1899 Hoffenheim ist tapfer, aber ohne Chance
Beim 0:2 in München verkauft sich der Tabellenvorletzte teuer - Torwart Baumann verhindert höhere Niederlage
Von Achim Wittich
München. Sensationen, wie der Triumph von Deutschlands Handballern bei der EM in Polen, gestattet der deutsche Rekordmeister FC Bayern München seinen Gegnern ganz selten - auch am Sonntag nicht. Also fuhren die Hoffenheimer Profis am Abend mit einer noch respektablen 0:2 (0:1)-Niederlage zurück in den Kraichgau. Stolze sieben Punkte beträgt nach dem 19. Spieltag der Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz. Am nächsten Sonntag, ebenfalls um 17.30 Uhr, kommen die Lilien aus Darmstadt in die Rhein-Neckar-Arena. Selten war der Begriff vom "Sechs-Punkte-Spiel" wohl so passend, wie auf dieses Duell gemünzt. Oder ist es gar schon ein "Zehn-Punkte-Spiel"?
Volland nur auf der Bank
Los ging’s im Münchner Norden wie von Hoffenheims Trainer Huub Stevens vorher angekündigt: "Es gelten die gleichen Regeln wie immer. Das Spiel beginnt mit 0:0 und dauert 90 Minuten."
Klar war auch, dass die Bayern von Beginn an keinen Zweifel aufkommen ließen, wer als Sieger das aufgeweichte Geläuf der Münchner WM-Arena verlassen würde. Arjen Robben gab zweimal eine Kostprobe seiner exzellenten Schusstechnik ab, doch noch flog der Ball zu weit übers "Hoffe"-Tor (7. und 9.), dann scheiterte Thomas Müller (13.).
Stevens, der den formschwachen Nationalstürmer Kevin Volland auf die Bank verbannt hatte und dafür Neuzugang Andrej Kramaric von Beginn an brachte, musste mitansehen, wie der Rekordmeister mit unglaublicher Präzision Ball und Gegner laufen ließ, Chance auf Chance herausarbeitete.
Obwohl der souveränen Spitzenreiter nach zwanzig Minuten noch nicht getroffen hatte, herrschte beste Stimmung im Schlauchboot. Kein Wunder, denn auf der Anzeigetafel wurde die 5:1-Führung der Handballer im EM-Finale gegen Spanien eingeblendet.
Noch lustiger wurde es für die Rot-Weißen-Fans trotz der Dauerberieselung von oben nach etwas über einer halben Stunde. Robert Lewandowski dachte nicht daran, im Wettschießen mit Dortmunds Aubameyang (20 Tore) klein beizugeben und erzielte aus kurzer Distanz seinen 18. Saisontreffer (32.) - 1899 wehrte sich tapfer, das 1:0 aber war die unabdingbare Folge der Geschehnisse auf dem Rasenviereck. Kramaric schaffte es wenigsten einmal, Manuel Neuer zu prüfen (41.). "Ich bin sehr unglücklich und muss bei meinen Chancen konzentrierter sein", haderte der Mann von Leicester City nach Spielende mit sich.
Der Kraichgau-Klub konnte zur Halbzeitpause noch hoffen. Aber würden die Bayern nicht die Handbremse noch ein wenig mehr lösen?
Zunächst taten es die Starspieler von Pep Guardiola, hätten schnell für die Vorentscheidung sorgen müssen. Doch spätestens als Kramaric den haushohen Favoriten fast mit dem Ausgleichstreffer geschockt hätte (56.), wurde es deutlich ruhiger im weiten Rund - das fand Robert Lewandowski nicht so schön. Der Pole rückte Aubameyang mit seinem 2:0 noch näher auf den Pelz (64.) - und die Handballer führten gar mit 19:12. Feierstimmung in Fröttmaning.
Der Abstiegskandidat stemmte sich weiter mit vereinten Kräften gegen das Unabwendbare, agierte aber mit ungleich schwächeren Waffen und war kein ernsthafter Herausforderer des Triple-Anwärters. Etwas mehr Mut hätte Stevens seinen Schützlingen durchaus mit auf den Weg geben können. "Es war schwierig, aber das wussten wir vorher. Ich kann zufrieden mit der defensiven Organisation sein. Aber wenn du gegen die Bayern mal in Ballbesitz bist, musst du auch mehr daraus machen", sagte der TSG-Coach.
In Sachen einer weiteren Verstärkung gab es übrigens nach Spielschluss keine Neuigkeiten. Am heutigen Montag um 18 Uhr endet die zweite Wechselperiode.