Hoffenheims Ausrutscher im Augsburger Schnee

Gegen den FC Augsburg wählt die TSG 1899 beim 1:3 die falschen Mittel - Pirmin Schwegler: "Ein kleiner Dämpfer"

01.02.2015 UPDATE: 02.02.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Die Augsburger Führung im Schneetreiben: Hoffenheims Torwart Oliver Baumann fliegt nach dem Kopfball von Halil Altintop (m.) vergeblich. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Augsburg. Zumindest in einem Punkt wurden sich die beiden Trainer nicht einig. TSG-Coach Markus Gisdol führte die gestrige 1:3 (1:2)-Niederlage seiner Hoffenheimer maßgeblich auf den Wintereinbruch im schwäbischen Teil Bayerns zurück. "Mit dem Schnee kam der FC Augsburg ins Spiel", sagte Gisdol in der Pressekonferenz, "entscheidend war, dass sie klarer mit dieser Situation umgegangen sind." Das wiederum wollte sein Amtskollege Markus Weinzierl nicht so stehen lassen: "Ob das Wetter eine Rolle gespielt hat oder nicht, das weiß ich nicht. Entscheidend war aus meiner Sicht die Zweikampfquote von 58 Prozent. Der Blick auf die Tabelle ist für den FC Augsburg sensationell. Das war vor Weihnachten so, das ist auch jetzt so."

Hintergrund

EINZELKRITIK

Baumann: Sah beim 2:0 von Werner nicht souverän aus. Ansonsten ein lautstarker Dirigent im Schneetreiben.

Beck: Schaltete sich immer wieder ins Angriffsspiel ein. Mit die meisten Flanken und

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EINZELKRITIK

Baumann: Sah beim 2:0 von Werner nicht souverän aus. Ansonsten ein lautstarker Dirigent im Schneetreiben.

Beck: Schaltete sich immer wieder ins Angriffsspiel ein. Mit die meisten Flanken und Impulse.

Abraham: Zum ersten Mal in der Startformation. Ordentlich, primär auf Sicherheit bedacht. Ihm fehlt eindeutig die Spielpraxis. Erzielte freilich fast noch das 2:2 per Kopf.

Bicakcic: Aufopferungsvolle Duelle mit Bobadilla. Abräumerqualitäten, aber mangelhafte Präzision im Pass-Spiel.

Strobl: Kompromisslos auf der linken Außenverteidigerposition. Ohne Fehl und Tadel.

Polanski: Eher unauffällig, kämpferisch, bemüht.

Schwegler: Legte den Freistoß Firmino auf den Kopf. Viel unterwegs, besser als Polanski.

Volland: Lief und lief und lief. Besaß aber meist keine Durchschlagskraft.

Firmino: Seine zweite Chance brachte das 2:1. Ein Treffer wie aus dem Nichts, aber zum richtigen Zeitpunkt. Rieb sich allzu häufig in Zweikämpfen auf.

Salihovic: Rückte für Elyounoussi ins Team. Viele kleine Unzulänglichkeiten.

Modeste: "Hoffes" Auswärtsmittelstürmer. Bekam selten Bälle. Eine Chance (48.), das war’s.

Elyounoussi: Ersetzte den enttäuschenden Salihovic.

Szalai: Kam rein, checkte Werner weg und sah Gelb. Damit sogar gut bedient.

Schipplock: Wurde in der Schlussphase als zweite Sturmspitze aufs Feld geschickt. Ein strammer Schuss. jog

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Tatsache ist: Die Hausherren haben einen weiteren Schritt Richtung internationale Plätze gemacht, Hoffenheim hingegen hat "einen kleinen Dämpfer" erhalten, wie Pirmin Schwegler enttäuscht und ehrlich zugab, "wir wollten anders in die Rückrunde starten."

Gewiss: Der Kraichgauklub hatte sich viel vorgenommen und in der inzwischen fußballverrückten Fuggerstadt auch etwas ausgerechnet. Doch bis auf die Anfangsphase, in der das Geschehen vorwiegend vom gegenseitigen Respekt geprägt wurde, blieben die Nordbadener vieles schuldig. Die Offensivqualität der TSG blitzte lediglich sporadisch auf - und die Fehler und Missverständnisse häuften sich. Ganz anders der FCA: Die gelbe Signalfarbe des Balles auf weißem Untergrund bedeutete mehr und mehr Gefahr. Kompakt, schnörkellos, zielstrebig und entschlossen gingen die Grün-Roten vor 27 090 Zuschauern ans Werk. Und Bayern-Leihgabe Pierre-Emile Höjbjerg wurde zusehends stärker. Der freche Freistoß, den der erst 19-jährige Däne direkt aufs Tor zirkelte, sollte ein Warnschuss sein. Eine Minute später tanzte Höjbjerg Tobias Strobl aus und bediente Halil Altintop. Auf das 1:0 (39.) folgte prompt das 2:0 (42.): Tobias Werners Freistoßflanke landete im Netz - und dabei schien "Hoffes" Torhüter Oliver Baumann vom heraneilenden Ragnar Klavan irritiert worden zu sein. Der Anschlusstreffer von Roberto Firmino (45.), nach einem Freistoß von Pirmin Schwegler, war eher schmeichelhaft, doch es sollte urplötzlich den Gästen wieder alle Möglichkeiten eröffnen.

Eine Steigerung der Hoffenheimer vermisste man unterdessen schmerzlich. Es fehlten das einfache Spiel, die zündenden Ideen, der finale Pass. Schweglers deutliche Kritik in der Mixed Zone: "Wir haben es spielerisch zu lösen versucht, doch das war heute das falsche Mittel." Augsburg kontrollierte die Begegnung - und hätte sie kurioserweise fast aus der Hand gegeben, als in der Nachspielzeit Schwegler auf David Abraham flankte, doch dessen Kopfball (90.+2) fischte FCA-Keeper Alexander Manninger sensationell aus dem Winkel.

"Ich habe den Ball schon drin gesehen", schüttelte Schwegler ungläubig den Kopf. Im Gegenzug machte Abrahams argentinischer Landsmann Raul Bobadilla alles klar - das 3:1 (90.+3), mit unbändigem Willen ins kurze Eck erzielt, bedeutete die Entscheidung. Kevin Volland bilanzierte: "Wir haben verdient verloren. So kann man nicht auftreten."

Die Hoffenheimer müssen sich schleunigst wieder fangen, denn bereits am Mittwochabend (20 Uhr) gastiert Werder Bremen in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. "Da haben wir gleich die Chance zur Wiedergutmachung", empfahl Schwegler, "aber wir müssen an unsere Grenzen gehen." Am Limit spielten sie am Sonntag fürwahr nicht.

Gisdol hofft nun auf die Rückkehr von Linksverteidiger Jin-Su Kim, der das Finale beim Asien-Cup mit seinen Südkoreanern mit 1:2 gegen Australien verlor. "Ich hoffe, dass er die Niederlage gut weggesteckt hat. Es wäre schön, wenn er uns kurzfristig wieder zur Verfügung stehen könnte." Einen bissigen Typen wie Kim hätten sie in Augsburg gut gebrauchen können …

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