Römermuseum Osterburken legt neue Schriftenreihe vor
Römermuseum Osterburken startet mit "Exploratio" neue Schriftenreihe - Wissenschaftlich fundiert und verständlich formuliert

Man kann der römischen Vergangenheit in der Region auf vielfältige Weise begegnen: im "direkten Kontakt" (Foto), durch einen Besuch des Römermuseums Osterburkens oder durch vertiefende Lektüre. Archiv-Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Osterburken. Mit "Exploratio", also dem lateinischen Wort für "Auskundschaften, Erkunden, Erforschen", überschreibt das Römermuseum Osterburken seine neue Schriftenreihe. Der erste Band liegt nun vor. Unter dem Titel "Gallia pacata" geht es auf knapp 100 Seiten um Caesars Gallischen Krieg und darum, wie die neuen Machthaber im Anschluss das eroberte Land und seine Bewohner in ihr Weltreich integrierten. Damit wird schnell das Anliegen der Reihe spürbar: Jeder Band soll ein bestimmtes Thema zur Römerzeit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Wobei der regionale Bezug ein wichtiges Kriterium darstellt. Zudem ist es ein erklärtes Anliegen der Reihe, wissenschaftliche Genauigkeit mit guter Lesbarkeit zu verbinden.
Als Herausgeber fungiert neben Museumsleiter Dr. Jörg Scheuerbrandt der Osterburkener Lateinlehrer Andreas W. Schmitt. Bereits der Titel "Gallia pacata" macht pointiert deutlich, worum es im ersten Band geht. Das Zitat stammt von Iulius Caesar und bedeutet schlicht: "Gallien ist befriedet." Was zumindest aus Sicht der römischen Eroberer gestimmt haben mag. Um "Caesars Krieg und die Romanisierung der Gallier", so der Untertitel, geht es in fünf Kapiteln. Geschrieben haben an dem komplexen Werk vier Autoren.
Die traumatische Eroberung Roms durch die Kelten im Jahr 387 v. Chr. stellt den chronologischen Ausgangspunkt für das erste Kapitel dar. Hier schildert Jörg Scheuerbrandt die langen Kriegsphasen, in deren Verlauf die Römer nicht nur ganz Italien, sondern auch Gallien unterwerfen sollten. "Aus dem wilden, haarigen (comata) Gallien wird das befriedete (pacata) Gallien." Eine wichtige Quelle bildet dabei Caesars Bericht über seinen Feldzug, an dem bis heute kein Lateinschüler vorbeikommt.
Überbleibseln der keltischen Sprache spürt der Autor ebenso nach wie den Glaubensvorstellungen der Kelten. Hier schildert Scheuerbrandt die schwierige "interpretatio Romana", die Teutates, Esus und Taranis in ihren Götterhimmel einzuordnen suchten.
"Was konnten Caesar und seine Zeitgenossen von der Welt wissen?", dieser Frage geht Andreas W. Schmitt unter der Überschrift "Welt und Herrschaft" nach. Unbestritten ist, dass sich Caesar anhand seiner Eroberungen als "Über-Alexander" präsentierte. Darüber hinaus überprüft Schmitt den archäologischen Gehalt der Berichte über keltische Menschenopfer und Kopfkulte.
"Der wildeste Barbar konnte eingegliedert werden", so würdigt Nicole Scheuerbrandt die Integrationsleistung des römischen Staates: Als Anschauungsmaterial dienen ihr dabei römische Militärdiplome, wie sie auch in Osterburken zu sehen sind.
Dass bei Neuenstadt am Kocher eine römische Ansiedlung (vicus) mit durchaus städtischem Charakter existierte, das belegten Ausgrabungen der letzten Jahre. Am Beispiel dieser "Civitas Aurelia G(---)"stellt Klaus Kortüm die regionale Selbstverwaltung vor. Sie basierte auch auf solch neu gegründeten Hauptorten hinter dem Limes. Untersucht wurde nebst Teilen der Siedlung ein Tempelbezirk mit Quellfassungen. In einem Exkurs schlägt Kortüm als mögliche Auflösung des G(---) "Aurelia Grannensis" vor. Sollte dies stimmen, so handelte es sich um eine weitere geschickte Adaption der Römer: Sie setzten damit den keltischen Heilgott Grannos mit Apollon gleich, wovon zahlreiche Inschriften im gesamten Reichsgebiet zeugen.
Wer bei der Lektüre Lust auf mehr bekommt, der sei getröstet: der zweite Band dieser neuen Schriftenreihe ist bereits in Arbeit.
Fi Info: Römermuseum Osterburken (Hg.), Exploratio I, Gallia pacata, Caesars Krieg und die Romanisierung der Gallier, ISBN 978-3-00-048583-1, 96 Seiten, 49 meist farbige Abbildungen, drei Karten, 12,80 Euro.