Heidelberger Sinfoniker hoffen auf die Rückkehr ihres Dirigenten
Heidelberger Sinfoniker bringen im November die letzten Aufnahmen unter Thomas Fey und die erste Haydn-CD in eigener Regie heraus

Trafen sich in den "Sandhaus-Studios": Musikverleger Günter Hänssler, Kontrabassist Michael Neuhaus, Stifter und Förderer Prof. Dietrich Götze und der Tonmeister Eckhard Steiger (v.l.). Foto: M.Roth
Von Matthias Roth
Sein Geist sei immer gegenwärtig, auch wenn er selbst nicht teilhaben könne am Geschehen: Der Dirigent Thomas Fey bestimme nach wie vor ihre musikalische Arbeit, betonten die Musiker der Heidelberger Sinfoniker, die in die "Sandhaus-Studios" in der "Alten Zigarrenfabrik Sandhausen" (vormals Tonstudio van Geest) einluden, um den Aufnahmen zu lauschen, die im November auf den Markt kommen sollen. Es sind die drei "Tageszeiten-Sinfonien" und drei Sturm-und-Drang-Sinfonien von Joseph Haydn, die das Orchester auf einer Doppel-CD präsentiert. Die Sinfonien Nr. 35 B-Dur, 46 H-Dur und 51 B-Dur wurden dabei in eigener Regie unter Konzertmeister Benjamin Spillner eingespielt.
Die nach den Tageszeiten benannten Werke Nr. 6-8 aus dem Jahre 1761 hat Thomas Fey vor zwei Jahren noch selbst dirigiert und eingespielt. Dann geschah das Unfassbare: Ein Sturz in den letzten Oktober-Tagen 2014, ein schweres Gehirntrauma, künstliches Koma und eine nur allmähliche Rückkehr ins Leben. Obwohl die Stücke komplett aufgenommen waren, fehlte noch der "letzte Schnitt", so Tonmeister Eckhard Steiger, den Fey immer selbst vorgenommen habe. Erst als klar wurde, dass die Rekonvaleszenz des Dirigenten sehr viel Zeit brauchen würde, entschloss sich das Orchester, den Schnitt selbst vorzunehmen. "Und ich kenne das Orchester ja auch schon einige Tage", fügt Steiger hinzu, der die Sinfoniker seit Beginn bei Aufnahmen betreut.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die Plattenfirma, bei der die Sinfoniker aus Heidelberg die bisherigen Teile Haydn-Gesamteinspielung veröffentlichten, neu konstituiert: Nach dem Verkauf des Hänssler Verlags konnte der ehemalige Inhaber Günter Hänssler das Label "hänssler Classic" zurückerwerben, das nun die Serie mit Haydn-Sinfonien weiter herausbringt und vermarktet. Hänssler war persönlich nach Sandhausen gekommen, um dies zu untermauern, und auch Prof. Dietrich Götze, dessen athenaeum-Stiftung die Sinfoniker seit 2006 unterstützt, traf man hier.
Der Kontrabassist Michael Neuhaus, Gründungsmitglied des Schlierbacher Kammerorchesters und der Heidelberger Sinfoniker, derzeit Koordinator des Orchesters, berichtete auch, dass nach einer örtlichen Verlegung die Genesung des Dirigenten Fey große Fortschritte gemacht habe. Man hoffe, ihn in absehbarer Zeit zumindest als "guten Geist" der Musiker zurückzubekommen:
"Wir wünschen uns, dass er sich bald wieder aktiv in Interpretationsfragen und Planungen der Sinfoniker einbringen kann." Eine Rückkehr als Dirigent stehe allerdings noch in den Sternen.
Info: In der Stadthalle Weinheim spielen die Sinfoniker am 8. Oktober, 20 Uhr, Haydn und Mozart unter der Leitung von Sebastian Tewinkel. Solist ist Maximilian Hornung, Cello.