Neckargemünder Metzger warnt vor Folgen einer Fußgängerzone

Dieter Krauss ist gegen die Pläne der Bürgerinitiative Altstadt: "Dann würden die Geschäfte sterben".

01.02.2017 UPDATE: 02.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

"Wenn eine Fußgängerzone kommt, muss ich zumachen", sagt Dieter Krauss. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Als Dieter Krauss den RNZ-Artikel über die Forderungen der neuen "Bürgerinitiative Altstadt Neckargemünd" (Bian) las, schüttelte er den Kopf. "Es ist leicht, sich da hinzustellen und eine Fußgängerzone zu fordern, aber an solchen Entscheidungen hängen Existenzen von Familien und Mitarbeitern", sagt der Metzgermeister des seit dem Jahr 1843 bestehenden Traditionsgeschäfts am Hanfmarkt. Der 48-Jährige wirft der Bürgerinitiative vor, zu kurz zu denken. "Eine Fußgängerzone wäre der Tod der Hauptstraße, dann würden die Geschäfte sterben", sagt er.

Dieter Krauss erzählt, dass er seit 48 Jahren in der Hauptstraße wohnt, die Situation also bestens kenne. "Vor der Eröffnung des Tunnels sind hier noch um die 10.000 Autos am Tag durchgefahren, inzwischen sind es nur noch 2500." Das Ziel der Stadt seien 2000 Fahrzeuge täglich, was nicht mehr weit entfernt sei. Lediglich zu den Stoßzeiten im morgendlichen Berufs- sowie im Feierabendverkehr sei noch viel los. Ansonsten habe sich der Verkehr im Vergleich zu der Zeit vor dem Tunnel sehr beruhigt. "Die Leute kriegen nicht alles mit", sagt er mit Blick auf die Bürgerinitiative. "Ich aber bin hier 24 Stunden vor Ort." Am deutlichsten werde die Reduzierung, wenn der Hollmuth-Tunnel wegen Wartungsarbeiten gesperrt ist. Dann sei in der Stadt die Hölle los - obwohl es eigentlich nur so wie vor der Zeit des Tunnels sei. Der Unterschied sei deutlich, was für eine Reduzierung des Verkehrs spreche.

Auch zur Frage, ob die Buslinien weiter durch die Altstadt fahren sollen, hat der Metzgermeister eine klare Meinung: "Ich will die Busse drin haben, weil sie mir Kunden bringen." Der Hanfmarkt sei die am stärksten frequentierte Bushaltestelle der Stadt. "Für was brauchen wir sonst den Nahverkehr, wenn er die Menschen nicht erreicht?", fragt er. Krauss berichtet, dass viele seiner Kunden im Wiesenbacher Tal wohnen und mit dem Bus zum Einkaufen in die Stadt kommen und danach wieder zurückfahren. Es müsse aber nicht unbedingt der 35er-Gelenkbus sein. "Gegen einen kleinen Stadtbus als Alternative habe ich nichts."

"Die Hauptstraße ist die Lebensader von Neckargemünd und für die Geschäfte wichtig", sagt Dieter Krauss. Als die Hauptstraße vor drei Jahren wegen der Sanierung gesperrt war, habe er dies deutlich zu spüren bekommen. "Gleich am ersten Tag nach der Wiedereröffnung ist mein Umsatz um 15 Prozent gestiegen", berichtet er. Krauss konnte einen Gesellen und eine Verkäuferin einstellen, beschäftigt seitdem acht Mitarbeiter. "Wenn aber eine Fußgängerzone kommt, muss ich zumachen."

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