Heidelberg soll mit Pollern Altstadt-Fußgänger vor Autos schützen
Interessen der Autofahrer müssen zurückstehen - Der Altstadt-Bezirksbeirat schlägt Poller für die Altstadt vor

Einen Poller gibt es bereits, der die Autofahrer von der Altstadt fernhält - an der Alten Brücke. Nun schlagen Stadtteilvertreter vor, auch an allen Zufahrtstraßen zur Fußgängerzone solche versenkbaren Hindernisse zu installieren. Foto: Philipp Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Sicherheit für Fußgänger hat Vorrang, Parkplätze für Anwohner müssen weichen: Der tödliche Unfall des neunjährigen Ben in der Theaterstraße hat in der Heidelberger Verkehrspolitik zu einem Kurswechsel geführt. Dies war nun auch Thema im Bezirksbeirat Altstadt. Bei nur vier Enthaltungen und keiner einzigen Gegenstimme verabschiedeten die Räte jetzt sogar einen radikalen Antrag: An allen verkehrsberuhigten Zufahrtstraßen zur Fußgängerzone müssten versenkbare Poller installiert werden, um Autos weitgehend fernzuhalten.
"Wir sollten dieses Zeichen setzen", forderte Gerd Guntermann (GAL). In Europa gebe es Hunderte von Städten, die mit Pollern arbeiten. Viele Verkehrsprobleme und Konflikte zwischen Autofahrern und Fußgängern wären damit auf einen Schlag gelöst. Franz Bartholomé (Grüne) verwies auf den Poller an der Alten Brücke, der sich gut bewährt habe. Nun solle sich der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen.
Ohne Mittel im nächsten Doppelhaushalt ist das Thema Poller nicht umzusetzen. So lange will niemand auf Verbesserungen warten, und so werden in der Altstadt längst die ersten Maßnahmen umgesetzt. In der Straße "Unterer Fauler Pelz" gibt es auf der südlichen Seite keinen Gehweg, weshalb die Anwohner, die ihre Häuser verlassen, unmittelbar auf die Fahrbahn treten. Dort werden nun Poller zum Schutz der Hauseingänge aufgestellt. Sieben bis acht Anwohnerparkplätze werden ersatzlos gestrichen. "Der Unfall in der Theaterstraße hat uns dazu getrieben, das jahrelange Gezackere um diese Stellplätze zu beenden", sagte Verkehrsmanager Alexander Thewalt (hier im RNZ-Interview nach dem Unfall in der Theaterstraße).
Sehr intensiv habe sich sein Amt auch mit der Theaterstraße beschäftigt, berichtet Thewalt. Neben den bereits installierten Fahrbahnschwellen vor der Ebert-Grundschule wurde ein Parkplatz vor dem Anna-Blum-Spielplatz entfernt. Sobald die Witterung es zulässt, sollen auch noch Piktogramme "verkehrsberuhigter Bereich" und "Achtung Kinder" auf die Fahrbahn aufgebracht werden. Zwei Geländer vor dem Eingang der Grundschule und dem Zugang zum Spielplatz werden die Fahrbahn für Autofahrer verengen. Thewalt: "Außerdem planen wir für den nächsten Doppelhaushalt die Aufpflasterung der Straße."
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Die Altstädter begrüßen das geplante Sicherheitsaudit - ein externer Gutachter soll im gesamten Stadtgebiet die Verkehrssituation vor Einrichtungen für Kinder und Senioren untersuchen und zusammen mit den Betroffenen Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Am Mittwoch, 2. März, steht das Thema auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses. Bis das Gutachten in zwei Jahren vorliege, dürfe es aber keinen Stillstand geben, forderten Zuschauer in der Bürgerfragestunde.
"Wir werden die Dinge weiterhin kurzfristig umsetzen", beruhigte Thewalt. Er wolle sich auch für mehr Geschwindigkeitskontrollen einsetzen. Die Forderung von Anwohnern nach einem formalen Bürgerbeteiligungsverfahren sieht er aber skeptisch. Denn dann fänden auch Autofahrer wieder mehr Gehör.