Galeria Karstadt Kaufhof

OB Specht hofft auf neuen Investor in Mannheim (Update)

Deutschlands letzter Warenhauskonzern macht Ende August erneut zahlreiche Häuser dicht. Drei Bundesländer sind besonders betroffen. Außerdem erhält Galeria einen neuen Unternehmenssitz.

26.04.2024 UPDATE: 28.04.2024 12:49 Uhr 6 Minuten, 6 Sekunden

Mannheim. (dpa-lsw) Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) hofft, dass der attraktive Galeria-Standort am Paradeplatz doch noch erhalten werden kann. Die Filiale habe sich "sehr positiv entwickelt und ihre hohe Kundenfrequenz und ihren Umsatz weiter gesteigert", daher wolle er den "wichtigen Besuchermagneten" erhalten. "Dafür habe ich bereits Gespräche zwischen dem neuen Eigentümer der Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe und einem Immobilieninvestor vermittelt", erklärte Specht. Auch in Leonberg war die Filiale im dortigen Leo-Center meist gut besucht. Der Standort war bereits vor einem Jahr auf einer Streichliste, damals konnte das Aus aber noch abgewendet werden. 

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt am 31. August seine Filialen in Mannheim und Leonberg. Deutschlandweit sind 16 von 92 von der Schließung betroffen, gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekannt. Nach Angaben des Verdi-Fachbereichsleiters für Handel im Südwesten, Wolfgang Krüger, verlieren in Mannheim etwa 100 Beschäftigte und in Leonberg knapp 80 Menschen ihren Arbeitsplatz. "Das ist ein harter Schlag für die Beschäftigten. Nun werden Hoffnungen zerstört", sagte Krüger am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. 

Aus Mannheim kommt der Unternehmer der Bernd Beetz, der mit seiner Gesellschaft BB Kapital SA und der US-Investmentgesellschaft die Kaufhauskette übernehmen will. Beetz ist auch Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim. 

Besonders stark von Schließungen betroffen sind mit jeweils drei Häusern Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg), Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), und Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel). Von den rund 12 800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11 400 demnach ihren Job behalten. 1400 werden gehen müssen. 

Nach Angaben von Galeria wurden mit dem Gesamtbetriebsrat am Freitag Interessenausgleich und Sozialplan geschlossen. "Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen", sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche. 

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Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. 

Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen. Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. 

Update: Sonntag, 28. April 2024, 12.49 Uhr


Essen. (dpa) Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres. Das gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekannt. Besonders stark von Schließungen betroffen sind mit jeweils drei Häusern Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel) und Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg). Außerdem sollen diese Warenhäuser dicht machen: Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Trier Fleischstraße.

Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1400 werden gehen müssen, knapp ein Drittel davon sind Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Essen. Der Sitz des Unternehmens soll in die Filiale Düsseldorf Schadowstraße umziehen. "Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen", sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche. 

Nach Angaben des Handelskonzerns wurden mit dem Gesamtbetriebsrat ein Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart. Dabei sei unter anderem festgelegt worden, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln könnten, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. "Vor ein paar Wochen war die Angst vor dem Szenario einer Abwicklung von Galeria noch groß. Doch jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl. Dennoch sei die Betroffenheit der gesamten Belegschaft groß.

Denkhaus: "Für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt"

Bei der Entscheidung über die Zukunft der Filialen war für Insolvenzverwalter Denkhaus neben dem Umsatz und der Kaufkraft der jeweiligen Region vor allem die Höhe der Miete ausschlaggebend. "Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt", sagte Denkhaus. Einzelne Filialen auf der Schließungsliste können sich womöglich noch Hoffnung auf einen Fortbestand machen. Im vorherigen, im Mai 2023 aufgehobenen Insolvenzverfahren waren einige Warenhäuser wieder von der Liste heruntergeflogen. Weil es kurzfristig neue Vereinbarungen mit den Mietern gab, wurden am Ende nicht 52 der ehemals 129 Standorte geschlossen, sondern nur 37.

