Mannheim

Nach der Hakenkreuz-Schmiererei am Jüdischen Friedhof ist das Entsetzen groß

Die Tat sei zugleich ein Versuch, die jüdische Gemeinde in Mannheim einzuschüchtern, sagt SPD-Politiker Stefan Fulst-Blei.

15.04.2024 UPDATE: 15.04.2024 20:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Ein Mal ein Meter war das Hakenkreuz, das ein oder mehrere Unbekannte am Samstag in oranger und roter Farbe an die Außenmauer des Jüdischen Friedhofs gesprüht haben. Die Kriminalpolizeidirektion in Heidelberg ermittelt. "Widerlich" nennt Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) die "Schmiererei" in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme.

"Wenn sie unsere jüdischen Mitbürger einschüchtern soll, wird sie ihr Ziel nicht erreichen – denn wir stehen fest an der Seite unserer Jüdischen Gemeinde", so Specht. Und wiederholt, was er bereits am Sonntagabend bei der Mahnwache nach dem Großangriff des Iran auf den Staat Israel betont hat: "Niemand darf sich von Scharfmachern anstecken lassen, die versuchen, von dem Konflikt zu profitieren. Wir müssen uns darauf besinnen, was unser friedliches Zusammenleben in Mannheim ausmacht und weiter auf die Bereitschaft zum Dialog setzen. Hass darf in unserer Stadt keinen Platz haben."

Für die Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Heidrun Deborah Kämper, ist mit dem Hakenkreuz eine "neue Stufe der Eskalation erreicht". Denn wirklich sicher fühlen sich ihre Gemeindemitglieder schon seit Monaten nicht mehr. "Wir stellen einen zunehmenden Antisemitismus in der Gesellschaft fest", bedauert Kämper. Deutlich werde dies vor allem in den Schulen: "Jüdische Jugendliche und Kinder erzählen schreckliche Dinge. Die Lehrer sind anscheinend überfordert und können nur schlecht nachfühlen, wie es den Leidenden geht."

Kantor Amnon Seelig sei zudem am Samstag auf dem Marktplatz von Mitgliedern der Nahost-Gruppe, die dort ihren Stand hatten, als "Mörder" beschimpft und mit "bedrohlicher Körpersprache" angegangen worden. Da Seelig eine Kippa trägt, komme es häufiger zu Pöbeleien, so Kämper, doch auch hier sei eine Eskalation zu spüren. "Wir haben eine angespannte Atmosphäre in der Stadt."

Daher kann sie auch nicht ganz nachvollziehen, dass es am Sonntag bei der Vernissage der Ausstellung "6.56", der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in einem Gebäude an der Fressgasse, bei der circa 130 Menschen und viele Mitglieder der Jüdischen Gemeinde anwesend waren, keine sichtbare Polizeipräsenz gab. Den Schutz hatte die DIG laut ihrem Vorsitzenden Chris Rihm mit dem Sicherheitspersonal der Jüdischen Gemeinde selbst organisiert.

Zum Glück, denn es seien durchaus Störer vor Ort gewesen, berichtet Rihm. Und die habe es auch bei der Mahnwache am Sonntag am Paradeplatz gegeben. Nach der Hakenkreuz-Schmiererei habe sie jedoch auch viele Solidaritätsbekundungen erhalten, betont Kämper, beispielsweise von der muslimischen Ditib-Gemeinde Mannheim und dem Migrationsbeirat.

Öffentlich äußern sich am Montag die SPD und die CDU. "Die SPD Mannheim Neckarstadt-Ost verurteilt die Schändung des Jüdischen Friedhofs aufs Schärfste", heißt es in der Stellungnahme. "Diese abscheuliche Tat ist ein direkter Angriff auf unsere Werte, unsere Gemeinschaft und unsere Menschlichkeit”, sagt Dennis Ewert, Co-Vorsitzender der SPD Neckarstadt-Ost.

"Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Freunde und stellen uns gegen die Einschüchterungsversuche", macht CDU-Kreisvorsitzender Christian Hötting, klar. Auch die Ahmadiyya Muslim Gemeinde verurteilt die Hakenkreuz-Schmiererei und steht "solidarisch mit der jüdischen Gemeinde für ein Miteinander der Religionen und ein friedliches Zusammenleben", schreibt Imam Adeel Ahmad Shad.

Mittlerweile ist das Hakenkreuz verschwunden. Nicht, weil es Stadt oder Jüdische Gemeinde entfernt haben, sondern weil jemand es mit einem großen Herz in oranger Farbe übermalt hat. "Das ist rührend", findet Kämper.

Update: Montag, 15. April 2024, 20 Uhr


Jüdischer Friedhof mit Hakenkreuz beschmiert

Mannheim. (dpa-lsw) Der Staatsschutz ermittelt wegen einer Hakenkreuz-Schmiererei an der äußeren Mauer des jüdischen Friedhofs in Mannheim. Neben dem Nazi-Symbol fand sich ein etwa ein mal ein Meter großes Herz, wie die Polizei am Montag mitteilte. 

Die Mannheimer SPD reagierte entsetzt auf den Vorfall: "Dieser Akt des Hasses und Vandalismus ist zutiefst verabscheuungswürdig", sagte der Vorsitzende Stefan Fulst-Blei.

Die Tat sei zugleich ein Versuch, die jüdische Gemeinde in Mannheim einzuschüchtern, meint der Landtagsabgeordnete. Die stellvertretende Kreisvorsitzende Isabel Cademartori betonte: "Wir werden uns dem Hass entschieden entgegenstellen. Die jüdische Gemeinde in Mannheim weiß um unsere volle Solidarität."

Mittlerweile meldet sich auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zu Wort: "Diese widerliche Schmiererei ist ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben der Menschen in unserer Stadt", ließ er mitteilen, "wir stehen fest an der Seite unserer Jüdischen Gemeinde." Das haben man am Sonntag bei der Mahnwache nach dem Großangriff des Iran auf den Staat Israel erneut zum Ausdruck gebracht.

Update: Montag, 15. April 2024, 10.39 Uhr

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