Initiative "Spurwechsel Mannheim"

Auch Abbrechen gehört dazu

Die Initiative möchte Studenten bei Problemen im Studium helfen.Am heutigen Mittwoch ist der erste Infotag.

26.04.2016 UPDATE: 27.04.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Hörsaal der Uni Heidelberg. Archivfoto: Philipp Rothe

Von Jan Millenet

Mannheim. Ein Studienabbruch ist kein Beinbruch, sagt Astrid Brandenburger. Dennoch quälen den betroffenen Studenten oftmals viele Fragen: Soll ich das Studienfach wechseln? Soll ich die Hochschule wechseln oder diese ohne Abschluss einfach verlassen? Bietet sich ein Quereinstieg ins Berufsleben an, vielleicht doch eher eine Lehre? Wenn ja, was muss ich beachten? Aus diesem Fragen-Dschungel möchte die neu gegründete Initiative "Spurwechsel Mannheim" heraushelfen.

Studienabbrecher sind keine Seltenheit. Allein an der Uni Mannheim lag die Abbruchquote bei den Bachelorstudenten letztes Jahr bei 26 Prozent, sagt Brandenburger, Sprecherin der Initiative. Beim Master waren es rund neun Prozent. Bundesweit kreist die Quote um die 28 Prozent. Neu ist, dass es mit "Spurwechsel" nun eine zentrale Anlaufstelle für die Abbrecher gibt oder für diejenigen, die sich um die Finanzierung ihres Studiums Sorgen machen. "Wir wollen die Fragenden direkt an die Stationen vermitteln, an denen ihnen geholfen werden kann."

Bereits in der Startphase der Initiative hat sich ein großes Aktionsbündnis gebildet. Mit im Boot sind neben der Uni Mannheim mit ihren Studienbüros und dem Asta auch die Hochschule Mannheim, die Duale Hochschule, die IHK Rhein-Neckar, die Agentur für Arbeit, die Initiative "Arbeiterkind" und das Studentenwerk. "Und wir sind zuversichtlich, dass sich noch weitere anschließen", so Brandenburger, die sich gut vorstellen kann, auch mit der Uni Heidelberg oder der Hochschule Ludwigshafen weitere Bündnispartner zu bekommen. "Vorstellbar wäre sogar eine Ausweitung auf die ganze Metropolregion Rhein-Neckar."

Wie "Spurwechsel" angenommen wird, kann Brandenburger noch nicht sagen, da die Initiative erst am Anfang steht. Dennoch hat sie schon deutschlandweit bei anderen Stellen Interesse geweckt. "Wir bekommen bundesweit Anfragen von Initiativen, die Ähnliches planen." Die Thematik scheint aktueller denn je.

Das Studium wird laut Brandenburger aus den unterschiedlichsten Gründen abgebrochen. "Aus persönlichen Gründen, aus familiären, und manchmal stellt man einfach fest, dass es nicht das Richtige ist." Allerdings spiele heute auch Überforderung eine wichtige Rolle. "Die ‚Aufschieberitis’ greift immer stärker durch." Plötzlich werde das Zimmeraufräumen wichtiger als das Erledigen der Uni-Hausarbeit. Die Studenten geraten unter Druck, leiden unter Prüfungsangst. Denn das heute übliche Bachelorstudium hat nicht mehr viel mit einem Magister- oder Diplomstudium zu tun, das einst noch nicht diesen Zeitdruck produzierte und mehr Freiheiten bot. Wer den Bachelor macht, studiert nach einem Punktesystem. Eine gewisse Punktezahl muss in einer bestimmten Zeit erreicht werden, sonst wird es problematisch.

Hinzu komme, dass die Studenten deutlich jünger sind als vor ein paar Jahren. G8, kein Wehr- oder Zivildienst mehr - so sind 17-Jährige unter Umständen noch nicht unbedingt reif für ein Studium. Und noch immer entscheiden sich wenige Abiturienten dafür, erst einmal eine Ausbildung oder ein freiwilliges soziales Jahr zu machen, um Orientierung für die weitere Karriere zu bekommen.

Denjenigen, die vor einem "Spurwechsel" stehen, möchte die Initiative ein niederschwelliges Angebot sein, sich unkompliziert neu orientieren zu können. Sie will zeigen: "Auch Abbrechen gehört zum Hochschulleben dazu", wie Brandenburger es formuliert, ohne dabei zum Abbrechen motivieren zu wollen. Und es kann durchaus die Chance für etwas Neues sein. Etwas, das sich dann auch richtig anfühlt.

Info: Der hochschulübergreifende Beratungstag der Initiative "Spurwechsel" ist am heutigen Mittwoch von 10 bis 14 Uhr in der Uni-Mensa. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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