Der Deutsche Städtetag sieht den Erhalt von 76 Filialen als gute Nachricht für die Kommunen und die Mitarbeiter der Häuser. "Wir haben den Eindruck, dass mit diesem Neustart außerhalb der Signa-Gruppe jetzt wirklich eine Zeit nachhaltiger Konzepte für die Standorte beginnt", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der dpa. Trotzdem seien es "bittere Nachrichten" für die Standorte, die nicht gerettet werden könnten.

Experte Johannes Berentzen von der Handelsberatungsfirma BBE zeigte sich skeptisch. Mit der Schließung der 16 Häuser seien die großen Herausforderungen der verbleibenden Häuser und des Galeria-Geschäftsmodells nicht gelöst, sagte er der dpa. Es gehe um mehr Unternehmertum vor Ort, Investitionen in die Fläche, in Personal und in die Verknüpfung von Online- und Offlinewelt. 

Gläubiger entscheiden Ende Mai

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die im Zuge der vorherigen Insolvenz von Benko zugesagt worden waren, flossen nicht mehr. 

Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will. Noch ist unklar, mit welchem Konzept der Handelskonzern wieder nach vorn gebracht werden soll und in welchem Umfang die neuen Eigentümer in das Geschäft investieren. Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen. 

Beetz betonte, die Vereinbarung biete eine bessere und nachhaltigere wirtschaftliche Grundlage für die Zukunft des Warenhauses. "Wir stehen weiterhin zu unserem Angebot, Galeria wieder zu einem hochattraktiven Einzelhändler zu machen und sehen den nächsten Schritten im Verfahren positiv entgegen." 

Wie geht's weiter? Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

Update: Samstag, 27. April 2024, 12.26 Uhr


Essen. (dpa/mk) Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 16 seiner 92 Filialen schließen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Unternehmenskreisen. Details zu den betroffenen Standorten und zum Zeitplan will Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekanntgeben. In den vergangenen Wochen kursierten bereits unternehmensinterne Listen mit Filialen, die angeblich besonders gefährdet sind.

Medien wie "Die Welt" oder "Focus" zitieren daraus. Auf der Kippe steht demnach die Filiale am Mannheimer Paradeplatz. Hintergrund der Schließungsgerüchte sei, dass das Gebäude der Filiale zur insolventen Signa-Gruppe gehöre, die sehr hohe Mieten verlange, heißt es. Die drei anderen Häuser in der Region (Heidelberg, Viernheim und Speyer) tauchen dagegen nicht auf. Eine Bestätigung für diese Listen gibt es nicht.

Von den rund 12.000 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.000 demnach ihren Job behalten. 1400 würden gehen müssen, hieß es. Zuletzt hatte Denkhaus bereits angekündigt, dass in der Konzernzentrale in Essen die Hälfte der 900 Arbeitsplätze abgebaut werden soll. Neue Eigentümer für Galeria wurden vor einigen Wochen gefunden. Danach hieß es, sie wollten maximal 22 Filialen nicht übernehmen.

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die im Zuge der vorherigen Insolvenz von Benko zugesagt worden waren, flossen nicht mehr.

Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Das Unternehmen verhandelte daraufhin nach eigenen Angaben mit mehreren potenziellen Investoren. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.

Noch ist unklar, mit welchem Konzept der Handelskonzern wieder nach vorn gebracht werden soll und in welchem Umfang die neuen Eigentümer in das Geschäft investieren. Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.

Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

Die Insolvenz von Galeria und ihre Folgen sind eng verbunden mit der Diskussion über eine Belebung und Aufwertung der deutschen Innenstädte. Seit 2015 ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland nach Angaben des Handelsverbands HDE von 372.000 auf 311.000 gesunken. Im laufenden Jahr rechnet der Verband mit 5000 weiteren Schließungen.

Die Häuser von Karstadt und Kaufhof werden mit ihren umfassenden Sortimenten einerseits als wichtige Magneten des Einzelhandels in Innenstädten gesehen. Andererseits erfüllen sie diese Rollen in vielen Fällen nicht mehr - sonst wären sie nicht in der schwierigen Lage, in der sie sich befinden.

Schon vor Jahren hat der Online-Versandhändler Amazon mit seinem riesigen Angebot den Warenhäusern den Rang abgelaufen. In der Corona-Zeit verstärkte sich dieser Trend.

Update: Freitag, 26. April 2024, 19.32 Uhr

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