Zwei Jahre dauert die Straßenbahn-Baustelle
Stadt und RNV erläuterten die Arbeiten - Gleise, Haltestellen und Leitungen werden erneuert - 15 Millionen Euro Kosten

Von Sabine Geschwill
Leimen. Es wird ernst: Im März soll die große Baustelle rund um die 23er-Straßenbahn losgehen. Dabei stehen der barrierefreie Ausbau der Straßenbahnhaltestellen Kurpfalz-Centrum, Moltkestraße und Leimen-Friedhof, die Erneuerung der Gleise sowie die Tiefbauarbeiten in der Römerstraße und Nußlocher Straße an. Die Arbeiten werden voraussichtlich zwei Jahre dauern.
Was genau in dieser Zeit gemacht wird und was auf die Anwohner zukommt, das erläuterten die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) und die Stadt Leimen jetzt bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Bürgerhaus am alten Stadttor.
An den umfangreichen Baumaßnahmen führt kein Weg vorbei: Die Trasse ist in die Jahre gekommen. Der Abschnitt zwischen der Haltestelle Moltkestraße und der Endstation darf aus Sicherheitsgründen bereits seit mehreren Monaten nicht mehr befahren werden. Ab Baubeginn im März 2020 fahren die Bahnen der Linie 23 nur noch bis Kurpfalz-Centrum und nicht mehr – wie bisher – bis zur Haltestelle Moltkestraße. Ab Februar 2021, wenn die Haltestelle Kurpfalz-Centrum erneuert wird, fährt die Linie 23 dann nur noch bis Georgi-Marktplatz. Die Buslinien 723 und 751 erhalten nahe gelegene Ersatzhaltestellen. Die Linien 726 und 757 könnten ihren regulären Fahrbetrieb weitgehend beibehalten.
Das Interesse am Infoabend war groß. Die im Saal vorbereiteten 100 Sitzplätze reichten bei Weitem nicht aus. Rund 50 Besucher nahmen mit Stehplätzen oder mit Sitzplätzen auf der Empore vorlieb. Von dort verfolgten sie, wie Steffen Magin von der RNV den Neubau der Haltestellen und Gleistrassen anschaulich präsentierte. Fachliche Ergänzungen gab es von Tobias Mohr vom Ingenieurbüro Obermeyer, verantwortlich für die Planung der Verkehrsanlagen der RNV, sowie von Marc Sommer vom Ingenieurbüro Schulz, der für die Stadt und die beteiligten Leitungsträger die Planungen für die Tief- und Straßenbaumaßnahmen übernommen hat. Nach der Präsentation konnte das Publikum Fragen stellen und den Projektbeteiligten Anregungen mitgeben.
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Hintergrund
Leimen. Wer in direkter Nähe zu den Tief- und Gleisbaumaßnahmen wohnt, erhält demnächst Besuch von einem Gutachter. Wie die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) beim Infoabend im Bürgerhaus mitteilte, ist dieser in ihrem Auftrag unterwegs. Er dokumentiert – zur
Leimen. Wer in direkter Nähe zu den Tief- und Gleisbaumaßnahmen wohnt, erhält demnächst Besuch von einem Gutachter. Wie die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) beim Infoabend im Bürgerhaus mitteilte, ist dieser in ihrem Auftrag unterwegs. Er dokumentiert – zur Beweissicherung – im Vorfeld der Baumaßnahmen den Zustand der Gebäude innen und außen.
Zudem bekamen die Bürger und Betroffenen wichtige Kontakte genannt. Bei allen Fragen und Sorgen rund um Tief- und Gleisbaumaßnahmen kann man sich an die Baustellenbeauftragte der Stadt, Erika Stiegeler, wenden. Sie ist im neuen Rathaus unter Telefon 0 62 24 / 70 41 94 zu erreichen. Bei ihr erhält man auch Parkausweise für Ersatzparkplätze. Bei Problemen kann man auch Thomas Glaser unter Telefon 01 71 / 1 03 12 18 kontaktieren. Er leitet die gesamten Baumaßnahmen vor Ort. Wenn im Sanierungsbereich ein Umzug oder eine größere Warenanlieferung ansteht, sollte man dies zur besseren Koordination der Arbeiten bei ihm melden. 8sg)
Insgesamt 15 Millionen Euro werden die Arbeiten kosten. Die Finanzierung teilen sich die HSB, die Stadt Leimen und die Betreiber der verschiedenen Leitungen, die verlegt werden. Außerdem wird es Fördermittel vom Land geben, so Magin. Um die Arbeiten für alle Beteiligten verträglich zu gestalten, wurde die Maßnahme in fünf Bauphasen unterteilt (siehe unten).
