Heidelberg

Aktivisten der "Letzten Generation" besetzten die Bismarckstraße (plus Video)

Mehrere Klimaschutz-Initiativen riefen am Samstag zur Demonstration am Bismarckplatz auf. Es folgte eine Straßenblockade, die nicht genehmigt war.

20.04.2024 UPDATE: 21.04.2024 20:08 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Die unangemeldete Straßenblockade. Foto: mün

Von Madita Steiner

Heidelberg. Der eine Protest war angekündigt, der andere nicht: Auf Einladung des "Klimanetz Heidelberg" demonstrierten unter dem Motto "ungehorsame Versammlung" rund 90 Menschen am Samstagmittag auf dem Bismarckplatz für mehr Klimaschutz. Parallel dazu besetzten etwa 30 Aktivisten der "Letzten Generation" – sie ist in Heidelberg Teil des "Klimanetzes" – die Bismarckstraße nebenan.

Nachdem die Polizei die Aktivisten fünfmal dazu aufgefordert hatte, die Straße zu verlassen, wurde die Blockade nach kurzer Zeit friedlich aufgelöst, einige Aktivisten wurden von der Straße getragen. In der Sache werde nun ermittelt, teilte ein Polizeisprecher am Sonntag auf Nachfrage der RNZ mit.

Bei den Demonstrierenden auf dem Bismarckplatz sorgte die Aktion der "Letzten Generation" nicht für Unmut: "Wir demonstrieren alle auf verschiedene Weise", sagte Juri Erche, Mitorganisator der "Klimanetz"-Demo, während die Aktivisten der "Letzten Generation" einige Meter weiter lautstark auf sich aufmerksam machten.

Er unterstütze jede Art, die Regierung unter Druck zu setzen, damit die Klimaschutzgesetze eingehalten werden, so Erche. Denn das sei nach wie vor nicht der Fall. Auch die Bundesregierung tue zu wenig, erinnerte Erche.

Das habe nicht zuletzt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2021 gezeigt. Oder ganz aktuell das neue Klimaschutz-Gesetz der Ampelfraktionen, das ohne starre Sektorziele auskommen will.

"Ich finde das Vorgehen der ,Letzten Generation’ vollkommen in Ordnung", sagte auch Clara Brombacher. Sie ist Aktivistin von "Fridays for Future Heidelberg". Die Gruppe hatte schon Freitagabend eine Kundgebung veranstaltet, unter dem Motto "Climate Justice now" ("Klimagerechtigkeit jetzt") am Anatomiegarten in der Hauptstraße.

Diese hatte aber deutlich weniger Zulauf als die Demonstration einen Tag darauf. Brombacher kritisierte am Samstag das Vorgehen der Polizei im Umgang mit der Straßenblockade: Die Beamten seien zu schnell eingeschritten, meinte sie.

Zudem sei das Polizeiaufgebot nicht angemessen. Brombacher zählte 40 Polizisten. Die Polizei selbst wollte am Sonntag keine Auskunft geben, wie viele Beamte vor Ort waren.

Uwe Schrötel, der den Polizeieinsatz am Samstag leitete, erklärte das Vorgehen so: Die Polizei hätte den Aktivisten der "Letzten Generation" einen anderen Versammlungsort zugewiesen, darauf seien diese aber nicht eingegangen. "Es blieb uns leider keine Alternative, als die Versammlung zu beenden", sagte Schrötel, denn: Auch ein Bluttransport und Rettungswagen seien von dem Straßenprotest gestoppt worden.

Unterstützung erhielten die Aktivisten von Dorothee Hildebrandt, Spitzenkandidatin der Grün-Alternativen Liste bei der Kommunalwahl und Aktivistin bei den "Scientists for Future". Sie sprach auf dem Bismarckplatz bei der "Klimanetz"-Demo: "Die Sache ist das Wichtigste."

Die Aktion sei ein Zeichen der Solidarität miteinander, sagte Hildebrandt. Sie musste ihre Rede aufgrund von Durchsagen der Polizei dreimal unterbrechen.

Nachdem die Beamten die Blockade aufgelöst hatten, verlagerte sich die Aufmerksamkeit wieder auf den Bismarckplatz. Nach eineinhalb Stunden waren noch 80 Menschen vor Ort.

Sie lauschten unter anderem dem musikalischen Beitrag von Bernard Rummel, der sang: "Kommen Klimasünder einmal statt der Klimaschützer vor Gericht – oder wer das Klimagesetz, Sektorziel, Pariser Verträge, Grundgesetz, seinen Amtseid bricht?"

Update: Sonntag, 21. April 2024, 20.08 Uhr


Polizei räumt Blockade von Klima-Aktivisten

Heidelberg. (mün/sake) Unter dem Motto "Ungehorsame Versammlung" haben am heutigen Samstag, 20. April, gleich mehrere lokale Klimaschutz-Initiativen zu einer Demonstration in Heidelberg ab 12 Uhr am Bismarckplatz aufgerufen.

Organisiert wurde die Versammlung vom "Klimanetz Heidelberg", einem Zusammenschluss von Initiativen wie "Extinction Rebellion", den "Scientists for Future" und dem "Radentscheid Heidelberg". Angemeldet waren bei der Stadt etwa 50 Teilnehmer, laut Polizeiangaben waren es am Ende rund 90.

Die Polizei war mit zahlreichen Kräften vor Ort im Einsatz. Foto: mün

Es gab auch mehrere Redebeiträge sowie eine Fahrraddemonstration "Critical Mass" mit etwa 30 Teilnehmern, die sich um 11.30 Uhr an der Stadtbücherei trafen und mit ihren Fahrrädern zum Bismarckplatz fuhren.

Wegen einer Straßenblockade vor der Atos-Klinik an der Ecke Luisenstraße und Sophienstraße von etwa elf Personen musste die Polizei gegen 12.20 Uhr eingreifen und den unangemeldeten Teil der Demonstration räumen.

Nach RNZ-Informationen wurden die Teilnehmer der Blockade mehrfach von der Polizei aufgefordert, die Straße freizugeben. Als sie nicht folgten, gab es eine erneute Ansprache der Polizei und die Ansage, dass sie nun "respektvoll und vorsichtig" räumen würden.

Laut weiteren Informationen kam es zu keiner unnötigen Gewaltanwendung und ein Großteil der Demonstranten zeigte sich kooperativ. Auf Nachfrage bei der Polizei wurden elf Platzverweise ausgesprochen und die Blockierer anschließend in Gewahrsam genommen.  

Aufgrund der Blockade kam es zu einem kurzen Stau, der trotz eingerichteter Umleitung bis zur Bundesstraße B37 reichte. Das Ende der angemeldeten Demonstration war um 14.45 Uhr. Laut Polizei gab es keine weiteren Zwischenfälle.

Update: Samstag, 20. April 2024, 12.45 Uhr

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