"Jobs im Quadrat": Zeitarbeit ist besser als ihr Ruf
"Es gibt noch schwarze Schafe in der Branche" - Das meinten die Personaldienstleister, die bei "Jobs im Quadrat" ihr Angebot präsentierten

Zahlreiche Menschen informierten sich bei der Jobbörse im Haus der Wirtschaft der IHK über Jobs in der Zeitarbeits-Branche. Foto: Gerold
Von Jan Millenet
Das Publikum ist bunt gemischt. Zu "Jobs im Quadrat" im Haus der Wirtschaft der IHK Rhein-Neckar in Mannheim sind ältere und junge Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Ausbildung, Langzeitarbeitslose oder solche, die mal etwas anderes ausprobieren möchten, gekommen. Sie erkundigen sich über ein Thema, dem auch heute noch ein schlechtes Image anhaftet: Zeitarbeit. Zwölf Mannheimer Personaldienstleister präsentierten ihr Angebot für Arbeitssuchende und boten zahlreiche offene Stellen in verschiedenen Bereichen an.
Ausbeutung, niedrigere Löhne - stimmen die Vorbehalte heute noch? Stephanie Muller, Bezirkssprecherin Nordbaden-Südpfalz des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP), kann das so nicht bestätigen. Gemeinsam mit dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) informiert der BAP auf der Jobbörse Interessenten über ihre Rechte und Pflichten als Zeitarbeitsnehmer. "Es gibt noch schwarze Schafe. Und wir können nicht sagen, wie viele. Aber genau deswegen klären wir die Menschen auf, zeigen ihnen, wie man sie erkennen kann."
Denn ein Großteil der Zeitarbeitsfirmen - in der Metropolregion gibt es ungefähr 200 Anbieter - arbeite seriös. Und Muller räumt gleich ein: "Zeitarbeiter haben normale Arbeitnehmerrechte." Außerdem gebe es Kontrollinstanzen wie die Arbeitsagentur, die die Personaldienstleister überprüfe.
Dass Zeitarbeiter möglicherweise zu Beginn ihres Jobs weniger verdienen als ihre festen Kollegen, liege in der Natur der Sache. "Die Firmen müssen die Zeitarbeiter meistens erst einmal einlernen. Aber nach etwa neun Monaten verdienen sie oft genauso viel wie Festangestellte."
Auch Mario Klein von der IHK, die gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Mannheim die Jobbörse organisiert, räumt schwarze Schafe in der Branche ein, die das Image schädigen. "Aber Zeitarbeitsunternehmen arbeiten sehr transparent", so der Branchenexperte. Und oftmals würden sich die Vorurteile nach der Kontaktaufnahme schnell abbauen.
Außerdem könne man über die Zeitarbeit einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt finden. Zudem habe man die Möglichkeit, Verschiedenes auszuprobieren. Häufig würden Zeitarbeiter letztendlich einen Job angeboten bekommen. Die Unternehmen seien zudem tarifgebunden und auch hier gelte der Mindestlohn. "Wir haben zurzeit einen Bewerbermarkt", so Muller. Das heißt, mehr offene Stellen als Interessenten.
Klein erwartet rund 1000 Interessenten mit den unterschiedlichsten Anliegen. Eine davon ist Laurence. Ihren Nachnamen wollte die Französin nicht in der Zeitung lesen. Die über 50-Jährige nutzt "Jobs im Quadrat", um Kontakte zu knüpfen. "Ich schaue mal, ob ich etwas finden kann", sagt die Frau auf Englisch, die, bevor sie nach Mannheim kam, mehrere Jahre in Asien lebte und im Personalmanagement tätig war. Ihr Problem sei, dass sie bis jetzt noch kein Deutsch spreche. "Aber ich bin optimistisch." Am Stand der Bundesagentur für Arbeit steht ein junger Mann. "Ich suche eine Firma für meine Bachelorarbeit", erzählt er.
Vielleicht waren die beiden ja erfolgreich. Denn, wie Klein erläutert: "40 bis 50 Personen finden dank der Börse direkt eine Stelle." Durch spätere Kontaktaufnahmen bei den Anbietern könnten es sogar noch mehr sein.