Denn neben der Erneuerung der Gleise und Haltestellen wird zwischen Rathaus-, Römer- und Nußlocher Straße auch im Untergrund alles neu geordnet. Das Einbringen neuer Wasserversorgungs- und Entsorgungsleitungen und der Hausanschlüsse erfolgt durch die Betriebe der Stadt Leimen. Um neue Leitungen für Gas und Strom kümmern sich die Energieversorger, die Stadtwerke Heidelberg und die Syna GmbH. Zudem werden Leerrohre für einen eventuellen Glasfaserausbau mitverlegt. Schließlich werden die Straßen und Gehwege neu angelegt und gestaltet.
Für die Anwohner der Römer- und Nußlocher Straße soll die Zufahrt mit dem Fahrzeug fast uneingeschränkt möglich sein, da auf den zu sanierenden Straßen durchgängig ein drei Meter breiter Rettungsweg freigehalten wird. Es werde nur punktuell zu Behinderungen kommen. Wenn etwa vor einem Anwesen ein Gehwegabschnitt gepflastert wird, können Anwohner in diesem Moment nicht mit dem Auto auf ihr Grundstück gelangen. Im Tiefbau werde es beim Anschließen der Wasserversorgung kurzzeitig Ausfälle geben. Die Anwohner werden darüber rechtzeitig informiert, hieß es. Auch die Abfallentsorgung ist während der gesamten Bauzeit sichergestellt. Zu den Abholterminen werden die Mülleimer von einer Firma an den Grundstücken abgeholt, zu einer zentralen Sammelstelle gebracht und wieder zurückgestellt.
Oberbürgermeister Hans D. Reinwald bat bei Anwohnern und Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs vorab um Verständnis: "Wir bemühen uns bei aufkommenden Problemen um schnelle und gute Lösungen."
"Hinten" geht’s los: Arbeiten beginnen an Endhaltestelle
Baustelle ist in fünf Abschnitte unterteilt - Ab Februar 2021 hört die Linie 23 am Georgi-Markt auf
Leimen. (sg) Die große Straßenbahn-Baustelle ist in fünf Bauphasen unterteilt. Voraussichtlich werden die Tief- und Straßenbauarbeiten, Gleis- und Haltestellenerneuerungen zwischen Bärentorplatz und Friedhof zwei Jahre dauern.
> Bauphase I: Sie beginnt im März 2020. Nach der Einrichtung der Baustelle an der Endhaltestelle Friedhof geht es mit dem Rückbau der Gleise und den Tiefbauarbeiten in der Nußlocher Straße los. Da hier nicht allzu viele Leitungsarbeiten anstehen, wird die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) voraussichtlich ab August mit dem barrierefreien Ausbau der eingleisigen Endhaltestelle Friedhof beginnen. Dabei soll eine moderne Haltestelle mit Sitzgelegenheiten, Überdachung und elektronischen Anzeigetafeln entstehen und eine neue Umsteigefläche zwischen Bus- und Bahnhaltestelle. Zwischen Haltestelle Moltkestraße und Endhaltestelle wird das Bahngleis von der Fahrbahn getrennt. Es wird ein besonderer Bahnkörper mit Rasenfläche gebaut. Die Erreichbarkeit des Friedhofs ist durch eine Umleitung über den Parkplatz (Schotterweg) jederzeit gegeben. Auch die Gärtnerei und die Senioreneinrichtung können angefahren werden. Die Maßnahmen sollten bis zum Spätjahr fertig sein.
Hintergrund
Bürger hatten Anregungen und Fragen zu den geplanten Arbeiten
Leimen. Der Erste, der sich zu Wort meldete, war Hans D. Reinwald. Bei der Bürgerinformationsveranstaltung zu den geplanten Tiefbaumaßnahmen und der Neugestaltung der Gleise und Haltestellen
Bürger hatten Anregungen und Fragen zu den geplanten Arbeiten
Leimen. Der Erste, der sich zu Wort meldete, war Hans D. Reinwald. Bei der Bürgerinformationsveranstaltung zu den geplanten Tiefbaumaßnahmen und der Neugestaltung der Gleise und Haltestellen adressierte Leimens Oberbürgermeister einen "großen Wunsch" an die RNV: Wenn alle Arbeiten fertig seien und die Straßenbahn wieder bis zur Endhaltestelle durchfahre, hoffte er darauf, dass es in der Bahndurchsage nicht mehr heiße: "Sie haben ihr Endziel ‚Leimen Friedhof‘ erreicht." Reinwald: "Das macht nicht unbedingt Lust auf Leimen." Eine Bürgerin im Saal sprang dem Stadtoberhaupt bei diesem Wunsch gleich zur Seite. Für ihren Vorschlag – "Wir beteiligen uns alle an einer Namensfindung" – bekam sie sofort Applaus von den Anwesenden.
