Gisdol erwartet Bremen: "Wir sind zu Hause eine Macht"

Hoffenheims Trainer hält vor dem Heimspiel am heutigen Mittwoch gegen Werder Bremen bewusst jede Kritik von seinem Team fern

03.02.2015 UPDATE: 04.02.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Szene aus dem Hinspiel: TSG-Allrounder Tobias Strobl klärt gegen Bremens Davie Selke, von 2009 bis 2012 in Hoffenheim aktiv. Foto: Im

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Manchmal muss man auch bei Pressekonferenzen zwischen den Zeilen lesen. Die gestrige Rhetorik von TSG-Trainer Markus Gisdol ist wohl der Tatsache geschuldet, dass er vor dem Heimspiel am heutigen Mittwoch (20 Uhr, Rhein-Neckar-Arena) der Hoffenheimer gegen den SV Werder Bremen partout Unruhe von seiner Elf fernhalten wollte. Schützend legte der 45-jährige Schwabe nach dem 1:3 beim FC Augsburg seine Hände über sein Team. Über Defizite vom Sonntag wollte Gisdol - zumindest nicht öffentlich - reden. "Die Partie war nur vom Ergebnis her nicht so gut", sagte er über den verpatzten Rückrundenstart, "unsere Leistung war ja nicht schlecht und mit der letzten Aktion hätten wir um Haaresbreite einen Punkt mitnehmen können." Damit erinnerte Gisdol an David Abrahams Kopfball in der Nachspielzeit, den FCA-Torhüter Alexander Manninger mit einem spektakulären Reflex verhinderte.

Es ist davon auszugehen, dass der Fußballlehrer intern seinen Schützlingen die Schwächen aufgezeigt hat. Bis auf Ausnahme von Kapitän Andreas Beck und Pirmin Schwegler bot kein einziger Hoffenheimer eine überzeugende Vorstellung. Selbst Tobias Strobl, ansonsten auf allen Positionen die Zuverlässigkeit in Person, unterlief ein kleiner Fehler, als er sich vor dem 1:0 von Flankengeber Pierre-Emile Höjbjerg austanzen ließ. Kurzum: "Hoffe" wackelte hinten und vorne, bekam die Standards nicht in den Griff und hätte schlichtweg mehr Gegenwehr leisten müssen, um einen kompakten FCA ernsthaft in die Bredouille zu bringen. Möglich, dass Gisdol das Innenverteidigerpaar Ermin Bicakcic und David Abraham überdenkt. Sollte sich der südkoreanische "Terrier" Jin-Su Kim vom Asien-Cup und Jetlag einigermaßen erholt haben, könnte Allrounder Strobl nach innen rücken. "Jin-Su ist am Montag angekommen und wurde von uns gleich durchgecheckt. Ich würde nicht ausschließen, dass er einsatzfähig ist", sagte Gisdol. Übersetzt heißt das: Der Trainer hofft, dass es heute für den Linksverteidiger gegen Bremen reicht ...

Werder kommt gestärkt in den Kraichgau. Das jüngste 2:0 gegen Hertha BSC war immens wichtig. Dabei hat Ex-TSG-Akteur Jannik Vestergaard überzeugt. Der Däne, der in dieser Saison unter Gisdol nur noch Ersatz hinter Bicakcic, Süle, Strobl und Abraham war, sagte vor der Rückkehr nach Sinsheim kess: "Wir können Hoffenheim schlagen, wenn wir wieder einen guten Tag erwischen." Gisdol, der mit Vestergaard schon vor fünf Jahren in "Hoffes" U 23 zusammengearbeitet hatte, ordnete den Wintertransfer als Abschied ohne Nebengeräusche ein. Der Junge sei ihm ans Herz gewachsen. "Für Jannik ist das in Ordnung, bei uns hat er vier Spieler vor sich gehabt. So kann man sich auch mal trennen", betrachtet der TSG-Trainer den Wechsel als normales Prozedere.

Im Fokus von Hoffenheim steht allein das Erreichen von drei Punkten. "Wir sind zu Hause eine Macht und wollen unbedingt gewinnen", glaubt Gisdol an eine Kurskorrektur binnen drei Tagen, "unsere Mannschaft ist körperlich in einer guten Verfassung und wir können drei Mal in einer Englischen Woche mit Vollgas spielen." Gegen Augsburg fehlten diesbezüglich ein paar Prozente, gegen Werder und insbesondere am Samstag beim VfL Wolfsburg wird eine Leistung am Limit auch bitter nötig sein.

Die Verpflichtung von André Schürrle, der im Duell mit "Hoffe" sein Debüt bei den finanzstarken "Wölfen" feiern dürfte, wertete Gisdol am Dienstag als Signal. "Ich habe das Gefühl, dass Wolfsburg Ernst macht. Ich könnte mir vorstellen, dass sie eine Mannschaft wie Chelsea oder Manchester City werden", so Gisdol über die Finanzstärke des VW-Konzernklubs. Investitionen wie die 32 Millionen Euro für Schürrle seien in Hoffenheim "definitiv nicht möglich. In dieser Größenordnung haben wir nichts verloren." Die TSG setzt eher auf die eigene Jugend, so lautet der Auftrag von Gesellschafter Dietmar Hopp. Auch der Name Ausbildungsverein zählte mal zur Rhetorik. Dass Talente und junge Spieler wie Davie Selke, Koen Casteels und Jannik Vestergaard nun die Kickstiefel für Werder Bremen schnüren, gehört im Einzelfall mit zum Geschäftsmodell.

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