Kaderabek, Zuber - Rudy - Demirbay, Amiri - Uth, Kramaric. Schiedsrichter: Siebert (Berlin). awi