1899 Hoffenheim gegen Gladbach

Es steht viel auf dem Spiel

TSG-Trainer Julian Nagelsmann kritisiert die Profitgier der Uefa-Bosse - Gibt es gegen Gladbach das passende Ostergeschenk?

14.04.2017 UPDATE: 15.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Ein heiteres TSG-Heimspiel? Nagelsmann (v.l.), Süle und Amiri beim Jubeln. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Angesichts der schrecklichen Ereignisse unter der Woche in Dortmund geriet die Einstimmung auf die Bundesliga-Partie am heutigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach ein wenig in den Hintergrund. Trainer Julian Nagelsmann zeigte bei der turnusmäßigen Pressekonferenz viel Empathie für den BVB und seinen beim Bombenattentat verletzten Spieler Marc Bartra. "Es ist mehr als unglücklich", kritisierte Nagelsmann die Entscheidung der Europäischen Fußball-Union (Uefa), die Schwarz-Gelben gegen den AS Monaco bereits einen Tag später spielen zu lassen, "es kann jeder verstehen, wenn da drei Sprengsätze in unmittelbarer Nähe gezündet werden - da gibt es eine gewisse Lautstärke, es gibt Splitter, da verletzt sich ein Mitspieler von dir, da herrscht sicherlich Lebensgefahr - und dann 24 Stunden später wieder Fußball spielen zu müssen, mit derselben Unbeschwertheit und demselben Fokus wie davor, das ist schlicht nicht möglich."

Julian Nagelsmann ging mit den Uefa-Herrschaften, die ihren Stammsitz "La Clairière" in Nyon direkt am Genfer See haben, recht hart ins Gericht und solidarisierte sich mit seinem Dortmunder Trainerkollegen Thomas Tuchel, der den Fußballfunktionären einen Mangel an Sensibilität vorgeworfen hatte. In seinen ausführlichen Stellungnahmen im Trainingszentrum Zuzenhausen monierte Nagelsmann die Geldgier der Uefa-Entscheidungsträger: "Dahinter stecken halt auch im Sport immense Wirtschaftsinteressen und 1000 Fernsehanstalten, die viel, viel Geld bezahlen. Wenn wir weniger Wirtschaftsinteressen haben und dafür mehr Menschlichkeit zeigen, dann geht’s uns allen besser." Er räumte zwar ein, dass eine Terminfindung generell nicht einfach sei, hob aber dennoch den Ausnahmezustand eines Anschlags hervor und präferierte eine pragmatische Herangehensweise: "Da könnte man eine kleine Vorbildfunktion im Sport haben und sagen: Wir stellen jetzt mal die wirtschaftlichen Interessen für ein Champions-League-Spiel zurück, verschieben es auf einen anderen Termin. Und wenn’s morgens um 9 Uhr ist, und die Zuschauer nicht kommen können. Dann können die Zuschauer halt nicht kommen. Dann ist es halt mal so, dann gibt’s keine Fernseh-Übertragung, aber die Dortmunder Spieler können mal reflektieren, dass sie gerade einen Anschlag überlebt haben."

Zum wiederholten Mal zeigte der erst 29 Jahre alte TSG-Cheftrainer eine reife Vorstellung vor der Medienzunft. Unter den widrigen Umständen habe es der BVB beim 2:3 gegen die spielfreudigen Monegassen "sehr, sehr gut gemacht. Man kann davor nur den Hut ziehen. Ich hoffe, dass sie im Rückspiel richtig Gas geben." Von einem etwaigen Vorteil seiner Hoffenheimer Profis im Kampf um die Plätze für die Königsklasse gegenüber dem Konkurrenten und Tabellennachbarn Dortmund distanzierte er sich vehement. "Ich hoffe nicht, dass wir durch so einen Scheiß einen Vorteil kriegen", konterte Nagelsmann mit ernster Miene.

Der Themenschwenk hin zum Tagesgeschäft der Liga fiel am Donnerstag allen Beteiligten schwer. Dabei steht am Karsamstag sowohl für "Hoffe" als auch für die Gladbacher "Fohlen" eine ganze Menge auf dem Spiel. Die Kraichgauer streben erstmals in ihrer jungen Historie die Champions League an, die Männer vom Niederrhein schielen als momentaner Rangachter wieder Richtung Europa League. Vor allem der 3:2-Derbyerfolg letzte Woche beim 1. FC Köln hat die Gladbacher in Schlagdistanz gebracht. "Wir machen derzeit richtig Druck auf die Vereine vor uns. Die Europapokalplätze sind in Reichweite", so Kapitän Lars Stindl optimistisch.

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Gladbach gastiert mit der Empfehlung, die zweitbeste Rückrundenmannschaft zu sein, in der erneut ausverkauften Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. Hoffenheim hingegen darf auf seine imposante Serie von 14 ungeschlagenen Heimspielen bauen. Kurzum: Beide Kontrahenten stehen vor der kniffligen Herausforderung, Nadelstiche zu setzen, um die jeweilige Kompaktheit der Ketten und Reihen zu durchbrechen. "Wir werden versuchen, aggressiv zu verteidigen - das ist ein Schlüssel", so Nagelsmanns Matchplan, "und wenn wir es hinkriegen, sie nicht in ihr gutes Kombinationsspiel zu lassen, dann haben wir große Chancen, zu gewinnen."

Ein Dreier gegen den Rautenklub wäre für Hoffenheim das passende Ostergeschenk. Hauptsache aber, alle Zuschauer - ob Fans der Blauen oder der Schwarz-Weiß-Grünen - erleben ein schönes, unbeschwertes Fußballfest.

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