1899 Hoffenheim in der Krise: Volland und Co. stützen Gisdol

Vor dem Heimspiel am Freitag gegen den HSV spricht sich ein Trio im "Krisengipfel" bei Dietmar Hopp für den Verbleib des Trainers aus

21.10.2015 UPDATE: 22.10.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Markus Gisdol und das TSG-Team müssen aber Ergebnisse liefern. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Als Markus Gisdol Mitte April seinen bis 2016 laufenden Vertrag um zwei weitere Jahre verlängerte, sagte der gebürtige Geislinger: "Ich habe viel Phantasie, was hier noch passieren kann." Eher unwahrscheinlich, dass sich Gisdol dabei eine Situation wie die augenblickliche ausgemalt hat, die mit Tabellenplatz 17, überwiegend schwachen Auftritten und einem schwer erkennbaren Spielstil alarmierende Ausmaße angenommen hat. Das Vertrauen in den Trainer Gisdol hat angesichts der Hoffenheimer Entwicklungen im Kalenderjahr 2015 gelitten, deshalb bestellte Klubeigner Dietmar Hopp am Dienstagnachmittag einen Teil der Mannschaft in den Golfclub St. Leon-Rot ein, um sich ein klareres Bild zu machen. "Dietmar Hopp ist der Boss hier. Er hat jederzeit das Recht, mit jedem zu sprechen. Das macht mich nicht nachdenklich", antwortete Gisdol am Dienstag auf der Pressekonferenz betont sachlich.

Dass die Ergebniskrise und das ganze Tamtam Spuren beim TSG-Cheftrainer hinterlassen hat, war dem 46-Jährigen anzumerken. Er bestätigte das Krisentreffen bei Hopp mit leicht betroffener Stimme: "Die Spieler haben mich informiert, dass es so ein Gespräch gab. Ich habe es nicht gewusst."

Gisdol ist angezählt, wird aber definitiv am Freitagabend (20.30 Uhr, Rhein-Neckar-Arena) gegen den Hamburger SV auf der Bank sitzen. Es ist ein - erstes - Endspiel für ihn, und die Mannschaft würde seine Position mit einem Sieg über den Rautenklub stärken. Zumal Nationalspieler Kevin Volland gestern stellvertretend eine Erklärung vor den Medienvertretern abgab: "Die Mannschaft steht vollkommen hinter dem Trainer, ganz klar. Es ist eine Lüge, was zu lesen war. Dass der Großteil nicht hinter dem Trainer steht, das ist absolut falsch. Ich bin mir sicher, dass wir zusammen mit dem Trainer aus der Situation rauskommen können."

Die bange Frage ist nur, ob dies die Vereinsentscheider um Hopp noch genauso beurteilen. Ein Trainer auf Abruf besitzt nun mal eingeschränkte Autorität. Den Retter vom Frühling 2013, der die TSG 1899 in schier auswegloser Lage übernommen und vor dem Zweitliga-Abstieg bewahrt hatte, kann offenbar nur noch das aktuelle Team stützen. "Wir sind unseren Fans, aber auch uns selbst etwas schuldig und stehen gegen den HSV voll in der Pflicht. Wir wollen unser anderes Gesicht zeigen und uns ein Stück weit befreien", kündigte Volland an, zumal in den nächsten drei Partien (HSV, 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt) verloren gegangenes Terrain zurückerobert werden kann.

Gisdol selbst konzentriert sich ganz auf die Vorbereitung seines Kollektivs und versucht, alle Nebengeräusche wegen seines drohenden Rauswurfs auszublenden. "Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft am Freitag etwas zeigen möchte. Deswegen bin ich guten Mutes, dass wir einen Sieg einfahren werden", sagte Gisdol.

Die jüngste Radikalkritik von Vize-Kapitän Eugen Polanski an der Einstellung und am taktischen Verständnis einiger seiner Teamkollegen nach dem fehlerlastigen 2:4 beim VfL Wolfsburg hält Gisdol für legitim und hilfreich. "Natürlich waren seine Aussagen Thema in der Mannschaft. Eugen bringt die Dinge auf den Punkt - er hat meine volle Unterstützung", meinte Gisdol zur Brandrede des kantigen Kämpfertyps.

Entschieden wehrte sich der Schwabe gegen die aus der Boulevardecke gestreuten Gerüchte, Trainer und Team könnten nicht mehr miteinander. "Das Verhältnis zur Mannschaft ist in Ordnung. Fragen Sie ruhig unsere Spieler", warf Gisdol in die Runde.

Kevin Volland hat als Mitglied des Mannschaftsrates klipp und klar Position bezogen. Über das Treffen mit Gesellschafter Hopp wollte der Stürmer keine Details verraten - verständlicherweise. Nach RNZ-Informationen waren Schwegler, Polanski und Volland als Meinungsführer beim großen Boss im Golfclub.

Wahrscheinlich hat das Trio mit Überzeugungskraft Gisdol den Job gerettet. Zumindest bis auf Weiteres ...

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