Ihre Kunst schwebt durch die Räume
Die Metropolregion verliert mit dem Tod der Künstlerin und Museumsleiterin eine bedeutende Persönlichkeit der Kulturszene.

Von Julia Behrens
Schriesheim/Mannheim. Sie war eine hervorragende Künstlerin, eine ausgesprochen versierte Museumsleiterin und ein wunderbarer Mensch. Jetzt ist Lynn Schoene im Alter von 66 Jahren ganz unerwartet an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. Sie hinterlässt damit eine schmerzliche Lücke in der Kulturlandschaft der Metropolregion Rhein-Neckar. Als Schöpferin zarter Bilder und Objekte machte sich Lynn Schoene, die 1953 im englischen Luton zur Welt kam, mit zahlreichen Ausstellungen im süddeutschen Raum, in Berlin oder Luxemburg einen Namen.

In Heidelberg wurde sie 2009 mit einer Retrospektive im Kurpfälzischen Museum sowie dem Willibald-Kramm-Preis geehrt und war häufig im Rahmen von Gemeinschaftsausstellungen im Forum für Kunst zu sehen. Außerdem wurde sie vor Ort von der Galerie Grewenig in Handschuhsheim vertreten und eröffnete dort – zusammen mit ihrem Lebensgefährten Tom Feritsch – gerade im Dezember die Ausstellung "In Bewegung". Die Schau wird am 8. Februar 2020 mit einer Finissage zu Ehren von Lynn Schoene zu Ende gehen.
Die temperamentvolle Künstlerin, die in Schriesheim lebte und in Mannheim ein Atelier betrieb, kreierte ihre Arbeiten vorzugsweise aus Papier, Bienenwachs und Stoff. Sie entwarf federleichte Kleider und Boote, ließ Letztere als große Installationen durch Räume schweben, widmete sich schon 2007 dem Thema "Lifeboat" und gab damit ein politisches Statement ab. Kein Wunder, dass sie – neben anderen Auszeichnungen – 2012 den Welde-Publikumspreis bekam.
Auch als Leiterin des Museums Théo Kerg in Schriesheim besaß Lynn Schoene, Mutter zweier erwachsener Kinder, überregionale Strahlkraft. Da sie bestens vernetzt war, realisierte sie sowohl mit bedeutenden Künstlern vor Ort als auch mit renommierten Vertretern aus dem In- und Ausland hoch interessante zeitgenössische Ausstellungen und sorgte damit für kulturelle Highlights an der Bergstraße. Ihre Expertise und ihre Weitsicht konnte sie darüber hinaus im Vorstand des Künstlerbunds Rhein-Neckar und seit Neuestem auch in der Freien Akademie der Künste in Mannheim zum Einsatz bringen.
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Trotz ihrer Erfolge trat Lynn Schoene zugewandt und bescheiden auf, sicherlich ein weiterer Grund, warum sie nicht nur in Künstlerkreisen, sondern auch auf kommunaler Ebene so beliebt war. "Mit großer Bestürzung habe ich vom leider viel zu frühen Ableben Lynn Schoenes erfahren", erklärte Landrat Stefan Dallinger gestern. "Sie hat nicht nur als eigenständige Künstlerin, sondern auch als Leiterin des Théo-Kerg-Museums in Schriesheim tiefe Spuren in der Kunstszene der Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus hinterlassen. Ihre freundliche und engagierte Art gepaart mit großem künstlerischen Talent wird immer in positiver Erinnerung bleiben."