Ladenburg fiel seinerzeit im Handstreich

Schüler konzipierten eine Ausstellung in Erinnerung an das Jahr 1370 - Projekt "Denkmal Mittelalter" ist ein voller Erfolg

17.07.2016 UPDATE: 18.07.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Mitten in Ladenburg steht der Domhofbrunnen, der an den Kampf um die Stadt im Jahr 1370 erinnert. Der Bischof und Reichsgraf stehen sich hier "drohend" gegenüber. Foto: stu

Von Axel Sturm

Ladenburg/Heidelberg. "Schüler machen Museum", heißt ein von der Heidelberger Robert-Bosch-Stiftung gefördertes Projekt. Schüler des Carl-Benz-Gymnasiums (CBG) Ladenburg und des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums (KFG) Heidelberg befassten sich dabei zwei Wochen lang mit der Erstellung einer Ausstellung, die jetzt noch bis zum 30. November im Ladenburger Lobdengau-Museum zu sehen ist. Die jungen Ladenburger und Heidelberger Forscher gingen der Frage nach, warum es im spätmittelalterlichen Ladenburg Spannungen zwischen den Bischöfen von Worms und dem Heidelberger Pfalzgrafen gab - und warum Ladenburg Schauplatz von heftigen kriegerischen Handlungen war. Zwischen 1200 und 1387 tobte hier ein unerbittlicher Machtkampf.

Das Projekt wurde von Geschichtslehrern, Studierenden, Professoren der Universität Heidelberg und der Museumsleitung begleitet. Initiator ist das Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Universität Heidelberg, das mit dem Institut für Europäische Kunstgeschichte, den beiden Gymnasien und dem Lobdengau-Museum im letzten Jahr eine Kooperation vereinbarte.

Bei der Präsentation der Ausstellung unterstrich der Heidelberger Professor Jörg Peltzer, wie engagiert und konzentriert die Schüler sich mit dem Projekt identifizierten. Die Ausstellung selbst war dabei allerdings gar nicht das primäre Ziel - vielmehr sollten die jungen Menschen mit der Forschung vertraut werden. "Es gibt mehr als Betriebswirtschaft und oder ein Lehrerstudium. Auch scheinbar exotische Studiengänge wie Geschichte und Archäologie sind interessant. Dafür wollen wir ein Bewusstsein schaffen", erläuterte Peltzer. Er lobte die Leidenschaft der Projektteilnehmer, denn die sei die wichtigste Voraussetzung dafür, neue Ideen zu verwirklichen. Und gerade in der Museumspädagogik seien die Ideen von jungen Menschen gefragt: "Wenn Museen eine Zukunft haben wollen, müssen sie die Sprache der Jugend erreichen".

Leicht haben es sich die Schüler nicht gemacht. Sie begaben sich sogar ins Museumsdepot, um Stücke herauszufiltern, die mit der Auseinandersetzung um Ladenburg in Verbindung gebracht werden konnten. Dabei entdeckten sie etwa einen Armbrustbolzen, aber auch einen Münzschatz, der vielleicht vor den plünderten Anhängern des Pfalzgrafen versteckt wurde. Besondere Beachtung fanden mit Blattgold verzierte Putzstücke von Wandmalereinen aus der Zeit um 1200. Dieser Fund deutete darauf hin, dass Ladenburg eine reiche Stadt gewesen sein muss. Die Bischöfe, aber auch die adeligen Bürger ließen es sich hier gut gehen. Es wurden mächtige Adelshöfe gebaut, man zeigte seinen Reichtum gerne.

Doch Reichtum weckte schon immer Begehrlichkeiten. Zunehmend verloren die Bischöfe in Ladenburg ihren Einfluss. Schutz konnten sie den Bürgern nicht mehr geben. Die Menschen fürchteten sich besonders vor dem raffgierigen Pfalzgrafen aus Heidelberg - und ernannten daher mit Duldung der Bischöfe Walram Graf von Sponheim zu ihrem neuen Schutzherrn. Der kümmerte sich um die Feinde der Stadt und erklärte dem Pfalzgrafen Ruprecht die Fehde. Als Gegenleistung verpfändete Bischof Salman die Hälfte der Stadt an den Beschützer. Doch schon bald stellte sich der wankelmütige Bischof unter den Schutz des Pfalzgrafen, der immer mächtiger wurde. Der brachte seine Lehnsleute und Parteigänger gegen Graf von Sponheim in Stellung. Seine Dörfer wurden in Schutt und Asche gelegt.

An einem grauen Oktobermorgen 1370 war es auch in Ladenburg soweit. Handstreichartig nahmen die Soldaten des Reichsgrafen die Stadt ein. Die neuen Besitzer verscherbelten die Stadt für 6000 Gulden an den Pfalzgrafen Ruprecht, der keinen Finger rühren musste, um neuer Herr über Ladenburg zu werden.

Die zum Teil erstmals in Ladenburg gezeigten Objekte der Sonderausstellung, wie die Ladenburger Prunkschale des Bettendorfer Hofes, dokumentieren eindrucksvoll den hohen Lebensstand, der damals im Bischöflichen Ladenburg herrschte. Die Forschungsergebnisse wurden von den Schülern auf informativen Schautafeln festgehalten. "Wir sind stolz auf die Leistungen der Schüler", dankten Museumsleiter Andreas Hensen aber auch die beiden Geschichtslehrer Sandra Barthel (CBG) und Frederik May (KFG) dem Forscherteam, das ein Teil der Ladenburger Stadtgeschichte beeindruckend aufgearbeitet hat.

Fi Info: Ausstellung "Kampf um Ladenburg" bis 30. November im Lobdengaumuseum, Amtshof 1, Ladenburg. Geöffnet mittwochs bis samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr.

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