Walldorf: Ehemaliges Pfarrhaus wird zur Begegnungsstätte im Herzen der Stadt

Walldorf eröffnet Treffpunkt für Flüchtlinge und Bürger im ehemaligen Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde - Im Erdgeschoss wurde ein Café eingerichtet

02.05.2016 UPDATE: 03.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden

Gesellige Eröffnungsfeier: Stadt Walldorf und Arbeitskreis Asyl haben das ehemalige evangelische Pfarrhaus zu einer Begegnungsstätte für die Flüchtlingsintegration umgestaltet.

Walldorf. (seb) Wofür genau sie es einmal brauchen, wussten Stadt Walldorf und Gemeinderat nicht, als sie das frühere Pfarrhaus in der Oberen Grabenstraße von der evangelischen Kirchengemeinde erwarben. Sie waren sich aber sicher, es zum Wohl der ganzen Stadt nutzen zu können. "Eine schönere Wiederbelebung als dieses ’Haus der Begegnung’ hier im Herzen der Stadt hätten wir uns nicht wünschen können." Das sagte Bürgermeisterin Christiane Staab, als sie zu Eröffnung und Schlüsselübergabe an den "Arbeitskreis Asyl" zahlreiche Gäste begrüßen konnte. Unter ihnen Vertreter der verschiedensten Institutionen, Vereine, Ämter, Religionen und Parteien sowie natürlich Flüchtlinge, für deren Integration das Haus gedacht ist - "besser kann man Begegnung nicht verkörpern", meinte Christiane Staab.

Der Arbeitskreis Asyl hat hier zunächst für zwei Jahre eine Heimstatt, wie Dr. Rainer Eder, Sprecher des Arbeitskreises, und Oliver Tuscher, Gemeindediakon der evangelischen Kirchengemeinde und Mitglied des Arbeitskreises, erläuterten. Große Fenster, ein neuer Anstrich, bei dem die Flüchtlinge tatkräftig halfen, und farbenfrohe Bilder machen die Räume freundlich und einladend. Im Erdgeschoss wurde ein Café eingerichtet, in dem man sich ungezwungen austauschen kann und Flüchtlinge ihre Deutschkenntnisse ausprobieren können - die können sie in verschiedenen Sprach- und Konversationskursen des Arbeitskreises verbessern.

Treffpunkte für Familien mit Kindern, Rückzugsräume sowie Zimmer für die Hausaufgabenbetreuung der Kinder oder um behördliche Angelegenheiten zu erledigen, sind ebenso zu finden wie Räume für kulturelle Veranstaltungen. Auch Fortbildungen für die Ehrenamtlichen können hier stattfinden. Den Flüchtlingen sollen auch "Ein-Euro-Jobs" angeboten werden. Oliver Tuscher erklärte, mit den Angeboten erreiche der Arbeitskreis bereits jetzt 200 bis 250 der in Walldorf lebenden Flüchtlinge.

"Gemanagt" werden all diese Begegnungen durch einen Sozialarbeiter, in dessen Büro zeitweise auch Vertreter der Diakonie tätig sind, die ein kreisweites Dolmetscher-Netzwerk koordinieren. Im Keller stehen ein Tischkicker und eine Tischtennisplatte. Ein weitläufiger Garten kommt dazu, das Nebenhaus wird als Fahrradwerkstatt genutzt. "Alle haben an einem Strang gezogen und das Haus komplett verändert", freute sich Christiane Staab. Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann ergänzte: "Die christliche Tradition des Hauses besteht im Sinne von Menschlichkeit und Gemeinschaftsgeist fort."

Zuvor hatte der Arbeitskreis Asyl übergangsweise ein ehemaliges Autohaus im Industriegebiet genutzt, das die SAP zur Verfügung gestellt hatte, jetzt aber für eigene Zwecke braucht. Überhaupt ist die SAP im Rahmen ihrer "Corporate Social Responsibility"-Philosophie ein großer Unterstützer des Arbeitskreises und spendete 50 000 Euro, mit denen die Sozialarbeiter-Stelle finanziert wird. Von der Dietmar-Hopp-Stiftung erhielt der Arbeitskreis darüber hinaus 40 000 Euro für die Einrichtung des Begegnungshauses und Arbeitsmaterialien. Die Stadt Walldorf selbst investierte 25 000 Euro in die Ertüchtigung des Gebäudes.

Nachdem sie allen Beteiligten herzlich gedankt hatte, wandte sich die Bürgermeisterin in einem eindringlichen Appell gegen "Grenzanlagen und Stacheldraht quer durch Europa". Solange in den Heimatländern Krieg und Not herrschten, ließen sich die Menschen nicht abhalten, anderswo ein besseres Leben zu suchen. Sie erachte es als Pflicht, sich um all jene zu kümmern, die in Not seien. "Da würde ich mir auch mehr Engagement der anderen Gemeinden wünschen", betonte sie: Wenn alle 54 Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis sich solidarisch zeigten, "könnten wir viel Gutes bewirken". Von der Eröffnung dieses Begegnungshauses gehe hoffentlich ein Signal aus, "die Arme aufzuspannen" und den Flüchtlingen offen zu begegnen.

Mit der Hoffnung, dass viele Bürger der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen sich hier mit den Flüchtlingen austauschen, leitete Rainer Eder seine Grußworte ein. Der "Wow-Effekt" beim Betreten der umgestalteten Räume sei groß und erfreulich, meinte er, dankte den vielen Unterstützern und wünschte allen, die die Begegnungsstätte nutzen, "eine Zukunft mit mehr Frieden".

Für die Umrahmung der Eröffnungsfeier sorgten der junge Walldorfer Musiker Martin Uhl und Zeeshan Rahab aus Pakistan, der in der Gemeinschaftsunterkunft lebt und sich im Gemeindeleben vielfältig engagiert. Während des Tags der offenen Tür sorgten Mal- und Bastelangebote für die Kleinen, Musik und Tänze bei den vielen Besuchern für gute Laune.

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