Hoffenheim empfängt Bayern: Monopoly in der Rhein-Neckar-Arena
Die übermächtigen Bayern haben die Häuser und Hotels, aber 1899 Hoffenheim will diesmal wieder mutiger auftreten
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Gleich bei der Saison-Heimpremiere ist die Rhein-Neckar-Arena am Samstag ausverkauft. Das ist allerdings wenig verwunderlich, denn schließlich gibt der ruhmreiche FC Bayern morgen Nachmittag (15.30 Uhr/live auf Sky) seine Visitenkarte unweit vom Auto & Technik-Museum ab. Bereits seit dem 30. Juli gibt es keine Karten mehr und die Fans sind bei wieder ansteigenden Temperaturen richtig heiß auf den Knüller. Die für Hoffenheimer Verhältnisse fast schon unglaubliche Zahl von 500 Trainingskiebitzen hatte sich am Mittwoch in Zuzenhausen versammelt. Doch darüber schmunzeln sie in der Isarmetropole freilich nur: Tags zuvor stürmten 5000 (!) Bayern-Gläubige in den Sommerferien das Gelände an der Säbener Straße.
Nicht in Ehrfurcht erstarren
1899-Trainer Markus Gisdol hatte für die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse gestern einen hübschen Vergleich parat: "Wenn die anderen beim Monopoly die ganzen Häuser und Hotels haben, kannst du kämpfen wie du willst. Irgendwann ziehen sie die letzte Hypothek und du kannst verrecken." Ins "Gefängnis" will sich der seit Montag 46-Jährige mit seinen Spielern aber deshalb noch lange nicht einquartieren, auch wenn die Bundesliga-Bilanz gegen den Primus bei zehn Niederlagen und vier Unentschieden noch keinen Erfolg ausweist. Er kündigte vielmehr eine forsche Vorgehensweise an: "Auch wenn uns viele vielleicht nichts zutrauen, wir trauen uns schon ganz schön was zu." Gisdol gab sich kämpferisch und kündigte einen mutigen Auftritt an. Alles andere wäre aus seiner Sicht völlig sinnlos. "Wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren, sonst machen sie einen kaputt."
Dem widerspricht allerdings der letzte Auftritt seines Ensembles gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner. Am 18. April diesen Jahres schickte Pep Guardiola Reservisten wie Dante, Gianluca Gaudino, Sebastian Rode oder Mitchell Weiser auf den Rasen in Sinsheim und die anderen Top-Stars der Bayern zeigten sich nicht gerade hoch motiviert. Es reichte dennoch zu einem 2:0-Sieg, denn ihr Gegner agierte an diesem Tag viel zu ängstlich und verzagt.
Diesmal soll’s beim "fußballerisch schwersten, von der Erwartungshaltung her aber leichtesten Spiel" (Gisdol) also anders werden. Glücklicherweise sind dabei die personellen Voraussetzungen gut. "Ein paar kleine Dinge, die für Samstag aber keine Auswirkungen haben werden", beantworte der TSG-Coach die Frage nach dem Verletzungsstand in den eigenen Reihen.
Gisdol hat bereits eine konkrete "Idee" im Kopf, wie er taktisch seinen in München nicht mehr unumstrittenen Kollegen aus Spanien überraschen kann. Mittlerweile sind es die Bayern gewöhnt, auf einen vielbeinigen Abwehrriegel, den ihre Widersacher vorm eigenen Strafraum aufbauen, zu treffen. Der Hamburger SV versuchte es gar vor einer Woche in der Allianz Arena mit einer 6-3-1-Sperrgürtel vor Torwart Rene Adler.
Geht es "Hoffe" tatsächlich mutig an, ist die spannende Frage, auf welches Offensivpersonal Gisdol setzt. Schenkt er erneut Kevin Kuranyi von Beginn an sein Vertrauen? Mark Uth, der bereits in Leverkusen eingewechselt wurde, möchte nach einer Innenbandverletzung seine Torgefährlichkeit unbedingt vom Anpfiff weg unter Beweis stellen.
Weniger auf die Aufstellung als auf die Einstellung wird es ankommen. Gisdol muss seiner Mannschaft den Glauben an die Sensation vermitteln. Immerhin: Im Monopoly sei er gut gewesen und hätte die Schwester oft geärgert. Na dann ...