1899 Hoffenheim steht vor dem Umbruch

Die gerettete Mannschaft der TSG wird sich nach dem Schaulaufen gegen Schalke 04 erheblich verändern

12.05.2016 UPDATE: 13.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Wer bleibt, wer geht? Niklas Süle (l.) und Kevin Volland sind allseits begehrt. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Die Partie der TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Schalke 04 kommt zumindest aus Sicht des Kraichgauklubs einem Schaulaufen gleich. Doch es ist gleichzeitig auch eine Art von Abschiedsgala, denn einige Profis werden "Hoffe" definitiv verlassen. Wer das sein soll, wollten Cheftrainer Julian Nagelsmann und Pressesprecher Holger Kliem bei der gestrigen Pressekonferenz partout nicht verraten. Und im einen oder anderen Fall dürfte es sich auch noch etwas hinziehen, ehe die wichtigsten Details geklärt sind. Die Mannschaft, die gegen Königsblau morgen aufläuft, ist eine zwischen jetzt und nachher.

Vor dem Anpfiff werden auf alle Fälle Tobias Strobl, Kevin Kuranyi und Lokalmatador Kai Herdling mit warmen Worten verabschiedet. Strobl wechselt ablösefrei zu Borussia Mönchengladbach, bei Kuranyi und Herdling laufen die Verträge aus. Gleiches gilt für die beiden Ersatzkeeper Jens Grahl und Alexander Stolz. Als Wackelkandidaten gelten ferner Pirmin Schwegler, Tarik Elyounoussi, Jiloan Hamad und Jin-Su Kim, die unter Nagelsmann aus unterschiedlichen Gründen nur noch eine Nebenrolle spielten.

Und schließlich gibt es ja noch eine Kategorie von allseits begehrten Kräften: Kevin Volland kann für eine Ausstiegsklausel von 18 Millionen Euro im Sommer wechseln, an ihm sollen Jürgen Klopps FC Liverpool, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, VfL Wolfsburg sowie Neuling RB Leipzig interessiert sein; Niklas Süle wird in der Premier League gehandelt sowie beim BVB, bei den "Wölfen" und bei Bayer Leverkusen; hin- und hergerissen scheint Sebastian Rudy zu sein, er möchte nicht nur bei der EM in Frankreich, sondern auch vereinsmäßig internationale Luft schnuppern; an Innenverteidiger Ermin Bicakcic sind angeblich Newcastle United und Stoke City dran.

Bleibt ein Senkrechtstarter wie Nadiem Amiri: Prominente Klubs wie Atlético Madrid und Tottenham Hotspur sollen ihn zumindest auf dem Notizzettel haben. Bei Amiri (19) und Süle (20), beides Nagelsmann-Schützlinge aus Akademie-Zeiten, sind die Chancen am größten, sie vom Bleiben zu überzeugen.

Der beste Grund, "Hoffe" die Treue zu halten, ist Nagelsmann selbst. "Ich hoffe, dass ich genug Argumente geliefert habe", sagte der 28-Jährige am Donnerstag, ohne seine eigenen Kaderplanungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Nagelsmann lobte ausdrücklich Andrej Kramaric. "Er war ein sehr wichtiger Spieler für uns, ist extrem wissbegierig, und ich gebe Ihnen Brief und Siegel, Andrej wird auch noch besser werden", bilanzierte Nagelsmann. Heißt übersetzt: Der TSG-Trainer will die Leihgabe von Leicester City unbedingt halten.

Der Kapitän der erfolgreichen Rettungsmission Klassenerhalt hat ähnlich wie Markus Gisdol 2013 Außergewöhnliches geleistet. Dies entging niemandem in der Fußballrepublik, auch nicht "Kaiser" Franz Beckenbauer. Beckenbauer feierte im Golfclub von St. Leon-Rot bei seinem Freund Dietmar Hopp den 70. Geburtstag nach und besuchte auch das U19-Halbfinale zwischen der TSG und Werder Bremen (3:1). Dort kam es zur ersten persönlichen Begegnung zwischen der Lichtgestalt und dem Trainertalent. "Er hat mir gratuliert und gemeint, Fußball-Trainer zu sein ist nicht so schwer, wenn man gewinnt", erzählte Nagelsmann mit einem lausbübischen Grinsen.

Der "Kaiser" gratuliert

Nagelsmann war vor dem Abschluss in Plauderlaune. Bei der Mannschaft hatte er sich bereits ausgiebig am Mittwoch bedankt. "Alle Spieler haben viel investiert, viel für den Verein, die Fans und auch für mich getan", sagte er, und gestand, erst beim Mountainbikefahren nächste Woche am Gardasee alles sacken lassen zu können, "das mache ich erst mit einem 258er-Puls am Tremalzo-Pass. Dann denke ich über die Saison nach."

Ausdrücklich bedankte er sich bei den Medienvertretern für die "faire Berichterstattung". Ein junger Mann mit Stil, der das geschickte Doppelpass-Verhalten nicht nur auf dem Trainingsgelände zu fördern weiß. Zum Abschied - ohne Abstiegskampf - sollte auch Vorgänger Huub Stevens eingeladen werden. Der 62-jährige Trainer-Haudegen sagte "Hoffe" ab - die Tochter heiratet am Wochenende. Von Nagelsmanns Vorvorgänger Gisdol war hingegen nicht die Rede.

"Hoffe" ist glücklich über das Happy End letzte Woche. Ein Pünktchen weniger unter Nagelsmann, und das Duell zwischen den Blauen und Königsblauen hätte Endspiel-Charakter gehabt.

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