Edingen-Neckarhausen

Kindergarten St. Martin wird endlich saniert

Diese Woche soll Schwesternhaus abgerissen werden - Streit um Baugenehmigung machte viele Probleme

04.08.2019 UPDATE: 05.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Eigentlich sollte zuerst der Neubau in Angriff genommen werden und dann die Sanierung des Altbaus folgen. "Damit es schneller geht, haben wir die Rheinfolge jetzt umgekehrt", sagt Pfarrgemeinderat Wolfgang Hanisch. Fotos (2): Schröder

Von Katharina Schröder

Edingen-Neckarhausen. Kurz vor den Ferien ist viel Betrieb im Edinger-Neckarhäuser Kindergarten St. Martin. Die Sanierung des Gebäudes hat begonnen, in dieser Woche soll das Schwesternhaus abgerissen werden. An dessen Stelle wird ein Anbau entstehen. Vorausgegangen waren lange Streitigkeiten, die sogar eine Förderung in Frage stellten.

Ursprünglich sollten die Arbeiten bis zum ersten Quartal 2020 abgeschlossen sein. Doch die Beschaffung der Baugenehmigung machte Probleme. Nach langem Hin und Her bezahlte der Träger, die Katholische Pfarrgemeinde, eine Baugenehmigungsgebühr, damit sich die Arbeiten nicht noch weiter hinauszögern. Dagegen aber legte die Seelsorgeeinheit St. Martin Widerspruch beim Landratsamt ein.

Demnach ist die Kirchengemeinde eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und dadurch von der Genehmigungsgebühr befreit, sofern im öffentlichen Interesse gebaut wird. Der Widerspruch schlug Wellen, das Ordinariat Erzdiözese Freiburg schaltete sich ein, schließlich sollte der Träger die Gebühr doch nicht zahlen. "Wir handeln ja auf Wunsch der politischen Gemeinde", erklärt Pfarrgemeinderat Wolfgang Hanisch, damit sei das öffentliche Bauinteresse gegeben. Denn die Gemeinde prognostizierte 2012 einen steigenden Bedarf an Krippeplätzen. Deswegen soll die Einrichtung auch um eine Gruppe vergrößert werden.

Wolfgang Hanisch. Fotos: Schröder

Hanisch warnt davor, das 1,5-Millionen-Euro Projekt nur auf eine Gruppe zu beziehen. "Zu sagen, das sei zu teuer für eine neue Krippegruppe, ist die falsche Sichtweise. Wenn wir nicht bauen, schrumpfen wir." Denn die Ansprüche an einen Kindergarten sind seit dem Bau der Einrichtung 1977 deutlich gestiegen. Schon die zunehmend geforderte Ganztagsbetreuung bringe viele neue Aufgaben mit sich. So sind unter anderem ein Essensraum und eine Küche nötig. Auf lange Sicht hätte sich der Kindergarten für ein vorschriftsgemäßes Betreuungsangebot in den bestehenden Räumen daher um eine Gruppe verkleinern müssen. So investiere man im Grunde genommen also in zwei Gruppen.

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Durch die lange Uneinigkeit über die Baugenehmigungsgebühr verzögerte sich der Zeitplan. "Wir haben mindestens ein halbes Jahr Verspätung", sagt Hanisch. Das könnte auch zum finanziellen Problem werden. Denn der Neubau wird gefördert durch das Investitionsprogramm des Bundes 2017-2020 zur Kinderbetreuungsfinanzierung. Bei zu langer Verzögerung könnte diese Förderung entfallen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde sie jedoch zugesichert, sagt Hanisch.

Auch auf die Bauarbeiten wirkt sich die Verzögerung aus. Eigentlich sollte zuerst der Neubau in Angriff genommen werden und dann die Sanierung des Altbaus folgen. "Damit es schneller geht, haben wir die Rheinfolge jetzt umgekehrt." Schon jetzt werden also die Räume im Altbau saniert. "Es klopft überall fleißig bei uns", sagte Hanisch. Dort, wo in Zukunft der Neubau sein soll, befindet sich aktuell ein altes Schwesternhaus. Das soll diese Woche abgerissen werden, damit der Neubau beginnen kann. Hanisch geht davon aus, dass dieser im September beginnen kann.

Ein weiteres Problem sei es, Firmen zu finden, die Aufträge übernehmen. "Kaum jemand wollte den Abriss oder den Neubau übernehmen", erzählt Hanisch. "Es gab auf die öffentliche Ausschreibung nur zwei Angebote, und eins war so teuer, dass davon auszugehen ist, dass die Firma den Auftrag gar nicht wollte." Nur dem Architekten sei es zu verdanken, dass sich überhaupt eine Firma fand.

Das wirkt sich auch auf die Sanierung des Dachs im Altbau aus. Dort wird Asbest vermutet. Eigentlich sollte die Dachsanierung deswegen in den anstehenden Sommerferien des Kindergartens vorgenommen werden. "Asbest entfernen, wenn die Kinder darunter rumlaufen, geht nicht", sagt Hanisch. Allerdings will bislang keine Firma diese Arbeit übernehmen. "Wir hoffen jetzt auf die Herbstferien."

Zeitlich sei das Projekt zwar verzögert, was die Kosten betrifft, sieht es nicht ganz so schlecht aus. "Wir gehen momentan von 20 Prozent mehr beim Altbau aus, beim Neubau bin ich optimistisch", sagt Hanisch. Altbau sei einfach ein anderes Wort für Überraschung, man finde immer etwas, womit man vorher nicht gerechnet habe. Und wann sollen die Arbeiten abgeschlossen sein? "Ich träume vom Beginn des nächsten Kindergartenjahres, also Ende August 2020."

Der Anbau soll große Fenster an der Seite und Dachfenster haben, "schön hell und freundlich". Außerdem braucht er eine Außentreppe als Fluchtmöglichkeit. Es soll entweder einen Ruheraum und einen Beschäftigungsraum je Stockwerk oder zwei Ruheräume und zwei Beschäftigungsräume geben. Außerdem einen Gruppenraum pro Etage. Vorschriftsgemäß soll zur Inklusion auch ein Fahrstuhl gebaut werden.

An einen Raum für zunehmend geforderte Elterngespräche sei auch gedacht. Die Küche soll im Altbau saniert werden. Auch eine Fotovoltaik-Anlage soll installiert werden.

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