David Abraham trifft am heutigen Freitag mit Frankfurt auf seinen Ex-Klub Hoffenheim

Integrationsfigur der Eintracht - Kovac-Brüder und Reutershahn verlängern bis 2019

08.12.2016 UPDATE: 09.12.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden

"Gefühlter Kapitän": David Abraham (r.) gegen den Gladbacher Fabian Johnson. Foto: dpa

Von Tobias Schächter

Frankfurt. Vor zwei Wochen schickte Julian Nagelsmann Armin Reutershahn eine SMS, in der der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim seinem ehemaligen Assistenten zu dessen erfolgreichen Arbeit bei Eintracht Frankfurt gratulierte. An diesem Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) eröffnet nun die Partie Eintracht gegen TSG den 14. Spieltag als Spitzenspiel - und Reutershahn, 56, sendet im Vorfeld nur nette Worte für den 27 Jahre jüngeren Nagelsmann. Selbst er, erzählte Reutershahn der Frankfurter Rundschau, habe in der Trainingsarbeit mit Nagelsmann Übungen erlebt, die er noch nicht kannte: "Ich habe profitiert", sagt der alte Zuarbeiter, der ja schon so lange in der Bundesliga arbeitet wie Nagelsmann alt ist. Gekommen ist er nach Hoffenheim, weil ihn Huub Stevens gerufen hatte, nach der Demission des Niederländers schaffte das Trainerteam mit Nagelsmann und Reutershahn doch noch den Klassenerhalt.

Sie rennen wie Teenager ...

Gegangen ist Reutershahn im Sommer dann zur Eintracht, weil ihn Niko Kovac in seinem Trainerteam haben wollte, die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim HSV. "Es war keine Entscheidung gegen Hoffenheim", sagt Reutershahn. Bereut hat er den Weg nicht, die Eintracht ist ja ebenso krass wie unerwartet plötzlich eine Spitzenmannschaft wie die Hoffenheimer.

Und beide Erfolgsgeschichten sind auch die Erfolgsgeschichten der beiden Trainer. Nagelsmann und Kovac retteten ihre Teams in der vergangenen Saison vor dem Abstieg und formen nun ihre Mannschaft nach ihren Ideen.

Kovac will dies nun mit seinem Bruder Robert und Reutershahn bis 2019 tun, am Donnerstag gab der Klub die Vertragsverlängerung des in Berlin aufgewachsenen Kroaten bekannt. "In der kurzen Zeit bei der Eintracht haben wir schon intensive Erfahrungen - wie vor allem die beiden Relegationsspiele - gemacht. Das schweißt zusammen und macht Lust auf mehr", erklärte Kovac, der der Treiber des Frankfurter Aufschwungs ist. Die Vertragsverlängerung mit dem 45-Jährigen ist das ersehnte Zeichen der Kontinuität für die Fans, die hoffen, dass der Aufwärtstrend nun nachhaltig wird.

Kovac ist ein Grundprinzipienprediger, die Werte die ihn als Spieler bei den Bayern und in der kroatischen Nationalmannschaft auszeichneten, lebt er nun authentisch als Trainer vor: Harte Arbeit, Leistungswille, Zuverlässigkeit, Disziplin, Unnachgiebigkeit - aber auch taktische Raffinesse. Die Eintracht ist so fit wie nie unter Kovacs Vorgänger Armin Veh, selbst Altvordere wie Alexander Meier, Szabolcs Huszti, beide 33, und Makoto Hasebe, 32, rennen wie Teenager über den Platz. Kovac hat die langjährige Abhängigkeit der Eintracht von Torjäger und Kapitän Meier gebrochen, die Mannschaft spielt nun viel flexibler und Meier denkt in hohem Alter plötzlich auch defensiv als erster Verteidiger.

Dass aus einer Mannschaft mit vielen Zugängen aus vielen Ländern schnell eine Einheit geworden ist, hat auch mit einem weiteren ehemaligen Hoffenheimer in Frankfurt zu tun. David Abraham, 30, ist in der Form seines Lebens und derzeit einer der besten Innenverteidiger der Liga. Der Argentinier nahm sich der spanischsprechenden Fraktion der Zugänge an. Der 19 Jahre junge Jesus Vallejo, ausgeliehen von Real Madrid, bezeichnet Abraham, als einen "großen Bruder". Vallejo ist ein Ausnahmetalent, das an der Seite von Abraham bereits heute internationale Klasse beweist. Würde der schmächtige Junge, den alle in Frankfurt als ein Musterbeispiel für Arbeitsmoral loben, nach Ablauf seines Leihvertrages kommenden Sommer weiter für die Eintracht spielen, wäre das eine: Sensation. Abraham hat jüngst seinen Kontrakt vorzeitig bis 2019 verlängert. Von einer "ganz wichtigen" Personalie sprach Eintracht-Vorstandsboss Fredi Bobic und nannte Abraham einen "gefühlten Kapitän". Abraham ist anerkannt in Frankfurt, nicht nur wegen seiner zunehmend überragenden Leistungen auf dem Platz.

... über das Spielfeld

Eine Zeitung nannte ihn jüngst "den freundlichsten Wadenbeißer der Liga" und spielte damit auch auf Abrahams fröhlich-positiven Charakter abseits des Rasens an.

Abraham und der Kölner Anthony Modeste sind die prominentesten Namen in einer Reihe von Profis, mit denen der ehemalige Hoffenheimer Coach Markus Gisdol bei der TSG nichts anfangen konnte - und die nun woanders reüssieren. Für zwei Millionen Euro Ablösesumme wechselte Abraham im Sommer 2015 von Baden nach Hessen, wo er sich total mit der Eintracht identifiziert und mittlerweile selbst eine Integrationsfigur ist. Abraham, der früher zu Leichtsinnfehlern neigte, spielt mittlerweile so zuverlässig fehlerlos wie Trainer sich das von Abwehrspielern wünschen.

In Frankfurt träumen die Fans vom Europapokal. Die Spieler dürfen laut Trainer Kovac höchstens "träumen, ohne zu fliegen". Dass keiner abhebt in der Kabine, dafür sorgt auch der bodenständige Eintracht-Musterschüler David Abraham.

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