Vierjährige leidet an Nierenkrebs

Lea Maries Schicksal berührt Neidenstein

Es gibt eine große Spendenbereitschaft von Vereinen und Privatpersonen im Ort.

23.04.2024 UPDATE: 23.04.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 32 Sekunden
Mit einem Lächeln und einem aus Fingern geformten Herz bedankt sich Lea Marie für die bisherigen Spenden. Ihr Schicksal berührt die Menschen im Burgdorf. Foto: privat

Von Berthold Jürriens

Neidenstein. Die Nachricht, die das Leben von Stefanie und Christian Rößler sowie ihrer ganzen Familie aus den Angeln hebt, kam am 12. August 2023. "Es war einen Tag nach Leas viertem Geburtstag, als ein Nierentumor bei ihr festgestellt wurde", erinnert sich das Paar. Seitdem ist nichts mehr, wie es war für die fünfköpfige Familie, zu der Stefanies Tochter Tessa und der gemeinsame Sohn Max Luca gehören.

Seitdem verbringt Lea Marie fast mehr Zeit in der Klinik als zu Hause, muss unzählige Medikamente schlucken und steht tapfer kräftezehrende Therapien durch. Lea ist ein aufgewecktes Kind. "Sie ist ein richtiges Naturkind, spielt gerne draußen und weiß ganz genau, was sie will und was nicht", beschreibt die Mutter ihre Tochter.

Wenn die pfiffige Vierjährige ihr wunderbares Lächeln zeigt, kann man die schlimme Krankheits- und Therapiegeschichte, die sie schon hinter sich hat, kaum glauben.

Stefanie Rößler ist selbst Arzthelferin und hatte durch Zufall eine kleine "Ausbeulung" an Lea Maries Körper entdeckt. "Ich dachte, sie wäre irgendwie gefallen." Doch schnell kam nach der Untersuchung die Schocknachricht, dass es sich um einen Nierentumor handelt.

Der sogenannte Wilms-Tumor hatte sich in einer Niere der Kleinen ausgebreitet, lautete die erste Diagnose. Es war der Beginn einer sofortigen fünfwöchigen Chemotherapie im Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn. Doch die Therapie schlug nicht an. "Wer selbst davon nicht betroffen ist, kann nicht nachvollziehen, was es bedeutet, sein Kind so leiden zu sehen", sagen die Eltern.

Eine Operation zur Entfernung des Tumors fand in Tübingen statt. "Glücklicherweise hatten wir einen sehr guten Facharzt, der während der Operation die richtige Entscheidung traf, dass die komplette Niere entfernt werden muss", erinnert sich Stefanie Rößler. Der Tumor war schon zu eng mit der Niere "verschlungen". "Wichtig war, dass wir eine Streuung des Krebses vermeiden."

Es folgten vier weitere Blöcke von Chemotherapien, bei denen der Vater regelmäßig dabei ist. "Das dauert meist vier bis fünf Tage. Die Chemo selbst ist nicht das Schlimmste, aber das anschließende ,Entgiften‘ ist eine Tortur für Lea."

Als Stefanie Rößler nach der OP auf einen erneuten histologischen Befund bestand, kam am Tag des Abschlussgesprächs die nächste traurige Nachricht. "Wir wurden informiert, dass es sich wohl um ein Nierensarkom, ein sogenanntes Klarzellensarkom handeln würde."

Der bösartige Tumor wird nun mit einer 34-wöchigen Chemotherapie erneut bekämpft. "Von einer schlechten Nachricht zur nächsten", sagt Christian Rößler, der doch nur will, dass seine Tochter wieder gesund wird.

Zusätzlich reagierte Lea auf einige Medikamente allergisch, die für den Heilungsprozess notwendig sind. "Alternative Medikamente übernimmt die Krankenkasse nicht, sodass die Behandlung erschwert wird."

Überhaupt habe er nur noch wenig Verständnis für die Regeln der Kostenübernahme der Krankenkasse. "Vieles ist zum Verzweifeln. Vor allem dann, wenn man zusätzlich die anderen kleinen schwerkranken Patienten auf der Station sieht." Dort machten die Ärzte und Pflegekräfte aber einen tollen Job.

Das "Stark sein", vor allem gegenüber Lea, ist oft eine Herausforderung; sie haben aber gelernt, diese gemeinsam mit der Familie zu meistern. Wichtig sei auch das "normale Leben" und ein geregelter Tagesablauf für die anderen Kinder. Auch dass die ältere Tochter Diabetes hat, spiele bei der gesamten Organisation eine Rolle.

In den vergangenen Wochen musste Lea aufgrund "schlechter Werte" stationär aufgenommen und auch künstlich ernährt werden. Nun beim Gespräch isst sie genüsslich geschältes Obst und geschnittene Maultaschen und sagt mittendrin: "Ich hasse Magensonden."

Starke Schmerzen, die Gefahr eines Darmverschlusses oder Atemnot: Das alles kennt Lea mit ihren gerade mal vier Jahren. Beim Zuhören leidet man unwillkürlich mit und wünscht sich in diesem Moment das "glitzernde Einhorn" herbei, auf dem Lea gerne reiten möchte.

"Wir versuchen, ganz normal zu leben, genießen mit unserer Familie die gemeinsame Zeit und haben große Hoffnung, dass die noch andauernde Chemotherapie hilft", sagen ihre Eltern. Das geschwächte Immunsystem grenze die Aktivitäten mit anderen Kindern ein.

Belastend seien auch die finanziellen Aspekte, die zu einer großen Herausforderung geworden sind. "Irgendwann macht der Arbeitgeber nicht mehr mit", mutmaßt der gelernte Schreiner über die unsichere Zukunft seines Jobs. Bei der Idee für eine Spendenseite ging es der Familie um den Kampf gegen Leas Krebs und die zukünftigen Therapien, die notwendig sein werden.

Und auch der eine oder andere Herzenswunsch von ihr soll noch erfüllt werden. "Sie erzählt während der langen Krankenhausaufenthalte immer, was sie gerne noch alles erleben würde."

Von einer solchen Spendenseite hatten sie in der Klinik von anderen betroffenen Eltern erfahren. Der Spendenaufruf startete im Februar. "Was dann passiert ist, damit hatten wir nie gerechnet", sind die Eltern noch immer von der großen Hilfsbereitschaft im Ort, aber auch aus den Nachbardörfern überwältigt. 730 Spenden zwischen fünf und 500 Euro sind für Lea bisher eingegangen – insgesamt 28.000 Euro.

"Wir möchten uns auf diesem Weg ganz herzlich für die Spenden von der Gemeindeverwaltung, den Vereinen, Firmen und Privatpersonen bedanken. Und auch für die vielen wohltuenden, ermutigenden Worte und Genesungswünsche für Lea", sagen die Rößlers.

Mutter Stefanie ist auch froh über "die besten Freundinnen der Welt", die ihr helfen, Kraft und Energie zu tanken. Beides werden sie und ihr Mann Christian brauchen, denn aktuell könnte die Therapie noch bis Ende des Jahres dauern. "Egal, wie lange es dauert: Hauptsache unsere Lea wird wieder gesund, und wir hoffen, dass wir ihr nach der Behandlung noch viele Wünsche erfüllen können."

Info: Noch bis Ende Mai kann man auf www.spendenseite.de für Lea spenden, damit die Familie die Behandlung mit all ihren Strapazen und weitere Therapien stemmen kann, und um Lea den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen.

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