Senioren- und Pflegeheime haben immer noch zu wenig Personal
Heimaufsichtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises legt Bericht für 2018 vor - Mängel bei der Pflege- und Betreuungsqualität

Von Stefan Zeeh
Rhein-Neckar. Seit mehr als 40 Jahren kontrolliert die Heimaufsichtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises die Senioren- und Pflegeheime sowie die Wohnheime für erwachsene Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen. "Diese Kontrollen finden unangemeldet statt", betonte die Leiterin der Heimaufsicht, Katja Hahn, bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales des Rhein-Neckar-Kreises. Was ein wesentlicher Unterschied zu den Überprüfungen des Pflege-Tüvs der Krankenkassen sei. Alle 85 im Rhein-Neckar-Kreis verzeichneten Heime, in denen etwas mehr als 6000 Plätze zur Verfügung stünden, seien im vergangenen Jahr von der Heimaufsicht überprüft worden.
Dabei sind einige erfreuliche Entwicklungen festgestellt worden, etwa bei den freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM), zu denen beispielsweise das Anbringen von Bettgittern zählt. Diese werden an den Betten angebracht, damit die Bewohner nicht herausfallen. Dennoch stellt jede FEM einen Eingriff in das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Freiheit dar, weshalb entweder die Einwilligung des Betroffenen oder eine richterliche Genehmigung vorliegen muss.
Noch im Jahr 2011 waren an 30 Prozent der Betten in den Heimen derartige Bettgitter installiert. Seitdem nimmt deren Zahl kontinuierlich ab, sodass heute nur noch fünf Prozent der Betten eine solche Vorrichtung haben. Diese werden in den meisten Fällen auf Wunsch des Betroffenen installiert. Hahn führt diese Entwicklung auf die Beratungen zurück, bei denen das Heimpersonal Möglichkeiten aufgezeigt bekommt, wie sich freiheitseinschränkende Maßnahmen vermeiden lassen.
Erfreulich ist ebenso, dass die Zahl der in den Heimen festgestellten Mängel gegenüber dem Vorjahr abgenommen hat. 433 Mal bemängelte die Heimaufsicht im Jahr 2017 etwa die Pflege- und Betreuungsqualität oder die Hygiene und den Infektionsschutz in den Heimen. Im vergangenen Jahr waren es 384 festgestellte Mängel.
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Nicht nachvollziehen konnte Hahn jedoch, warum 64 Prozent der Kritikpunkte in den Bereich des Umgangs mit Medikamenten fallen. Besonders oft wurden fehlerhafte Beschriftungen, der Ablauf des Verfallsdatums oder die unzureichende Aufbewahrung der Medikamente angemerkt. Das ließe sich doch leicht abstellen, indem jemand vom Personal dies wöchentlich kontrollieren würde, schlug die Leiterin der Heimaufsicht vor.
Auch bei der personellen Ausstattung der Einrichtungen würden sich Probleme zeigen. Im Bericht ist von zu wenig Personal im Tag- oder Nachtdienst die Rede. Auch die Nichterfüllung der Fachkraftquote wurde bemängelt. "Es zeigt sich, dass es schwierig bleibt, Personal vorzuhalten, und das ist kein böser Wille der Einrichtungen", erläuterte Hahn.
Große Veränderungen bringt die Landesheimbauverordnung mit sich, nach der es seit September nur noch Einzelzimmer in den Heimen geben darf. Allerdings gilt noch eine Übergangsregelung für Heime, die erst vor wenigen Jahren saniert oder gar neu gebaut wurden.
Daher wurde für acht Heime im Kreis eine Fristverlängerung erteilt, nach der insgesamt 34 Doppelzimmer weiter betrieben werden dürfen. Die Landesheimbauverordnung hat auch zur Folge, dass zwei Heime ihren Betrieb einstellten. "Dafür gehen drei neue Einrichtungen mit 270 Plätzen an den Start", berichtete Hahn. Insgesamt bedeute dies ein geringes Minus von 39 Plätzen in den Heimen.