Etwas mehr als ein Dutzend Fragesteller meldete sich nach den Ausführungen von RNV und Stadt zu Wort. Gefragt wurde beispielsweise, wie es bei den geplanten Maßnahmen mit dem Glasfaserausbau aussehe. Hier kam als Antwort, dass Leerrohre verlegt werden, damit bei Bedarf Telekom und Unitymedia Glasfaserkabel durchziehen können. Apropos Kabel: Ein Bürger regte an, beim Verlegen der neuen Stromleitungen auch gleich an eine Erdleitung zu denken. Dies sei sinnvoll und spare den Anliegern Kosten. Die RNV wollte prüfen, ob dies rechtlich möglich ist.
Weitere Fragen, die schnell beantwortet werden konnten, bezogen sich auf den Busersatzverkehr und Ersatzparkplätze für Mitarbeiter oder Kunden von Geschäften und einer Tierarztpraxis. Es wurde nachgefragt, ob seitens der Stadt ein "Park & Ride"-Parkplatz angedacht ist. "Ja, wir sind in Gesprächen mit den Grundstücksbesitzern und bemühen uns um eine Lösung", ließ Reinwald wissen. Es gab eine Nachfrage, ob man während der Baumaßnahmen in der Römerstraße und Nußlocher Straße die Poller an der Johannisgasse und beim Ulla-Schirmer-Haus entfernen könne, um dem Verkehr mehr Ausweichmöglichkeiten zu bieten. "Die Johannisgasse werden wir prüfen; das Seniorenheim ist nicht vorgesehen", meinte Reinwald dazu.
Ein Bürger wollte wissen, ob bei dem Neubau der Endhaltestelle auch die Möglichkeit einer Verlängerung der Linie 23 nach Nußloch berücksichtigt werde. "Sollte es einmal bis Nußloch weitergehen, haben wir im Untergrund einiges für einen Anschluss vorbereitet", so die RNV. (sg)
> Bauphase II: Sie umfasst den Teilabschnitt der Römerstraße zwischen der Kreuzung Hirtenwiesen- und Nußlocher Straße und der Moltkestraße. Es erfolgen Kanal- und Tiefbauarbeiten. Strom, Gas, Wasser und Hausanschlüsse werden neu verlegt. Danach geht es an die Gleisarbeiten. Die Haltestelle wird neu gestaltet, erhöht und barrierefrei angelegt.
> Bauphase III: Die gesamten Tiefbauarbeiten werden weitergeführt. Eine Neuerung gibt es beim Gleisbau in der Römerstraße: Die bereits bestehende Zweigleisigkeit ab Haltestelle Kurpfalz-Centrum wird Richtung Nußlocher Straße verlängert und erst kurz vor der Haltestelle Moltkestraße wieder auf ein Gleis zusammengeführt. Bahn und Individualverkehr, der ab der Johannisgasse in beiden Fahrtrichtungen unterwegs ist, teilen sich die Fahrspuren. Dies verbessere die Betriebsstabilität des Fahrplans und erhöhe die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, weil Bahn und Fahrzeuge in beiden Fahrtrichtungen hintereinander herfahren.
> Bauphase IV: Ab Februar 2021 wird die Haltestelle Kurpfalz-Centrum nicht mehr bedient. Endhaltestelle für die Linie 23 ist dann der Georgi-Markt. Die alte Haltestelle wird zurückgebaut, die Gleise werden ausgebaut. Ab März wird mit den Leitungsmaßnahmen im Tiefbau begonnen, an die sich Gleis- und Haltestellenneubau anschließen. Das Kurpfalz-Centrum wird zur neuen Verkehrsdrehscheibe und erhält einen Inselbahnsteig und Fußgängerflächen. Künftig wird es hier keine Durchfahrtsmöglichkeit mehr für den Individualverkehr vom Bärentorplatz in die Römerstraße geben. Zum Absperren werden Poller gesetzt. Ausgenommen sind Rettungsdienste.
> Bauphase V: Die Erneuerung des Gleisbogens an der Kreuzung von Rathaus- und Römerstraße in Richtung Kurpfalz-Centrum erfolgt als Wochenend-Baustelle in der letzten Bauphase, die von September 2021 bis März 2022 dauern soll. Sobald der Gleisbau abgeschlossen ist, wird der Straßenbau fertiggestellt. Die 23er-Straßenbahn soll dann ab März 2022 wieder bis zur Endhaltestelle "Leimen Friedhof" durchfahren.
