Mannheim: Droht dem Nachtwandel das Aus?
Das beliebte Kulturfest im Jungbusch ist in finanzieller Not - Zwölfte Auflage im Oktober könnte die letzte sein

Vor allem das große Engagement der Jungbusch-Bewohner trägt zum Erfolg des Nachtwandels bei. Vergangenes Jahr kamen 30 000 Besucher an den Verbindungskanal. Foto: vaf
Von Julie Dutkowski
Der Nachtwandel im Jungbusch gilt bereits als kulturelle Institution. Jedes Jahr nehmen mehr Kulturschaffende teil, finden mehr Nachtschwärmer den Weg in den bunten Stadtteil. Bei der elften Ausgabe im vergangenen Oktober kamen 30 000 Besucher aus Mannheim und der gesamten Region, 800 Künstler und Kreative sowie 500 Helfer und Unterstützer trugen zum Erfolg bei.
Jetzt scheint das beliebte Kulturfest am Verbindungskanal auf der Kippe zu stehen. Wenn die Veranstalter keine finanzielle Hilfe von der Stadt bekommen, könnte der zwölfte Nachtwandel im Oktober der letzte sein. Denn ohne Unterstützung bei den Fixkosten könne man das 100 000 Euro teure Großereignis im Hafenviertel nicht mehr stemmen. Vor allem die Kosten für die enormen Sicherheitsvorkehrungen seien gestiegen, erklärt Michael Scheuermann, Quartiermanager im Jungbusch der RNZ. "Wir brauchen in Sachen Sicherheit professionelle Unterstützung. Aber das ist sehr teuer", so Scheuermann. Vor fünf Jahren habe man noch mit eigenen, ehrenamtlichen Kräften für Ordnung gesorgt, aber "heute geht das nicht mehr" , sagt der Geschäftsführer des örtlichen Gemeinschaftszentrums.
Allein mit Hilfe der Aktiven aus dem Stadtteil sei man jedenfalls nicht mehr in der Lage, den Nachtwandel zu organisieren. Das einstige Stadtteilfest hat sich längst zum Stadtfest entwickelt. Daher müsse der Gemeinderat mit rund 40 000 Euro einspringen, eine entsprechende Vorlage will Scheuermann im Herbst in den Kulturausschuss bringen.
Allein die Abfallbeseitigung kostet laut Scheuermann - inklusive Reinigung und Mülltonnen - 12 000 Euro. Und knapp noch einmal so viel zahlen die Nachtwandel-Organisatoren für die Bereitstellung von Toiletten und die Dienste der Feuerwehr.
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In der Vergangenheit habe man bereits versucht, dem großen Müllaufkommen entgegenzusteuern. So werden Getränke auf der Straße nur noch in Plastikbechern mit Pfand ausgegeben. Außerdem dürfen keine Bierwagen mehr auf der Straße aufgestellt werden. Auch, weil das den Organisatoren zu sehr in Richtung Straßenfest ging.
Trotz aller Finanznot wolle man keine Kommerzialisierung, die die Kunst und Kultur zum Nebenereignis degradiere. Bereits im vergangenen Jahr wurden deshalb aufkeimende kommerzielle Aktionen unterbunden. "Wir müssen aufpassen, dass der Nachtwandel seine Grundbotschaft des kulturellen Reichtums im Stadtteil auch weiterhin erkennbar nach außen trägt", sagte Scheuermann schon damals. So wird die Kirchenstraße auch im Oktober wieder zu einer "Stillen Zone" - hier muss der Partylärm draußen bleiben.
Scheuermann sieht jetzt die Politik in der Pflicht. Sie müsse entscheiden, ob sie den Nachtwandel noch durchführen wolle. Der Quartiermanager betont aber, dass man an dem selbst gesetzten Anspruch einer Kunstaktion, die auf bürgerschaftlichem Engagement beruhe, auf jeden Fall festhalten werde. Die Eigeninitiative der Bewohner sei maßgeblich für den Erfolg der Veranstaltung. Immerhin ist der Nachtwandel so etwas wie ein Aushängeschild für Mannheim geworden. Und die Stadt ist nicht zuletzt auch ein wirtschaftlicher Profiteur der Veranstaltung.
Info: Der zwölfte Nachtwandel findet am Freitag, 23., und am Samstag, 24. Oktober statt. Teilnehmer können sich bis 7. September unter www.nachtwandel-im-jungbusch.de anmelden.



