"Sinsheim war Mittelpunkt Deutschlands"
Was rund um den Besuch von Angela Merkel und Winfried Kretschmann abseits des Offiziellen noch geschah

Das Goldene Buch der Stadt ist seit gestern um einen prominenten Eintrag reicher: Während Angela Merkel sich verewigte, schauten (von links) Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Alfred Ehrhard, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger, Dietmar Hopp, Landrat Stefan Dallinger sowie Oberbürgermeister Jörg Albrecht ihr über die Schulter. Foto: Siegfried Lörz
Von Christian Beck
Sinsheim. Sie war nur für eineinhalb Stunden hier, der Termin war nicht öffentlich, von der Stadt hat sie nichts gesehen. Und doch war es das Gesprächsthema Nummer 1: Bundeskanzlerin Angela Merkel war in Sinsheim, um die Klima-Arena zu eröffnen. Ein ausführlicher Bericht über die Eröffnung selbst findet sich auf der Seite Metropolregion. Doch wir haben den Blick auch darauf gerichtet, wie Menschen den Besuch wahrgenommen haben.
> Merkels Besuch wurde nicht angekündigt. Auch in der RNZ war davon nichts zu lesen. Und zwar auf ausdrücklichen Wunsch der Organisatoren. Große Menschenansammlungen waren nicht gewünscht. Ein paar kamen schließlich doch, manche aus Begeisterung, andere aus Protest.

Ruth Zwickel von der Stadtverwaltung hatte den Eintrag vorbereitet, Angela Merkel setzte ihre geschwungene Signatur darunter. Foto: Stadtverwaltung
> Merkes Besuch stand nicht fest. Das war einige Zeit aus mehreren Quellen zu hören. Dass Merkel doch nach Sinsheim kam, soll auch an der Unterstützung von Prof. Stephan Harbarth, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, sowie den hiesigen Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte und Karl Klein gelegen haben.
> Ins Goldene Buch der Stadt tragen sich Merkel und Ministerpräsident Winried Kretschmann noch vor Beginn der offiziellen Veranstaltung ein. Normalerweise darf das Buch das Rathaus nicht verlassen, hier hat die Stadtverwaltung eine Ausnahme gemacht. Ruth Zwickel hatte beide Einträge vorbereitet, sowohl die Kanzlerin als auch der Ministerpräsident unterschrieben lediglich. Für Kretschmann ist es bereits der zweite Eintrag in jenes edle Buch. Beim ersten vor etlichen Jahren wünschte er Sinsheim "gutes Wachsen und Gedeihen".
Auch interessant
> Beeindruckt war Oberbürgermeister Jörg Albrecht "von der Entspanntheit und der Zeit, die sie mitbringt". Auch zum kleinen Plausch habe es gereicht. "Wie groß ist Sinsheim eigentlich?" habe die Kanzlerin wissen wollen. Albrecht habe ihr daraufhin von Sinsheims vielen Stadtteile berichtet. Und nannte zwei, die auch überregional häufig genannt werden: Hoffenheim, das für seine TSG bekannt ist, und Steinsfurt, dass wegen der Staumeldungen häufig im Verkehrsfunk auftaucht. Merkels Antwort habe dann für Schmunzler gesorgt: "Jetzt habe ich schon drei Stadtteile gelernt: Hoffenheim, Steinsfurt und Sinsheim."
> Kein Stadtbesuch: Merkels Zeitplan ist eng, am Nachmittag weilte sie in Schwanau.
> Kritisch äußerten sich zahlreiche Nutzer der sozialen Netzwerke im Internet: Unter anderem wurde Merkels Besuch als unerwünscht bezeichnet. "Denen würde ich einmal fünf Minuten mit der Kanzlerin wünschen", erklärte der OB und zeigte kein Verständnis für negative Kommentare. Albrecht empfand sie als "völlig bodenständig".
> "Sinsheim war Mittelpunkt Deutschlands heute Morgen", schrieb das Stadtoberhaupt begeistert. Die Eröffnung hat er als außergewöhnlich empfunden: "So etwas werden wir so schnell nicht mehr erleben."
> Reisen die Ehrengäste klimaneutral an? Mit diese Frage hatte sich ein Leser an die RNZ gerichtet. Die kurze Antwort: eventuell einer. Reiner Mathar, früher im hessischen Kultusministerium tätig, war am pädagogischen Konzept des Angebots "Bildung für nachhaltige Entwicklung" beteiligt und kam mit dem Elektroauto aus Schwäbisch Gmünd. Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam mit einem so genannten Hybrid. Der Mercedes S 400 verfügt über einen 306 PS starken Benzin- sowie einen 27 PS starken Elektromotor.
> Eine Lobeshymne auf die Region sang Ministerpräsident Kretschmann: Mit dem Stadion, der Badewelt, dem Technik-Museum und nun der Klima Arena biete der Kraichgau eine "Erlebnislandschaft der Extraklasse". Und es ging noch weiter: "Die sanfte Hügellandschaft hebt 365 Tage im Jahr die Stimmung." Zu einem SNH-Kennzeichen äußerte er sich nicht.
> Großes Medieninteresse: Neben mehreren Vertretern der RNZ fanden sich Dutzende Journalisten, Fotografen und Kamerateams zur Eröffnung ein. Nicht jeder bekam das, auf was er gehofft hatte: Eine junge Frau eines privaten Fernsehsenders zeigte sich enttäuscht, dass Merkel nicht zum Interview bereit war. Und wer sie mit einem Exponat ablichten wollte, wurde von einem Mitarbeiter des Bundespresseamts gebrieft und musste sich mit Kollegen etwas drängeln. "So eng ist es auf Terminen sonst nicht", scherzte RNZ-Fotograf Siegfried Lörz.