Jahresrückblick 2016: Die Heidelberger Campusbahn wird ausgebremst
Der Verwaltungsgerichtshof stoppt das Nahverkehrsprojekt für das Neuenheimer Feld

Foto: Lossen/Eisnecker
hob. Schlimmer hätte es für die Befürworter einer Straßenbahn ins Neuenheimer Feld nicht kommen können: Am 11. Mai stoppt der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim das umstrittene Nahverkehrsprojekt und hebt den Planfeststellungsbeschluss auf. Das Regierungspräsidium Karlsruhe als Genehmigungsbehörde habe es versäumt, alternative Trassen zur Straße "Im Neuenheimer Feld" eingehend zu prüfen, heißt es in dem vernichtenden Urteil der Richter. Die Universität, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Max-Planck-Gesellschaft hatten gegen das Millionenprojekt geklagt.
Siebeneinhalb Stunden dauert am 10. Mai der Prozess in Mannheim. Sowohl die Anwälte der Kläger als auch die Richter sind der Meinung, dass der Bebauungsplan von 1960 immer noch gilt. Dieser weise das Neuenheimer Feld als "Neues Universitätsgebiet aus". Dort seien sämtliche Bauten zulässig, die für einen wissenschaftlichen Betrieb nötig sind, also auch Wohnheime, eine Mensa oder Sportanlagen. Weiter heißt es in dem Plan: "Das Gebiet bleibt in sich geschlossen und von Verkehr freigehalten." Nach der Ansicht des Vorsitzenden Richters Karsten Harms könnte die Ruperto Carola somit jeglichen Verkehr im Neuenheimer Campus verbieten.
Um seine zukünftige Entwicklung nicht zu gefährden und die empfindlichen Geräte im Physikalisch-Chemischen Institut und bei den Geowissenschaften vor Elektrosmog und Erschütterungen zu schützen, hatte die Universität von Beginn an gefordert, die Straßenbahntrasse nicht durch die Straße "Im Neuenheimer Feld", sondern durch den Klausenpfad zu legen. Doch der Gemeinderat hatte dieser Variante eine Abfuhr erteilt. Besonders die Handschuhsheimer fürchteten nämlich, dass die wissenschaftlichen Einrichtungen und Kliniken ins benachbarte Handschuhsheimer Feld erweitern könnten. Wenn die Campusbahn am Rande des Neuenheimer Feldes entlangfährt, sei der erste Schritt für diese Expansion getan.
Eine Alternativplanung für die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld ist derzeit nicht in Sicht. Stattdessen wollen Universität und Stadt mit der Beteiligung von Bürgern und Betroffenen einen Masterplan für den Campus entwickeln. Auch hier gibt es aber neuen Streit um eine mögliche Uni-Erweiterung ins Handschuhsheimer Feld - und um eine Fünfte Neckarquerung von Wieblingen auf den Campus.



