Der Mannheimer Nachtwandel ist für dieses Jahr abgesagt

Beliebtes Kunst- und Kulturfest für 2016 aus organisatorischen Gründen abgesagt - Zuletzt kamen 30.000 Besucher in den Jungbusch

03.08.2016 UPDATE: 04.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Vergangenes Jahr kamen an dem Oktoberwochenende über 30 000 Menschen, die Kosten stiegen auf über 100 000 Euro. Foto: Gerold

Von Julie Dutkowski

Was sich im vergangenen Jahr schon abgezeichnet hatte, ist nun zur Gewissheit geworden: Der Nachtwandel, der von Jahr zu Jahr größer, beliebter und für die Veranstalter zunehmend teurer wurde, muss in diesem Jahr ausfallen. Das teilte die Stadt Mannheim am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. "Wir legen eine Denkpause ein", bestätigt Michael Scheuermann, Quartiermanager und Geschäftsführer des Gemeinschaftszentrums Jungbusch, das den Nachtwandel veranstaltet, die Entscheidung. Schon vor einem Jahr hatte das Spektakel auf der Kippe gestanden.

Im vergangenen Jahr kamen 30 000 Besucher zu dem beliebten Kunst- und Kulturfest, das immer Ende Oktober stattfindet - so viele wie noch nie in der zwölfjährigen Geschichte des Nachtwandels. "Einen Nachtwandel mit Besucherzahlen in dieser Größenordnung durchzuführen, ist unter den gegebenen Voraussetzungen 2016 nicht mehr möglich", erklärt Scheuermann weiter.

Mit einem überarbeiteten Konzept wollen das Gemeinschaftszentrum Jungbusch und die Stadt Mannheim den Nachtwandel im Jahr 2017 - und darüber hinaus - sichern. "Wir wollen mit dem neuen Finanzkonzept dem Nachtwandel seine stadtteilbezogene kulturelle Vielfalt erhalten sowie den gestiegenen Anforderungen durch die immer größer werdenden Besucherzahlen Rechnung tragen", begründet Kulturbürgermeister Michael Grötsch die Entscheidung.

Dadurch, dass der Nachtwandel jedes Jahr größer geworden ist, habe der Anspruch an Professionalität zugenommen, die Herausforderungen in Sachen Organisation und Sicherheit seien gestiegen. "Wir brauchen schlicht mehr Ressourcen", so Scheuermann. Besonders der Sicherheitsdienst und die Müllentsorgung waren für den Verein finanziell nicht mehr zu stemmen. Auch wenn die Sicherheit als Absagegrund nicht im Vordergrund stehe, so der Quartiermanager, müsse man "Großveranstaltungen in der heutigen Zeit noch gewissenhafter vorbereiten als noch vor fünf oder zehn Jahren". Treue Stammgäste mögen enttäuscht sein, dass der Nachtwandel dieses Jahr ausfällt, räumt Scheuermann ein, aber man solle in der "Denkpause" auch eine Chance sehen.

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Der Nachtwandel, der die Vielfalt und Dynamik im Viertel präsentiere, müsse aber weiterhin als Beteiligungsprojekt von Bewohnern und Akteuren aus dem Stadtteil getragen werden und dort verankert sein, betont Scheuermann. So sollen sich die Nächte im "Busch" auch weiterhin von Stadtteilfesten stark unterscheiden: "Im Mittelpunkt müssen Kunst, Kultur und der Zusammenhalt im Quartier stehen."

Doch wie lässt sich der Nachtwandel künftig finanzieren, ohne dass er zu kommerziell wird? Das sei die spannendste Frage überhaupt, so Scheuermann. Man müsse nun schauen, dass viele Sponsoren den Nachtwandel stützen, "wir aber nicht die Kontrolle aus der Hand geben".

So soll die Finanzierung auf verschiedene Bausteine aufgeteilt werden. Schon im vergangenen Jahr haben Besucher und Gastronomie nach Angaben der Stadt insgesamt knapp 18 000 Euro gespendet. Die Kosten liegen allerdings bei mehr als 100 000 Euro. Schon 2015 half nur noch ein schnelles Einspringen der Stadt. In welcher Höhe sie sich künftig am Nachtwandel beteiligen will, ließ sie gestern offen. Neben dem freiwilligen Engagement aus dem Quartier, Eigenmittel des Trägers, der Sockelfinanzierung der Stadt Mannheim - insbesondere für das Kunst- und Kulturprogramm - müssen künftig die Gastronomen einen fixen Beitrag zur Finanzierung leisten. Sie beteiligten sich zuletzt freiwillig.

Der Ausbau der Besucherkampagne "Solispenden statt Eintritt" sowie ein erweitertes Sponsoringkonzept gehören ebenfalls zum Finanzkonzept. Als Sponsoren sollen auch die großen Unternehmen aus der Region angesprochen werden, kündigt Scheuermann an.

Schon nach den Sommerferien wollen die Verantwortlichen im Stadtteil mit den Vorbereitungen für 2017 anfangen. "Um den Nachtwandel ab dem kommenden Jahr wieder erfolgreich realisieren zu können, müssen wir jetzt alle zur Verfügung stehenden Kräfte bündeln", so der Quartiermanager.

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