Überraschender Fund am Meckesheimer Bahnhof
Bei den Bauarbeiten für den neuen Pendlerparkplatz kam das Fundament eines über 100 Jahre alten Wasserturms ans Tageslicht.
Meckesheim. "Das war ein überraschender Fund", sagt Jürgen Heß vom "Eisenbahncomité Meckesheim". "Es hieß eigentlich immer, dass aus dieser Zeit nichts mehr erhalten ist." Von wegen. Bei den Bauarbeiten für den neuen Pendlerparkplatz am Bahnhof (die RNZ berichtete) kam etwas Erstaunliches ans Tageslicht: ein runder Sockel mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern. Die Baufirma fand dies wohl auch bemerkenswert, grub die Erde außen herum etwa einen Meter tief ab und ließ den Sockel stehen. Von einem archäologischen Fund zu sprechen, wäre zu viel, historisch ist er allerdings durchaus.
Als Jürgen Heß den Fund sah, wusste er sofort, um was es sich handelt: nämlich um das Fundament eines Wasserturms, der bis zum Jahr 1922 der Versorgung der Dampflokomotiven auf der Eisenbahnnebenstrecke zwischen Meckesheim und Schatthausen diente. Ein Anwohner hatte den Bahnexperten informiert. Jürgen Heß geht davon aus, dass der Wasserturm einst etwa so hoch war wie eine Dampflokomotive. Wie der Behälter allerdings genau aussah, weiß man nicht. Denn historische Fotos aus dieser Zeit existieren nicht - jedenfalls ist der Wasserturm darauf nicht zu sehen. Allerdings ein Lageplan aus dem Jahr 1922, auf dem der Wasserturm neben der sogenannten Schirmhalle eingezeichnet ist. Diese befand sich dort, wo heute die Pendlerparkplätze sind.
Der Wasserturm wurde wohl von der "Badischen Landes-Eisenbahn Aktien-Gesellschaft" (BLEAG) errichtet, die - so ist es in der Broschüre "Rückblick auf 150 Jahre Eisenbahn in Meckesheim" nachzulesen - am 14. Mai 1901 die Nebenbahn Wiesloch-Meckesheim eröffnete. Viermal am Tag fuhren auf dieser Strecke Züge. Meckesheim war der Endpunkt. Hier entstanden neben den Gleisen ein Bahnsteig mit einer acht Meter langen Schirmhalle beziehungsweise Wetterschutzhäuschen, der Wasserturm und ein kleines Gebäude mit einer Grundfläche von lediglich drei mal vier Metern, das vermutlich als Aufenthaltsraum für das Bahnpersonal sowie als Geräteschuppen diente.
Der Wasserturm wurde allerdings zwischen den beiden Weltkriegen abgerissen, nachdem der Eisenbahnbetrieb auf dem Abschnitt zwischen Schatthausen und Meckesheim keine 22 Jahre später am 1. Oktober 1922 schon wieder eingestellt worden war. Bis Wiesloch fuhren die Züge noch etwas länger, aber auch diese Strecke wurde bald stillgelegt.
Wie der nun im Dezember freigelegte Sockel zeigt, war der Wasserturm aus Backsteinen gemauert. Diese schimmern rot durch die noch außen herum befindliche Erde hindurch. Jürgen Heß geht davon aus, dass der Behälter mit Wasser aus der Quelle der Reichsbahn in den heutigen Meckesheimer Höfen gefüllt wurde. Damals bestand eine direkte Leitung zum Bahnhof, der Höhenunterschied von 13 Metern ließ das Wasser fließen. Ein Wasserleitungsnetz im Ort wurde erst in den Folgejahren sukzessive aufgebaut.
Damals gab es aber nicht nur einen Wasserturm am Bahnhof, sondern gleich drei. Die beiden anderen gehörten der Reichsbahn, die zwischen Bad Friedrichshall und Neckarelz verkehrte. Diese Türme wurden aber später wohl samt Fundament komplett abgerissen. In Meckesheim wurden die seinerzeit bis zu 20 Kubikmeter großen Wassertanks der Dampflokomotiven nachbefüllt, denn eine Ladung reichte nicht für die ganze Strecke. Das Wasser wurde mit einem Kran aus dem Wasserturm in die Loks verladen.
Noch ist das Fundament zu sehen, da die Bauarbeiten noch ruhen. Lange aber wohl nicht mehr, denn bald soll asphaltiert werden. Jürgen Heß hat alles dokumentiert und will bei der Gemeinde anregen, dass im Asphalt Steine eingelassen werden. Diese könnten den Standort des Wasserturms markieren.